Neue Ansätze für Pflege
Sozial-Minister Alexander Schweitzer zu Besuch

Rockenhausen. Die von der Landtagsabgeordneten Jaqueline Rauschkolb (SPD) organisierte Veranstaltung "Zukunftsfaktor Pflege ? Leistungsfähige Strukturen, Neue Konzepte" in der Donnersberghalle Rockenhausen mit dem rheinland-pfälzischen Minister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung, Alexander Schweitzer, fand viele Zuhörer, darunter etliche in der Pflege tätige Personen.
Ärztemangel Thema -
Überlagert war das Thema aber von dem Ärztemangel in der Region, wie ein aus dem Appteltal kommender Besucher ganz am An-fang dem Minister und der Abgeordneten schilderte. Für den seit Anfang des Jahres erkrankten und fehlenden Hausarzt in Gaugreh- weiler, dem einzigen im ganzen Appeltal, gebe es keine Vertretung. Weder in Rockenhausen, wo er hin verwiesen worden sei, hätten Hausärzte Bereitschaft signalisiert, ihn als Patient aufzunehmen noch in Wendelsheim bei Dr. Gerhardt sei er untergekommen, obwohl er eine Vielzahl von Arzneien am Tag einnehmen müsse. So wie ihm ginge es vielen Patienten. Nun wolle er wohl oder übel in Bad Kreuznach nach einem Arzt suchen, der ihn behandle.

Auch Stadtbürgermeister Ralf Beisiegel aus Obermoschel schilderte dem Minister -der dafür eigentlich gar nicht zuständig ist, son- dern das Gesundheitsministerium von Minister Hoch, wie Schweitzer beiläufig erwähnte-, die ärztliche Situation in der Region um Obermoschel und die ergriffene Initiative von cica 15 Gemeinden, auch aus dem Nachbarlandkreis Bad Kreuznach, hier selbst tätig zu werden. Ein Problem sei allerdings schon wieder die Bürokratie. So seien die Ärzte, die Bereitschaft erklärten, wenigstens tageweise die Praxis in Obermoschel aufrecht zu erhalten, sozialversicherungspflichtig zu beschäftigen und nicht auf Honorarbasis wie geplant. Ein Novum sei sicherlich, dass diese Ärzte nach über 30jähriger Praxistätigkeit vor Ort jetzt auch noch Führungszeug- nisse vorzulegen hätten. Ärzte mit anderen Fachrichtungen bekämen kurzfristig keine Zulassung für die Hausarztpraxis, obwohl sie dort arbeiten wollten. Dass in Obermoschel selbst was getan wird mit kreativen Ideen und nicht nur auf die Kassenärztliche Vereini- gung gewartet werde, fand der frühere Gesundheitsminister Schweitzer sehr gut. Und dies sei eine Aufgabe für die Zukunft, die er im Rahmen seiner Möglichkeiten gerne unterstützen wolle. Wegen der künftigen Arztversorgung und der geschäftzen EDV- Anpassungskosten von 60.000 Euro in Obermoschel sowie deren Finanzierung sei ein Gespräch mit dem Gesundheitsministerium anberaumt, so Beisiegel. Eine Arztpraxis sei schon ein sehr wichtiger Infrastrukturbestandteil einer Gemeinde, fand auch der Minister.
Geriatrieschließung Krankenhaus Rockenhausen
Zur angesprochenen Situation der Schließung der Geriatrie im Krankenhaus Rockenhausen, die nicht zu der von der Politik in der
Corona-Pandemie verkündeten Stärkung der örtlichen Gesundheitsstrukturen passe, antwortete der Minister, dass dies der Träger
beantworten müsse und dass er in der Zeitung darüber n den letzten beiden Tagen gelesen habe. Viel sagen dazu könne er aller-
dings nicht, weil sein Ministerium dazu auch noch noch nicht vom Träger des Krankenhauses diekt informiert wurde. Seiner Auf-
fassung nach müssten die Beteiligten hier in der Region zunächst mal miteinander darüber reden.
Glantalklinik Meisenheim/Glan als Muster -landesweit allerdings noch nicht übertragen
Das letzte Krankenhaus, das noch unter seiner Ägide als Gsundheitsminister neu gebaut wurde, sei die Glantalklinik in Meisenheim/
Glan gewesen, die 2014 eingeweiht wurde. Dort gebe es moderne Ansätze, die funktionierten, aber noch nicht landesweit überall
übertragen wurden, erinnerte sich der Minister und nannte ein Beispiel, wie es gut laufen könnte mit Krankenhäusern.
Pflege
Zum Thema Pflege sagte Schweitzer, dass in den letzten Jahrzehnten ein Sozialstaat aufgebaut worden sei, der auch die ambu-
lante und stationäre Pflege beinhalte. Nach wie vor würden 60 Prozent der Pflegebedürftigen in der Familie betreut, so sein Hinweis.
Trotz Einschränkungen durch die Corona-Pandemie und jetzt den Ukrainekrieg sei Pflege nach wie vor eine "große Baustelle", wie es
der Minister formulierte. Nicht alles sei hier aber schlecht, betonte der ausdrücklich. Es gebe allerdings aber ständig viel zu tun, egal
ob es die Entlohnung sei oder die bessere Gestaltung des beruflichen Umfeldes mit Entlastungen bei der Bürokratie, der Arbeits-
dichte, eigenen Entscheidungszuständigkeiten und anderen Dingen. Gerade die negative demografische Entwicklung im ländlichen
Raum mit vermehrter älterer Bevölkerung bedürften neuer Ansätze. Hier seien das Westpfalz-Klinikum und und das Pfalz-Klinikum mit ihrer Arbeit bislang schon auf einem guten Weg, wie er fand und lobte. Es müsse aber weiter an innovativen Lösungen wie der Telemedizin gearbeitet werden. Das Land unterstütze diese Arbeit bereits gerne mit 135 Pflegestützpunkten vor Ort, ebenso seit einigen Jahren mit der Gemeindeschwester Plus, die Hochbetagte zwar nicht selbst pflegten, aber vor Ort präventiv besuchten und sich um sie kümmerten. Bis zum Jahr 2025/2026 soll dieser Dienst auf bis zu 54 Gemeindeschwester plus-Stellen in Rheinland-Pfalz verdoppelt werden, weil sie sich bewährt hätten, so der Minister. Im Donnersbergkreis arbeiten zwei Frauen in diesem Bereich. Hier sollten die Kommunen in die Mitverantwortung genommen werden und mit einer Pflegestrukturplanung ein guter Mix zwischen stationärer und ambulanter Hilfe für die Region gefunden werden. Auch bei den Verbraucherzentralen seien Beratungsstellen für Pflegende eingerichtet worden. Das Problem sei eigentlich, dass in der Pflege jeder persönlich vom Leben im Alter eine eigene Vorstellung habe. Eigentlich wollten alle in den eigenen vier Wänden alt werden. Diese Vorstellungen passten aber oft nicht mit den vorhandenen Angeboten zusammen. Der Minister war auch dafür, die Fachkräfte noch mehr in den Blick zu nehmen. Zusammen mit den Gewerkschaften sei eine Fachkräfteinitiative entstanden. 2021 sei die Zahl der Ausbildungsverhältnisse in der Pflege gestiegen, allerdings scheiden auch viele wieder früh aus. Die Arbeitsplätze müssten künftig so gestaltet werden, dass die Fachkräfte länger in der Pflege blieben und nicht wegen Frust und Überlastung in andere Berufe wechselten Die beachtlichen Lohnzuwächse in Rhein- land-Pfalz von 15 Prozent hätten allerdings nicht Schritt gehalten mit den Ansprüchen an die Qualität der Arbeit und den allgemein-  en Kostensteigerungen.
Mobile Ärzteteams
Chefarzt Andes Fernandez vom Pfalz-Klinikum in Rockenhausen nannte das Beispiel seines Hauses, wo zwei Arzteteams mit Pflegekräften zu Hause Vor-Ort-Besuche machten. Dies sei auch für die Human-Medizin und für die Pflege mit Einsatz von Telemedizin gerade im ländlichen Raum nachahmenswert. Auch der Numerus-Clausus und die Studienplatzverteilung seien zu überdenken, um mehr Ärzte zu gewinnen, so der Mediziner. Auch das Modell der US-Armee in Ramstein, wo Soldaten weltweit mit Telemedizin behandelt würden oder ein kanadisches Modell seien in diesem Zusammenhang gute Praxisbeispiele, wie Medizin und Pflege künftig aussehen könne. In diesem Zusammenhang wurde auch vorgeschlagen, einen Mediziner anzustellen, der Hausbe- besuche, ähnlich oder sogar zusammen mit der Gemeindeschwester Plus, mache.
Neue Praxismodelle notwendig
Der Minister sprach sich für neue Praxismodelle mit festen Arbeitszeiten im ländlichen Raum, bei denen auch das übrige Leben der Mediziner nicht zu kurz komme. Die Welt der 60er- und 70er Jahre im ärztlichen Bereich sei nicht zu halten und mit mehr Studien- plätzen und dem Landarztmodell sowie der Stärkung von Telemedizin -die schon Leben gerettet habe- versuche die Regierung hier, Abhilfe zu schaffen, so Schweitzer. Der Vorschlag eines Versorgungszentrums für Plfege statt eines medizinischen Versorgungs- zentrums will der Minister aufgreifen. Thematisiert wurde auch, wie mit jungen Pflegebedürftigen umgegangen werde, hier seien zu wenig Angebote auf dem Markt. Positive Rückmeldungen mit guten Kontakten zu den Schulen gab es bei der Frage der Nachwuchs- gewinnung für Pflegekräfte.
116117 in Kritik
Kritik gab es auch an der Schließung der ärztlichen Bereitschaftsdienstzentralen und der neuen ärztlichen Bereitschaftsdienst- nummer 116117, wo man oft sehr lange in der Warteschlange hänge und keine Hilfe bekomme. Besser sei es dann gleich, die Notrufnummer 112 zu wählen, so die Erfahrung einer Besucherin, die sich zudem gegen die komplette Digitalisierung wehrte, etwas Menschlichkeit gehöre hier dazu. Ältere Leute hätten Probleme damit, allein schon beim Telefonieren. Oft seien hier auch keine Computer oder Laptops im Haus. Bei der Ruf-Nummer 116117 sei eine Überarbeitung durch die Kassenärztliche Vereinigung bis Sommer zugesagt, auch sie hätten die Defizite mittlerweile erkannt, wusste der Minister.

Autor:

Arno Mohr aus Alsenz-Obermoschel

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