Katholische Kapelle Alsenz feiert Jubiläum
3. und 4. Oktober: 90. Geburtstag
Alsenz. Sie thront hoch über der Kapellenstraße Richtung Kalkofen in Alsenz und wird 90 Jahre alt: Die Alsenzer katholische Marienkapelle. Während man bei einem Menschen von einem gesegneten Alter spricht, sind 90 Jahre für ein Kirchengebäude eigentlich ein junges Alter. So wurde zum Beispiel die heutige protestantische Alsenzer Kirche am Kirchberg zum ersten Mal 893 erwähnt oder in Oberndorf die Simultankirche erstmals 1128.
Nach fast 4oojähriger Unterbrechung erhielten am 3. und 4. Oktober 1931 die Katholiken von Alsenz, Kalkofen und Winterborn wieder ein eigenes Gotteshaus, so schreibt der ehemalige katholische Geistliche Norbert Kaiser in der Ortschronik "1200 Jahre Alsenz" 1975. Die bisherigen Fußwege zur einzigen katholischen Kirche der Pfarrei nach Oberndorf waren dem ein oder anderen Gläubigen damals zu weit geworden und es bestand zudem Hoffnung, dass der stetige Rückgang der Zahl der Katholiken in Alsenz
selbst mit dem Bau einer eigenen Kirche aufgehalten werden könnte. Wechselreich war die Geschichte sowieso: Alsenz gehörte fast 800 Jahre zur Diözöse Mainz. Bei der Neuordnung der Kirchenbezirke 1817 kam es zu einem Wechsel nach Speyerer, da die Pfalz 1816 nach dem Zusammenbruch des Napoeonischen Reiches bayerisch geworden war. Derzeit sind laut Angaben des zuständigen Pfarramtes St. Disibod in Feilbingert noch 251 katholische Christen in Alsenz, 24 in Kalkofen und 23 in Winterborn kirchlich registriert.
Zurück zu 1931: Nach der Weihe der beiden Glocken am Vortag segnete der damalige Speyerer Bischoff Dr. Ludwig Sebastian am 4. Oktober auch persönlich die Kirche zu Ehren Mariens, der Helferin der Christen. Als zweiter Patron wurde der hl. Maximin gewählt, dem auch die protestantische Kirche am Kirchberg geweiht ist. Der Bischof empfahl dann das neue Gotteshaus auch eifrig zu besuchen, "denn Not lehrt beten", so seine Worte. Gekonnte Liedvorträge des Cäcilienvereins Obermoschel waren die richtige
Umrahmung dieses feierlichen Aktes, die nach der bischöflichen Weihe mit dem gemeinsamen Lied "Großer Gott wir loben dich" durch Gemeinde und Chor abgeschlossen wurde.
Die ersten Schritte zum Bau einer katholischen Kirche wurden 1928 mit dem Kauf eines geeigneten Grundstückes in die Wege geleitet. Alsenz war größer als alle anderen Filialorte zusammen und Mittelpunkt der Pfarrei. Architekt und Oberbauinspektor war der Neustädter Winfried Blum, aus Oberndorf stammend. An der öffentlichen Ausschreibung für die Kirche gab es ein großes Interesse, denn die Not war groß in dieser Zeit. Über 3 Millionen Arbeitslose wurden gezählt und die wirtschaftliche Lage insgesamt schlecht in Deutschland.
Erster Spatenstich und Grundsteinlegung
Der erste Spatenstich erfolgte in aller Stille am 29. September 1930. Ein erster Festtag mit Beflaggung der Häuser und Festumzug zum Bauplatz der Kirche war die Grundsteinlegung am 16. November 1930. Der Speyerer Bischof und Oberhirte der Diozöse fand wieder persönlich den Weg in die Nordpfalz und er sprach auch gütige Worte der Anerkennung und des Dankes an die Seelsorger und die Gemeinde. Die eingemauerte Urkunde hatte folgenden Text: "Groß ist die Not der Zeit, furchtbar ernst die wirtschaftliche Lage in unserem Vaterland- über 3 Millionen Arbeitslose. Groß ist aber auch die Opferwilligkeit der Katholiken von Alsenz, Kalkofen und Winterborn, sowie derer von Oberndorf und Mannweiler, die trotz der eigenen Not unter großen Opfern diese Kapelle bauen, ermutigt und unterstützt durch hochherzige Spenden unseres Bischofs."
Bis Weihnachten 1930 war der Rohbau der neuen Kirche fast fertiggestellt. Gegenüber den ursprünglichen Plänen von Architekt Blum wurde das Projekt etwas "bescheidener" umgesetzt, so umschreibt es ein Zeitungsartikel aus dieser Zeit. Größtenteils einheimische Geschäftsleute haben den Rohbau und die Inneneinrichtung erstellt. Die Ausstattung der Kirche war einfach, aber dennoch würdig. Der Altar war aus rotem Marmor. Neben der Kanzel gab es zwei kunstvolle Glasfenster der Firma Mayer aus München, sie stellen Maria als Schutzfrau der Christen und den hl. Michael dar.. Die Glocken sind von der Firma Hamm aus Frankenthal und haben ein Gewicht von rund elf Zentnern. 1942 musste kriegsbedingt die größere der beiden Glocken abgebaut werden. Bei einem Bombenangriff im Krieg auf den Tunnel in der Nähe des Alsenzer Bahnhofes nahm auch die Kapelle Schaden.
Erst Ostern 1946 konnte die Kapelle wieder für den Gottesdienst genutzt werden. 1970 wurde der Altarraum größtenteils in Eigenleistung umgestaltet. Der Alsenzer Werner Kilian wurde 1974 zum Priester geweiht, die Primizfeier konnte aus Platzgründen nicht in der Alsenzer Kirche stattfinden, sondern wurde in die größere Kirche nach Oberndorf verlegt. Das Dankamt am Nachmittag fand dann aber wieder in Alsenz statt. Seine Diakonausbildung schloss der Alsenzer Alban Schmitt 1981 ab, es ist im 50. Jubiläumsjahr der Kirche, das auch seitens der Kirchengemeinde -wie auch das 6ojährige Jubiläum 1991- gefeiert wurde.
1988 musste die Kirche wegen einer anstehenden Innenrenovierung und der Erneuerung der Dacheindeckung wieder für eine Zeitlang geschlossen bleiben.Ein neuer Altar wurde 1990 von Bischof Dr. Anton Schlembach geweiht, 1994 gab es eine neue Orgel mit sieben Registern und 400 Pfeifen die von der Firma Mayer aus Hensweiler eingebaut wurde. Laut dem zuständigen Pfarramt hl. Disibod in Feilbingert gab es coronabedingt für das 90jährige Jubiläum keine konkreten Planungen für Veranstaltungen oder einen Festgottesdienst, kurzfristig hat man sich jetzt doch entschieden, am Sonntag, 10. Oktober, 14 Uhr zu einem Fest- und Dankgottesdienst nach Alsenz in die Katholische Kapelle einzuladen. Wer daran teilnehmen will, sollte sich beim Pfarramt in Feilbingert anmelden, die Kirche selbst ist an diesem Sonntag ab 10 Uhr zur Besichtigung geöffnet, nach dem Gottesdienst gibt einen kleinen Stehempfang mit Kaffee und Kuchen, der erstellte Film über die Jubiläumskirchen in Alsenz und Schmittweiler kann gesehen werden.
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Vor Corona war in etwa alle vier Wochen einmal Gottesdienst in der Alsenzer Kirche, wobei aus Alsenz selbst nur vereinzelt Personen teilnahmen, die anderen bis zu zehn Personen kamen aus Nachbargemeinden der Pfarrei, so die Info durch die katholische Gemeindereferentin Jutta Zwehn-Gaul. Da auch die katholische Kirche in Schmittweiler im November 90 Jahre alt wird, ist ein kleiner Film über die Historie der beiden Gotteshäuser entstanden, ebenso enthält dieser Grußworte von Ortsbürgermeistern und Pfarrern, so Zwehn-Gaul. Kirchen wurden schon immer von Menschen mit einem großen Glauben und Gottvertrauen gebaut und die Zukunft der Kirchengebäude liegt in der Hand der Menschen, die sich um sie sorgen und vor allem in Gottes Hand. Mit diesem so passenden Satz endet der Filmbeitrag über das Jubiläum der beiden Kirchen in der Nordpfalz.
Autor:Arno Mohr aus Alsenz-Obermoschel |
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