Fröhliches Kunterbunt in Bad Bergzabern
1,2 Millionen Euro in 50 Jahren für Menschen in Not
Das „Fröhliche Kunterbunt“ habe Geschichte geschrieben in der Diözese Speyer, sagte Weihbischof Otto Georgens bei seiner Begrüßung zum FKB-Festgottesdienst. Zum 50. Geburtstag des Festes für Kinder und Familien in Togo, Indien und Brasilien hatte Hans Erich Klein ihn nach Bad Bergzabern eingela-den, um die zentrale Messe der Pfarrei Hl. Edith Stein auf dem Schlossplatz zu feiern. In der Diözese ist der Bischof für die Weltkirche zuständig. Von ihm ausdrücklich begrüßt und mit ihm am Altar standen der Steyler Missionar Pater Marian Schwark SVP, der aus Togo angereist war, sowie die beiden indischen Geistlichen, Pfarrer Karunakar Thumma und Rayapa Beerla. Sie vertreten derzeit gemein-sam für acht Wochen Pfarrer Bernd Höckelsberger. Beate Kästle Silva, gerade aus Brasilien nach Deutschland zurückgekehrt, dankte am Ende der Messe im Namen der Comviva-Leitung in Caruaru für die vielfältige Unterstützung. Mehr als 30 Jahre hat sie selbst dort Verantwortung getragen, kümmert sich aber nach wie vor um die Projekte. Der Chor „Sing mit“ aus Annweiler unter der Leitung von Bruno Kühn gestaltete die Messe musikalisch mit.
Zu Beginn seiner Predigt erinnerte Bischof Georgens an Pfarrer Anton „Toni“ Klug, der mit der Entstehung des FKB eng verbunden war und bis heute nicht vergessen ist. 15 Jahre habe er in Togo segensreich als Seelsorger, später auch als Generalsekretär der dortigen Caritas gewirkt. Er habe gerne Geschichten erzählt wie die von der Ordensschwester und dem Kaffee- oder Dessertlöffel. Kurz vor dem Tod habe sie ihre Mitschwestern gebeten, ihr einen solchen Löffel in den Sarg zu legen. Als Kind habe sie immer gewusst, was der Löffel neben dem Teller zu bedeuten hat: „Es kommt noch etwas Leckeres, etwas Besseres nach!“ So wolle sie jetzt auch sterben im festen Glauben, dass noch etwas Besseres nachkommt. Mit dieser kleinen Geschichte führte der Bischof zum Thema seiner Predigt hin: „Seid wie Menschen, die auf ihren Herrn warten“ aus dem Lukasevangelium. Wie Menschen, die noch etwas zu erwarten haben, wenn das irdische Leben zu Ende geht.
Für diese Menschen ist Warten nicht langweilig und stumpfsinnig, nervös oder hektisch, sondern Zeit, die genutzt werden muss, Zeit, in der Menschen hellwach sind, offen für Neues und Überraschendes, gespannt auf die Zukunft Gottes.
Der Auftakt des Festes am Freitagabend hatte unter keinem guten Stern gestanden. 50 Jahre Fröhliches Kunterbunt und 50 Jahre Landkreis SÜW war das Motto der Eröffnung. Aber unmittelbar nach den Eröffnungsansprachen und dem Fassanstich durch Landrat Dietmar Seefeldt hatte ein wolkenbrucharti-ger Regen die Gäste bestenfalls unter die Überdachungen, im anderen Fall nach Hause vertrieben. Dafür entschädigte Bilderbuchetter an den beiden folgenden Tagen Veranstalter und Gäste. Der Regen am Abend sorgte aber für ein vorzeitiges Ende des Festes. Am Sonntag war auch der erste Landrat des Kreises Landau-Bergzabern, später Kreis Südliche Weinstraße Gerhard Schwetje anwesend. Das Bild zeigt ihn im Gespräch mit Bischof Georgens (rechts) und dem ehemaligen Caritas-Leiter Alfons Henrich.
Seefeldts Dank galt einerseits dem Engagement so vieler Menschen bei der Vorbereitung und Durchführung des Festes, anderer-seits auch speziell Hans Erich Klein, der dieses Fest Jahr für Jahr mit seinem Team für Menschen in Not ausrichtet. Wo in Deutschlands Schulen über die Bereitstellung von Internet und W-Lan diskutiert werde, gehe es beispielsweise in Togo schlicht um die Beschaffung von Schulbänken.
Mit beeindruckenden Zahlen wartete Klein beim Fest auf: fast 1.200 namentlich erfasste Helferinnen und Helfer sind und waren seit 1969 beim FKB aktiv, umgerechnet mehr als 1,2 Millionen Euro konnten in dieser Zeit in die Partnerländer weitergegeben werden.
In diesem Jahr unterstützt das FKB den Bau einer siebenklassigen Realschule in Mazada (Togo). Das Großdorf mit ca. 8.000 Einwohnern hat ein Einzugsgebiet mit 30 Dörfern und weiteren 6.000 Einwohnern. Während der Schulbesuch in den staatlichen Grundschulen des westafrikanischen Landes kostenlos ist, müssen die Eltern den Besuch staatlicher wie kirchlicher Collèges bezahlen. Deshalb be-gnügen sich bis zu 80 Prozent der Eltern mit dem kostenlosen Besuch der Grundschule; Mädchen sind dabei in der Minderheit und daher besonders förderungswürdig.
Den Schulbau plant die Diözese Sokodé, der aus Indien stammende Pater Binu Paul Narippara, Steyler Missionar wie Pater Marian, überwacht den Bau. Die Diözese verpflichtet sich, die Schule zu unterhalten und Schüler unabhängig von ihrem religiösen, sozialen oder gesellschaftlichen Hintergrund aufzu-nehmen. Das soll die Integration, übrigens auch behinderter Kinder fördern.
In Indien fördert das FKB den Bau einer Biogasanlage, die den Brennstoff zum Kochen liefert. Teures Holz kann so eingespart wer-den. Ansonsten fließen die Gelder für Pater Franklin wieder in sein Heim für Kinder im Vorschulalter, deren Eltern für ihre Kinder nicht mehr aufkommen können. Umgerechnet 22 Euro sind nötig, um ein Kind ein Jahr lang mit dem Notwendigsten zu versorgen
Comviva in Caruaru benötigt die Spendengelder dringend, um die Finanzlücken zu stopfen, die durch vertragswidrige Kürzungen und Streichungen zugesagter städtischer und staatlicher Mittel entstanden sind und weiter entstehen. Hier wird Beate Kästle auch von Deutschland aus weiter mithelfen.
Autor:Doris Ehrhardt aus Bad Bergzabern |
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