Norbert Beisiegel stellt neues Buch vor "Maximilian Neu- Zum Nutzen und Frommen einer Gemeinde"
Verdienstvoller Bürgermeister Maximilian Neu (1817-1888) in Obermoschel

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Obermoschel. Im Rahmen der Buchvorstellung über den ehemaligen verdienstvollen Stadtbürgermeister Maximilian Neu, das von dem 79jährigen Autor und früheren Obermoscheler und heute in Kirchheimbolanden lebenden Norbert Beisiegel im Eigenverlag herausgegeben wurde, wurde dem ehemaligen Bürgermeister Neu auch eine Ehrung posthum zuteil. Stadtbürgermeister Ralf Beisiegel würdigte dabei Neu in kurzen Worten und stellte ein Bild des Geehrten, der von 1817-1888 in Obermoschel wirkte, vor. Darunter der schriftliche Hinweis, dass Neu am 3o. Mai 1848 beim König von Bayern sein Gesuch auf Wiedeerteilung der Stadtrechte stellte, zudem ist der Genehmigungstext abgedruckt: "Seine Majestät der König haben der Gemeinde Obermoschel den Titel "Stadt Gemeinde" zu verleihen und die Führung ihres früheren Wappens und Siegels allergnändigst zu genehmigen geruht" München, den 16. August 1849. Auf Seiner Königlichen Majestät allerhöchsten Befehl ! Das Bild mit Text ist künftig im Sitzungssaal des Alten Rathauses am Marktplatz zu sehen und wurde bei der Buchvorstellung durch Stadtbürgermeister Beisiegel dort angebracht. Ob es auch zu einer Verleihung der Ehrenbürgerrechte posthum komme, müsse der Stadtrat entscheiden, ob Beisiegel. Neu hatte sich in seiner Zeit aber auch große Verdienste auf anderen Gebieten wie der Verwaltung, dem Justizwesen, der Kirche oder auch der Verteidigung erworben, aber in hohem Maße die Interessen der Stadt überall gewahrt. Neu war laut Beisiegel ein demütiger und höchst humorvoller Mitmensch, der sich auch oft "selbst auf die Schippe" nahm.
Der Stadtbürgermeister konnte im verhüllten Alten Rathaus, das momentan umfassend saniert wird, und 2o Interessierte bei der
Buchvorstellung begrüßung. Er bedankte sich beim Autor Norbert Beisiegel, der mit seiner Familie in die alte Heimat angereist
war, für dessen Recherchen zur Historie der Stadt. Beisiegel hat mittlerweile 14 Bücher darüber veröffentlicht. In den letzen Jahren
hat er sich insbesondere um die Person des früheren Stadtbürgermeisters Maximilian Neu gekümmert, dessen herausragendes
Wirken zu Gunsten Obermoschels in seiner Amtszeit wohl in der Vergangenheit nicht so gewürdigt worden sei, wie er es eigentlich
verdient gehabt hätte. Ralf und Norbert Beisiegel konnten auch direkte Nachfahren von Maximilian Neu bei der Buchveranstaltung
begrüßen. So ist der in Steinwenden lebende protestantische Pfarrer Bernhard Schäfer, der mit seiner Frau Judith den Weg in die
kleinste pfälzische Stadt gefunden hatte, ein direkter Nachfahre von Maximilian Neu ( laut Schäfer war er der Ur-Ur-Großvater). In
der Seitenlinie ist die Obermoschelerin Ursula Neu verwandt, die ebenfalls der Buchvorstellung beiwohnte.

Verdienste von Neu
Norbert Beisiegel wies in seiner Einleitung darauf hin, dass sich nicht ohne Stolz Obermoschel gerne mit dem Titel "die kleinste
Stadt der Pfalz" schmücke. Nicht alle Bürger wüssten, wem sie das zu verdanken hätten. Bei der Erstellung der Stadtchronik vor
2o Jahren habe die Person von Maximilian Neu sein Interesse geweckt. So sei auch seine Absicht entstanden, den Lebensweg
einer der verdienstvollsten Personen von Obermoschel zu dokumentieren. Er ging auch auf den Titel "Zum Nutzen und Frommen
seiner Gemeinde" ein. Nutzen und Frommen sei ein alter Begriff, der für Vorteil und Gewinn stehe, mit gut gläubigen Menschen
oder der Religion habe er nichts zu tun.

Abstammung und französische Zeit
Die Abstammung der Familie Neu beginnt mit Hufschmied Johann Jacob Neu, der Mitte des 18. Jahrhunderts mit Ehefrau und zwei Söhnen von Bayerfeld nach Obermoschel übersiedelte und hier sesshaft wurde. Aus dieser Neu-Linie wurde Johann Jacob Neu, der Vater von Maximilian Neu- im Jahr 181o im Alter von 36 Jahren "Maire et Officier de l' etat, also Oberbürgermeister und Standesbeamter von Obermoschel. Das Gebiet links des Rheins war 1797 an Frankreich gefallen, das Ende der Regierung des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken am 24. März 1798 eingeläutet worden. Obermoschel wurde am 9. April 1798 Kontonsstadt im Arrondissement Kaiserslautern des Departements du Monte Tonnere. Wie im Pariser Frieden vom 3o. Mai 1814 geregelt, wurde ab 1. Mai 1816 die vier Departements links des Rheins wieder deutsche Gebiete

Pfalz kommt zu Bayern und Maximilian wird STadtbürgermeister mit 25 Jahren
Der bayerische König Maximilian I. Joseph nahm die Gebiete in Besitz. Obermoschel litt finanziell sehr unter den Kriegsfolgen und
musste während der französischen Besatzungen vieles versteigern und verkaufen, wobei der Oberbürgermeister Neu vieles kaufte
und auch immer gute Geschäfte machte. So erwarb er um Obermoschel große Besitzungen an Feldern, Weinbergen und Wäldern.
so unter anderem auch den Petersturm als alte Stadtbefestigung. Neu trat nach 33 Jahren Tätigkeit als Oberbürgermeister 1843 in
den Ruhestand. Zu seinem Nachfolger wurde sein Sohn Maximilian im Alter von 25 Jahren gewählt. Kurz vor seiner Wahl heiratete
am 18. Mai 1843 in Kaiserslautern Amalie Antoinette Friederike Kollei, eine Tochter des dortigen Landgerichtspräsidenten. Zu den
Hinterlassenschaften seines Vaters gehörte für den jungen Bürgermeister auch das ungelöste Problem der Gerichtslokalität in
Obermoschel, das vorgehalten werden musste. Im Zuge des Laizismus -Trennung von Kirche und Staat- war unter den Franzosen
auch der Fruchtzehnte abgeschafft worden. Das Gebäude der früheren Amtskellerei in der Kirchenstraße fand deshalb keine Verwendung mehr und stand zum Verkauf. Das Gebäude wurde auf Initiative von Neu trotz Gegenstimmen im Stadtrat dann für 6.912 Gulden und 5o Kreuzer von der Stadt erworben. Nach vielen Debatten und den erforderlichen Umbauarbeiten wurden 1854 die Amtsräume der Stadt, das Gericht, das Kantonsgefängnis und die Räume für die Gendarmeri dann dort untergebracht. Noch heute nennt man das Gebäude im Voksmund in Obermoschel nur das "Alt Gericht". Maximilian Neu errichtete 1848/1849 in der Wilhelmstraße ein stattliches Anwesen, das bis 1967 als Gebäude dem Finanzamt Obermoschel diente.

Wiedererlangung der Stadtrechte von Erfolg gekrönt
Mit der Neugliederung der Verwaltung unter französischer Herrschaft hatte auch Obermoschel 1793 seine von König Karl IV.
verliehenen Stadtrechte von 1349 verloren. In dieser Zeit der Franzosen hatte Obermoschels Bevölkerung sehr an Wohlstand
verloren und sank so zu einer Marktgemeinde herab. Als solche wurde sie 1816 auch von Bayern übernommen. Neu bemühte
sich um das Weidererlangen der Stadtrechte bereits ab 1844 und 1845 sehr intennsiv und engagiert. Am 3o. Mai 1848 reichte
er das Gesuch beim König in München ein, was dieser dann auch bewilligte.

Widerstand wegen Bewaffnung
Seit dem Jahr 1826 bestand in Bayern eine allgemeine Bürgerbewaffnung. Der bayerische König verfügte kurz vor seiner Ab-
dankung, am 14. März 1848 die Aufstelllung von Bürgerwehren auch in der Pfalz. In Obermoschel konnten sich nicht alle Bürger für das neue Vorhaben begeistern. Bürgermeister Neu ließ ein Dienstreglement entwickeln und ließ 6o Steinfeuergewehre zur Bewaffnung der Bürgerwehr bei der königlichen Regierung der Pfalz bestellen. Ebenso gehörte eine Fahne in den Farben Schwarz-Rot-Gold zur Bürgerwehr. Die Fahnenweihe erfolgte am 24. September 1848 mit Umzug und Festrede auf der Langwiese hinter dem Anwesen Müller in der Baumgartenstraße.

Gardisten wehren sich gegen Eid
Bei der Versammlung des pfälzischen Volksvereins am 1. und 2. Mai 1849 in der Fruchthalle in Kaiserslautern wurde ein zehnköpfiger Landesausschuß für Verteidigung gewählt. Die Bürgerwehren sollten diesem neuem Gremium unterstellt werden und die Gardisten wurden aufgefordert, einen Eid auf die Verfassung abzulegen. Die Ereignisse überschlugen sich dann. Am 17. Mai 1849 wurde eine provisorische Regierung für die Pfalz beschlossen. Nach der neuerliche Aufforderung an den Obermoscheler Bürgermeister Neu, den Gardisten den Eid auf die Verfassung abzunehmen, machte dieser das "Ungeeignete" dieser Handlung klar und beantragte die Auflösung der Obermoscheler Bürgerwehr, was sogar von der Regierung angenommen wurde. Durch den "erlittenen Hohn und Spottt von außen" und durch "moralischen Zwang einzelner Schreier der hiesigen Gemeinde" musste erneut eine Bürgerwehr gestellt werden. Am 11. Mai 1849 wurde ohne Pomp und Waffen dann von Neu der Eid auf die Verfassung von den Gardisten abgenommen. Die Bürgerwehr trat danach aber nie wieder zusammen, löste sich sozusagen von selbst auf. Als die "Verweigerer" aus Obermsochel bei einer erneuten Rekrutierungsvornahme einen Tisch umwarfen und den diensthabenden Major auslachten, war es vorbei mit der Freundlichkeit. Die Regierung schickte 4oo Freischärler nach Obermoschel und die Umgebung, die die "Bauernburschen" zusammen trieben und zur Füllenweide ins dort errichtete Lager brachten. Eine bayerische Füsilier-Kompanie wurde dann in der Stadt einquartiert, um die Bevölkerung zu entwaffnen.Die Bürgerwehrfahne wurde zuvor versteckt und diente später dann der 1857 gegründeten "Liedertafel" als Vereinsfahne. Bürgermeister Neu wurde wegen "demokratischer Umtriebe" auf Grund einer anonymen Anzeige der Prozess gemacht. Kleinere Fehler anderer wurden ihm zugerechnet und "hoch gepeitscht". Neu habe die ganze Gegend um Obermoschel im Sacke, wird ihm unterstellt, so sei er Salzfactor und Kirchenschaffneirechner und bekleide viele "Ämterchen". Die Regierung entschied am 2. April 1853, dass sie in den Bürgermeister Neu in Obermoschel kein Vertrauen mehr setzt und denselben unter keiner Voraussetzung mehr zum Bürgermeister in Obermoschel ernennen wird.

Übertritt zum katholisch-römischen Glauben und Stifter
Die komplette Familie Neu tritt in den Jahren 1861 bis 1865 zum katholischen Glauben über. Aus Dankbarkeit über die "Barmherzigkeit Gottes für seine eigene und seiner Familie Konversion beschloss Maximilian Neu eine Stifung zu machen, durch die die Gläubigen der Pfarrei Obermoschel gemehrt und im Glauben gestärkt werden: Sie stiften ein Grundstück, auf dem die neue katholische Kirche erbaut werden soll. Das besagte Grundstück hatte sein Vater einst für 7oo Gulden erworben, dazu gehörte auch der Petersturm, der ebenfalls von seinem Vater für 221 Gulden einst ersteigert wurde. Neu erklärte feierlich, dass er von der "Irtümlichkeit des Protestantismus" überzeugt sei und er frei und ungezwungen seiner Überzeugung folgend, in den Schoß der einen wahren römisch-katholischen Kirche zurückzukehren wünsche und dies aus keinem anderen Grunde, als um das das Heil seiner Seele zu besorgen. Der Grundstein für die katholische Kirche wurde dann im Juli 1867 gelegt, die Kirche am 16. und 17. September 1868 geweiht. Die Weihe geschah nicht durch den eigentlich zuständigen Bischof Nikolaus von Weis aus Speyer , sondern vertretungsweise durch den Hochwürdigen Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler aus Mainz, Dieser wurde mit großem Jubel und Begeisterung in Obermoschel empfangen. Zur Nutzung und Bequemlichkeit des hohen Gastes wurde aus dem Hause des Bürgermeisters Neu ein Sessel ins Pfarrhaus geliehen, der weitervererbt dann den Namen "Kettelerstuhl" trug. Die beiden Chorfenster rechts und links des Hochaltares in der Katholischen Kirche Obermoschel stammen noch aus der Erbauungszeit der Kirche. Sie wurden laut der Inschrift im linken Fenster gemalt in der Glasmalerei von Jgn.Hirschvogl in München. Gestiftet sind sie vom Ehepaar Maximilian und Amalie Neu. Die Familie besaß auch einen eigenen Kirrchenstuhl. Es war die letzte Bank beim Eingang rechts, etwas erhöht über den anderen Bänken mit dem Schild: Max Neu, dass in die Rückwand getäfelt war. Zum Ende der Buchvorstellung verlas Norbert Beisiegel einen Schreiben der Enkelin von Maximilian Neu, Hildegard Jaeger: Maximilian und Amalie Neu gelang es nicht, das schöne und reiche Besitztum zu erhalten. Es mag sein, dass auch die Landwirtschaft unrentabel war. Dazu kam, dass Sohn Maximilian Carl Neu, der Jurist werden wollte, auf Kosten seiner Eltern an den Universitäten ein aufwendiges und leichtes Leben führte. Er trug dazu bei, dass Äcker, Wiesen und Weinberge veräußert werden mussten. Maximilian Neu starb aus Kummer am 4. Oktober 1888 durch einen Schlaganfall. Die Stadt kann Norbert Beisiegel sehr dankbar sein, dass er auch diesen Teil ihrer Historie für immer -sogar in einem Buch- für die Nachwelt festgehalten hat. Das Buch ist beim Autor, Telefon o6352-2491 zum Preis von zehn Mark erhältlich (moh).

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Arno Mohr aus Alsenz-Obermoschel

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