Besuch in Heimat der Vorfahren
Honig-Familie in Alsenz
Alsenz."Ich komme hierher und fühle anders, als in allen anderen Orten der Welt", weil ich hier in Alsenz, dem Wohn- und Heimatort meiner jüdischen Vorfahren, meine familiären Wurzeln deutlich spüre". Dies sagte am ver gangenen Samstag Benson Honig, Professor für Resources und Managment an der DeGrote School auf Business in Hamilton/Canada bei seinem Besuch in Alsenz mit seiner Frau Dina und seinem Neffen Arie Richter, der in New York wohnt.
Bensons Vater Heinz "Jack" Honig ist in Alsenz aufgewachsen. Dessen Vater, Julius Honig, starb als Jack drei Jahre alt war und er ist auch auf dem jüdischen Friedhof Alsenz beerdigt worden. Jack und sein jüngerer Bruder Jules wurden von ihrer Mutter Rudolphine Honig, geborene Sternheimer und ihrer Großmutter Sarah Sternheimer großgezogen. Sie lebten in dem Alsenzer Haus, in dem Rudolphine aufgewachsen war, in einer Wohnung über dem früheren Schuhgeschäft, das die Familie Sternheimer in der Hauptstraße besaßen und bis zu ihrer Deportation in das Lager Gurs in Frankreich, auch noch führten und betrieben. Das Haus wurde während des Krieges zerstört. Bereits im Novemberpogrom 1938 wurden die beiden von jüdischen Familien noch bewohnten Häuser verwüstet. 1939 lebten noch fünf jüdische Einwohner in Alsenz. Zwei von ihnen starben nach der Deportation im Oktober 1940 nach Gurs, zwei wurden in Ausschwitz ermordet.
An das Schicksal der von Alsenz am 22. Oktober 194o nach Gurs deportierten vier Frauen (Lina Gottscho, Ella Liepold, Sarah Sternheimer und Rudophine Honig ) erinnert ein sogenannter "Stolperstein" am Gottscho-Platz", den die Gemeinde Alsenz auf dem Freigelände des früheren Hausgrundstücks der "Gottschos" an der Kreuzung in Richtung Kalkofen errichten ließ.
Heinz wurde als 16jähriger ins Konzentrationslager nach Dachau eingeliefert und erfuhr einen für ihn unvergeßlichen Horror. 1939 wurde er entlassen und konnte mit einem jüdischen Kindertransport nach England emigrieren, nachdem sein Bruder Jules bereits in die USA gelangt war, wohin ihm Heinz am 7. April 1940 von England aus folgte. Die restliche Familie kam im Holocaust um. Heinz kam zusammen mit den ersten US-Besatzungsgruppen im 2. Weltkrieg dann wieder zurück nach Deutschland, wo er als Dolmetscher und Organisator für die US-Armee eingesetzt war. 1945 besuchte er seinen Heimatort Alsenz, fand nur noch Trümmer des Hauses seiner Familie, das alliierten Bombern zum Opfer gefallen war.
Der frühere Eigentümer der ehemaligen Synagoge, Pfarrer Klaus Knerr aus Frankfurt am Main war Mitinitiator für ein Buch mit dem Titel "Jack Heinz Honig -Meine Familiengeschichte, "das 2010 im Alten Rathaus Alsenz vorgestellt wurde. Hier erzählt Jack Heinz Honig, wie er von Alsenz über England in die Vereinigten Staaten wieder als Soldat nach Deutschland zurückkam. Auch berichtet er über sein erfolgreiches Leben in Amerika. Die Alsenzer Ortsbürgermeisterin Karin Wänke empfing mit Michael Bauer, der die ehemaligen und jetzigen noch vorhandenen jüdischen Einrichtungen bei einem Rundgang mit den Besuchern vorstellte und Ruprecht Beuter die Honig-Delegation aus Kanada/USA am Alten Rathaus. Neben dem Gottscho-Platz (Bild) war dann das ehemalige Synagogen- und Schulgebäude (erbaut 1762-1765), das noch mit Betsaal erhalten ist wie auch den jüdische Friedhof mit dem Grab der Großeltern von Benson Honig Ziel. Dieser freute sich besonders über die Delegation der Gemeinde als Begleitung, weil er beim letzten unangekündigten Besuch das verschlossene Tor des Friedhofes noch überwinden musste, um zum Grab der Angehörigen zu gelangen. Nach dem jüdischen Totengebet am Grab des Großvaters dankten die Besucher nochmals Ortsbürgermeisterin Karin Wänke für die gewährte großartige Gastfreundschaft.
Ruprecht Beuter hatte zuvor die Honig-Familie in die derzeitige Gurs-Ausstellung zur Sparkasse Rockenhausen begleitet,
ebenso war Teschenmoschel mit dem dortigen Friedhof, wo ein weiterer Angehöriger beerdigt ist,ein Besuchsziel.
Bensons Honig besonderer Wunsch war, dass auch die nächste Generation den Bezug der Familie nach Alsenz nicht
vergißt. Das scheint gesichert, denn Neffe Arie Richter, Künstler und Professor, nutzte die Mitfahrt nach Deutschland
gleichzeitig für Recherchen für eine sogenannte Graphic Novel (illustrierter, grafischer Roman) über die Honig-Familie. Unser Bild zeigt am Grabstein des Großvaters Benson Honig -Mitte-, links seine Frau Dina und rechts Neffe Arie Richter.
Autor:Arno Mohr aus Alsenz-Obermoschel |
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