Alte-Welt-Initiative
Strukturlotsen stellen sich in Obermoschel vor
Obermoschel. Hoch oben über der kleinsten Stadt der Pfalz auf der Moschellandsburg wurde im vorigen September der Alte-Welt-Verein gegründet Jetzt traf sich die Initiative für die Region zwischen den Flusstälern des Glans, der Lauter und der Alsenz, die von den vier Landkreisen Bad Kreuznach, Donnersbergkreis, Kusel, Kaiserslautern und der Evangelischen Kirche gebildet wurde, erneut in Obermoschel. Eingeladen hatten die mittlerweile fünf für drei Jahre fest angestellten Strukturlotsen für die sogenannten "Alten Welt" zum Auftakt- und Netzwerktreffen im Weinpark des Weingutes Schmidt. Dabei stellten sie sich selbst und ihre Aufgaben den rund 60 Besuchern aus Politik, Wirtschaft, Handwerk, Kirche und und Gemeinden bei einem Ge(h)spräch vom Weinpark aus über das Mehrgenerationengelände vorbei am Keiper-Haus in der Kanalstraße und dann wieder zurück zum Startpunkt im Weinpark, vor. Möglich gemacht hat dieses bundesweit einmalige Verbundprojekt über vier Landkreise und mit der Protestantischen Kirche -wissenschaftlich von der Kommunalen Stelle für Verwaltungsmanagment ( KGST) sowie der Bertelsmannstiftung begleitet und Modellcharakter hat- eine Förderung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft in Höhe von rund 1 Million Euro.
Ziel der Initative ist es, der eigenen Stärken bewusst zu werden und das Selbstwertgefühl nach innen zu steigern sowie die Region in den Bereichen der Wirtschaft, des Tourismusses, der Gesundheit sowie bei der Innenentwicklung der kleinen Städte und Gemeinden in dieser Zeit positiv nach vorne zu bringen, wie es die drei anwesenden Landräte Rainer Guth, Donnersbergkreis, Otto Rubly,
Kusel, zugleich auch Alte-Welt-Vereinsvorsitzender sowie Ralf Lessmeister, Kaiserslautern in Obermoschel beim offenen Austausch und Nachgespräch im Weinpark formulierten. Man wolle bei diesen Treffen auch hören, was den Menschen vor Ort in den beteiligten Landkreisen wichtig sei, welche Idee sie dazu haben. Sebastian Stollhof von der Kreisverwaltung Donnersbergkreis übernahm dabei die Moderation. Nicht von"oben" soll etwas vorgegeben werden, sondern mit den Menschen in der Region für die Menschen, die hier
leben von "unten" gemeinsam mit dem Schmieden von guten Ideen etwas entwickelt und mit Hilfe der Strukturlotsen voran getrieben werden, wie Wirtschaftsförderer Reiner Bauer vom Donnersbergkreis in der Begrüßung im Weinpark betonte. Auch hier gelte es, vorhandene Fördermöglichkeiten für die Region und das jeweils einzelne Projekt zu nutzen. Deshalb seien diese Netzwerkgespräche so wichtig, um sich gegenseitig kennen zu lernen, etwas voneinander zu lernen oder zu hören, wo der "Schuh
drückt". Aufgabe der Strukturlotsen sei neben der zentralen Anlaufstelle für Beratungen und Kontakte auch das Einsammeln von Ideen und die Suche nach weiteren Fördergeldern für die Region. Sie sollen aber auch Impulsgeber für den jeweiligen Bereich sein und neu innovative Ideen einbringen oder begleiten. Leider habe die die Coronapandemie die 2018 ins Leben gerufene Initative zeitlic etwas ausgebremst, was jetzt durch vermehrte Treffen und Arbeit allerdings wieder aufgeholt werden soll, so der Wirtschaftsförderer.
Die fünf Strukturlotsen: Donnersbergkreis Tobias Zirker (32) Studium der Sportökonomie, Schwerpunkt Wirtschaft, B.A. zuständig für den Bereich Wirtschaft, Förderung des Handwerks, Fachkräftegewinnung, Digitalisierung der Arbeitsweil/neue Arbeits- und Wohnmodelle sieht die Nähe zu Forschung und Wissenschaft der Uni Kaiserslautern als Vorteil, junge Menschen sollen vermehrt in der Region ausgebildet und auch danach auch hier gehalten werden, Iniative zur Fachkräftegewinnung in Bezug auf Handwerksberufe notwendig wie es auch noch eines Schubes in der Breitbandversorgung und Digitalisierung bedürfe.
Landkreis Kaiserslautern: Lena Hoim (25), studierte Nachhaltiges Regionalmanagment B.Sc. in Rottenburg und ist zuständig für die Innenentwicklung der Gemeinden, Ortsbild als Visitenkarte entwickeln und Leerstände zum Leben zu erwecken sieht ein großes Potential. Die kleinen Gemeinden hätten großen Charm, alte landwirtschaftliche Gebäude gelte es umzugestalten zu Wohn- und/oder Arbeitsstätten, ebenso passende Leerstandsgebäude, in denen dann auch altersgerecht gewohnt werden könnte.
Landkreis Kusel: Marina Guliev (32), Master Nachhaltige Tourismusentwicklung in Heilbronn, ist zuständig für Tourismus/Gas- tronomie/Hotelerie. Sie sieht sehr viel Potenial und viele Möglichkeiten der touristischen Entwicklung in der Region Alte Welt. Gesucht würden noch Schnittstellen mit dem Bereich Gesundheit. Auch die Nachhaltigkeit im Tourismus sei wichtig und Einheimische müssten überzeugt werden, dass die Wertschöpfung aus dem touristischen Bereich die Region insgesamt stärke. Die Alte Welt sei sehr facettenreich, es gäbe viele Sehenswürdigkeiten, die es noch zu entdecken gilt.
Landkreis Bad Kreuznach: Heike Bruckner (55), Industriekauffrau und Dipl-Betriebswirtin ist zuständig für die Bereiche Gesundheit Hausärztemangel und kommunale medizinische Versorgungszentren. Auch auf sie sie wartet eine große Herausforderung vor dem Hintergrund der altersbedingten Aufgabe vieler Arztpraxen im ländlichen Raum und fehlendem Arztnachwuchs. Ebenso droht die Schließung von Krankenhäusern. Sie will helfen, die medizinische Basisversorgung in der Alten Welt sicherzustellen, auch mit Hilfe neuer kommunaler medizinischer Versorgungszentren wie auch Telemedizin. Ihr Ziel bezeichnete sie: In zehn Jahren soll durch eine ausreichende medizinische Versorgung in der Region niemand mehr Angst haben, alt zu werden. Dazu müsse auch Druck auf die Entscheider in Landes- und Bundespolitik ausgeübt werden, denn momentan sei die Region schon unterversorgt.
Landkreistag: Elias Klappner (30), studierte Geographie B.Sc., Regionalmanagment und Wirtschaftsförderung M.A., übernimmt die Vernetzung der vier Kollegen/innen untereinander und zum Land und Bund, fungiert als Ansprechpartner in rechtlichen und fachlichen Fragestellungen und bau ein Wissensmanagment mit bundesweiten Übertragbarkeitsansätzen für andere Landkreise dabei auf.
In der Aussprache betonte der Lettweilerer Ortsbürgermeister Volker Wagner in Bezug auf die Innenentwiicklung, "dass uns Instru- mente an die Hand gegeben werden müssen, dass wir verfallene Gebäude und Grundstücke auch erwerben können. Da gebe es derzeit große Hindernisse, wenn ein Eigentümer partout nicht an die Gemeinde verkaufen wolle". Verbandsbürgermeister Andreas Müller, VG Lauterecken/Wolfstein, der diese Alte-Welt-Initiative und die sich ergebenenden Fördermöglichkeiten für die Region so richtig gut fand, regte an, die Ortsgemeinden noch besser einzubinden, damit gemeinsam was auf die Beine gestellt und ein Multiplikatorenmodell von unten nach oben entwickelt werde. Gerade die ehrenamtlichen Ortsbürgermeister bräuchten Unterstützung bei den Förderanträgen. Deshalb soll der nächste Treffpunkt nicht an einem Nachmittag, sondern abends stattfinden,
so die Zusage der Organisatoren um Landrat Rainer Guth. Damit alle Ortsbürgermeister und interessierte Bürgerinnen und Bürger teilnehmen und sich einbringen können. Einigkeit bestand darin, dass die "5-K-Initative" zur richtigen Zeit und am richtigen Ort stattfinde, Gemeinsam sollten wir das für uns nutzen und ein neues Selbstbewusstsein in und für die Region schaffen. Die Alte Welt biete dafür viele Möglichkeiten, gerade in einer Zeit, wo der ländliche Raum wieder an Bedeutung gewinne, so das Schlußwort von Landrat Rainer Guth, bevor auch das Kelten-Sprudel und vor allem der Obermoscheler Wein probiert werden konnten.
Bild: von links Tobias Zirker, Marina Guliev, Elias Klappner, Heike Bruckner, Lena Hoim
Gut verkauft
Die fünf Strukturlotsen haben sich beim Netzwerktreffen gut präsentiert und sehr engagiert gezeigt, das war förmlich zu spüren. Das ist gut für die Region. Der Theorie folgt einmal die Praxis mit der Umsetzung. Es ist zu hoffen, dass sich bei weniger Coronazahlen jetzt noch mehr an dieser Alte-Welt-Initiative beteiligen können und mit innovativen Ideen einbringen. Es geht uns alle an, die Region zukunftsfest zu machen. Wenn dann auch noch die Förderanträge unbürokratischer werden, damit keine Person mit Professorentitel benötigt wird, um sie ausfüllen zu können, wie es Landrat Rubly aus Kusel am Ende beklagte, wäre noch etwas gewonnen. Jeder Förder-Euro bei künftigen nachhaltigen Projekten für die Alte Welt ist hochwillkommen, das Fundament dafür ist vorhanden.
A. Mohr
Autor:Arno Mohr aus Alsenz-Obermoschel |
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