Fanfarenzug St. Alban gibt auf
Verein aufgelöst -große Spenden
Sankt Alban. Über vier Jahrzehnte war der Fanfarenzug "Münsterthal" Sankt Alban auf vielen Festen im Umkreis ein äußerst sympathischer musikalischer Botschafter des Appeltals und von "Delwe", wie das Ort in der Nordpfalz nur genannt wird. Musik erklang allerdings schon vor 2017 auf Grund eines fehlenden musikalischen Leiters und Nachwuchsproblemen nicht mehr, so Andrea Geelhaar, seit 2008 amtierende letzte Vorsitzende. So kam es wie es kommen musste, der eingetragene Verein mußte abgewickelt werden und auf Beschluß der verbliebenen Mitglieder im Vereinsregister des zuständigen Amtsgerichtes in Kaiserslautern mit Datum vom 27. April 2023 gelöscht. Er existiert formal seit diesem Tag nicht mehr. Gegründet wurde er 56 Jahre vorher, am 15. Januar 1967 auf Initiative des Bauunternehmers Willi Weilacher. Er war auch erster Vorsitzender bis 1974, ihm folgte dann für 15 Jahre Willi Boldt, dann Hans-Jürgen Scheid, Edwin Becker, Petra Becher und Andrea Geelhaar. Es gab damals zehn Gründungsmitglieder. Erster musikalischer Leiter war Otmar Busch, der erste Auftritt war beim Sportfest in Niederhausen/Appel. Ab 1967 ging es mit dem Fanfarenzug musikalisch steil aufwärts. Denn es wurde top ausgebildet und Kontakte zu anderen Fanfarenzügen geknüpft. Das selbstbewusste Appeltal-Ensemble maß sich dann im freundschaftlichem musikalischem Wettstreit mit anderen. Bereits drei Jahre nach Vereinsgründung wurde der 1. Preis des Fanfarenwettstreits in der Klasse A aus Bexbach mit nach "Delwe" gebracht. Bei den Landesmeisterschaften 1970 in Alzey belegte die Musikgruppe darüber hinaus den zweiten Rang. Mit einer guten Nachwuchsarbeit stand die Jugend ab 1971 in den Startlöchern und hatte seinen Anteil daran, diese Erfolgsgeschichte fortzusetzen. In Koblenz wurde der Landesmeistertitel in der Fanfarenklasse A geholt. Weitere Podestplazierungen folgten sowohl landes- wie auch bundesweit. So gelang es dem Jugendzug 1974 den dritten Platz bei den Deutschen Meisterschaften zu erreichen, der Delwer Seniorenzug wurde Fünfter. Es war die "Hoch-Zeit" des Vereins. Bisher wurden in der Lagerhalle von Vereinsgründer Weilacher die Übungsstunden abgehalten.Nach dem Erwerb eines Grundstückes am Rande von Sankt Alban wurde 1974 binnen sieben Monaten ein Vereinsheim in Eigenleistung errichtet. Aus finanziellen Gründen wurde es zum 1.1.1992 der Gemeinde übertragen und heute als "Delwer Bürgertreff" und VG-Kindertagesstätte genutzt. Im gleichen Jahr starb auch der Hauptinitiator, Gründer und langjährige Vorsitzende Willi Weilacher.
Diese beachtliche Erfolgswelle musikalischen Könnens sprach sich herum und wurde nicht nur in der Nordpfalz wohlwollend registriert. Die musikalischen Reisen führten dann 1994 bis nach Spanien und 1995 nach Italien, wo der Fanfarenzug bei Auftritten in Lloret de Mar, Callela und Barcelona oder in Loano und Spotorno an der Riviera Kostproben seines Könnens geben konnte.
Er wurde auch in der Nordpfalz durch viele Auftritte als wichtiger Kulturträger geschätzt, denn er verstand es, die Begeisterung für die Musik auf das jeweilige Publikum zu übertragen. 1975 wurde ein Majorettencorps gebildet und 1979 der ausgebildete Jugendzug in den Seniorenzug eingegliedert, es gab große mehrtägige Musikfeste mit befreundeten Fanfarenzügen. 1992 wurde das 25jährige Bestehen im Festzelt, 1997 das 30jährige Jubiläum mit 16 Gastvereinen gefeiert, wobei die langjährige freundschaftliche Verbindung mit den Haseltaler Musikanten und mit Frickenhausen im Allgäu besonders gewürdigt wurden. Der Fanfarenzug initiierte und beteiligte sich zudem an örtlichen Veranstaltungen wie Glühweinfest, Brunnenfest, Kerwe, Gemeindenachmittagen oder dem Schaftskopfturnier. Schon in den 1980er-Jahren, so Geelhaar, ging es mit den Mitgliederzahlen wie auch mit den Aktiven allerdings rückwärts. Nachdem keine Musikakivitäten mehr stattfanden und die Hoffnung auf Nachwuchs zerstob, wurde 2020 aus dem verbliebenen Vereinsvermögen dem Team des Arbeiter-Samariter-Bundes 5.000 Euro für die Anschaffung eines Wünschwagens gespendet, mit dem schwerkranken Menschen nochmals der Besuch von für sie wichtigen Orten ermöglicht wird. Genau 4.655,39 Euro des restlichen Fanfarenzug-Geldes wurden im Zuge der Auflösung jetzt von den ehemaligen Vorstandsmitgliedern Andrea Geelhaar, Edwin Becker und Björn Weilacher an den Förderverein für tumor- und leukämiekranke Kindern in Mainz gespendet. Dies war bereits in der Gründungssatzung so vorgesehen. So schmerzhaft die Auflösung für St. Alban auch ist, zweimal wurde jetzt noch mal was überaus Gutes getan. So wie es Gründerväter 1967 auch für den Fall der Fälle bestimmt hatten.
Bild Spendenübergabe in Mainz: Andrea Geelhaar/frei von li nach re. Edwin Becker, Andrea Geelhaar, Björn Weilacher
Bild Repro Arno Mohr: Fanfarenzug 1971
Autor:Arno Mohr aus Alsenz-Obermoschel |
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