Erste Webkonferenz im Rahmen des SDG-Projekts für ein nachhaltiges Rheinland-Pfalz
Bad Bergzabern hat viel Potenzial
Bad Bergzabern. Am Mittwoch, 6. Mai, fand im Rahmen des SDG-Projekts für ein nachhaltiges Rheinland-Pfalz eine Webkonferenz statt. Bürgerinnen und Bürger von Bad Bergzabern waren eingeladen, sich in diesem – für alle noch ungewohnten Format – einzubringen und gemeinsam eine Nachhaltigkeitsstrategie für unsere Stadt zu entwickeln. Sie basiert auf den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, engl. Sustainable Development Goals, kurz SDGs. Moderiert wurde die Webkonferenz von Projektleiterin und Koordinatorin Ursula Schulz.
Bürgermeister Hermann Augspurger, Beigeordnete Gerda Schäfer und Beigeordneter Rolf Enke signalisierten durch ihre Teilnahme Interesse und Unterstützung, ebenso wie Susanne Schultz (Zentrumsmanagement). Bürgerinnen und Bürger aus verschiedenen beruflichen Bereichen (Architektur, IT-Branche, Gastronomie u.v.m), darunter auch Mitglieder der CDU, der SPD und der Grünen, nahmen an der Webkonferenz teil und brachten sich mit wertvollen Anregungen ein. Vertreterinnen der Bundespolizei sowie der Energieagentur Rheinland-Pfalz steuerten interessante Informationen und Erfahrungen bei. Besonders erfreulich war, dass drei Jugendliche die Runde bereicherten. Das Kernteam wurde repräsentiert durch Dr. Sven Böttinger, Beauftragter für Stadtentwicklung und Stadtrat der FWG, Christian Eberle, Beauftragter für Standortmarketing, Barbara Schweitzer, Stadträtin der SPD, sowie von Amely Munz, die als Mitglied des Netzwerk Nachhaltigkeit das Team unterstützt.
Ziel dieser ersten Webkonferenz war es, gemeinsam übergeordnete Leitgedanken zur Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln.
Die Leitgedanken sollen einen erstrebenswerten Zustand unserer Stadt beschreiben, der sich im Bereich des „Gerade-noch-Machbaren“ - zwischen Utopie und Realität bewegt. Das Ausloten zwischen diesen beiden Polen stellte sich auch als wichtiges Anliegen der Teilnehmenden vor. In diesem ersten Schritt sollten jedoch alle Ideen zugelassen werden. Im weiteren Verlauf der Strategieentwicklung werden sie auf die Umsetzbarkeit überprüft, sodass ein Konzept entsteht, das für unsere Stadt passend und machbar ist.
Auf die Frage „Was zeichnet unsere Stadt aus?“ nannten die Teilnehmenden folgende Aspekte:
– Naturnähe, damit verbunden hoher Freizeit- und Erholungswert
– Nähe zu Frankreich und zu Städten wie Karlsruhe oder Mannheim
– gute Infrastruktur: Bahnhof, Schulen, Kindergärten, Krankenhaus, Arztpraxen, Schwimmbad, Therme und mehr
– breitgefächerte Bevölkerungsstruktur (verschiedene Generationen, unterschiedliche kulturelle Hintergründe...)
Kritisch gesehen wurden die z.T. hohe Lärmbelastung durch den Verkehr sowie die Leerstände in der Innenstadt. Ergänzend möchten wir hier hinzufügen, dass zu letzterem bereits viele Maßnahmen des Zentrumsmanagements stattfinden. Als besondere Herausforderung, die es in der Nachhaltigkeitsstrategie zu berücksichtigen gilt, wurde der große Unterschied zwischen Arm und Reich genannt. Bemängelt wurde auch die relativ geringe Kinder- und Jugendfreundlichkeit. Die Stadt für Alt und Jung gleichermaßen attraktiv und lebenswert zu machen, wurde dementsprechend als zentrales Handlungsfeld der Nachhaltigkeitsstrategie gesehen. Zusammenfassend beschrieben die Anwesenden Bad Bergzabern als „kleine, aber komplexe Stadt“ mit „viel Potenzial“.
„Wie stellen wir uns Bad Bergzabern im Jahr 2030 vor?“ Hier stand die Frage nach einem generationsübergreifenden Miteinander im Vordergrund. Es gilt, einen Weg zu finden, wie wir gemeinsam gut zusammenleben können, z.B. indem wir...
– die Wertschätzung zwischen den verschiedenen Generationen fördern
– Angebote und Strukturen für alle Altersklassen schaffen bzw. verbessern, insbesondere für Kinder und Jugendliche (z.B. Spielplätze, Treffpunkte für Jugendliche)
Die Jugendlichen verdeutlichten, dass manchmal schon kleine Veränderungen der bestehenden Angebote ausreichen, um die Jugend anzusprechen. Beispielsweise indem bei der Hellen Nacht auch Bands für (oder von) Schülern spielen.
Weiterhin wurden folgende Vorstellungen und Ziele für Bad Bergzabern im Jahr 2030 genannt:
– lebendige Wohnkultur, bezahlbarer Wohnraum
– Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs
– Stärkung des Gesundheitswesens
– Attraktivierung der Stadt/ Steigerung der Lebensqualität für Bewohnerinnen und Touristen
– mehr Projekte zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
– Ausbau der erneuerbaren Energien
– Kooperationen für eine nachhaltige Entwicklung zum Beispiel mit Klingenmünster oder anderen Orten / Regionen
– lebendigere Innenstadt
– Stärkung der regionalen Wertschöpfung
– Förderung von Kunst und Kultur
– mehr Bürgerbeteiligung in verschiedenen Formaten
Kontrovers diskutiert wurde das Ziel der globalen Verantwortung und der Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen. Diese Ziele könnten die Stadt überfordern, der Fokus solle auf der Verbesserung der Lebensqualität vor Ort liegen. Teilnehmende wiesen darauf hin, dass eine global und auf die Zukunft ausgerichtete Denk- und Handlungsweise nicht im Widerspruch zu einer guten Lebensqualität steht. Im Gegenteil, sie kann die Lebensqualität im Hier und Jetzt sogar fördern. Beispielsweise berichtete die Vertreterin der Energieagentur davon, dass der Ausbau erneuerbarer Energien Regionen oft aufblühen lässt, was sich auch in einer gesteigerten Nachfrage nach Wohnraum widerspiegelt.
Insgesamt ermöglichte die Webkonferenz einen interessanten Austausch und den Start in die Strategieentwicklung – trotz Corona. Es wird nach Möglichkeiten gesucht, wie in der jetzigen Situation noch mehr Menschen in den Prozess eingebunden werden können. Hier sind alternative Formate wie z.B. Online-Umfragen angedacht.
Weiteres Vorgehen:
– In einer weiteren öffentlichen Webkonferenz sollen die vorläufigen Handlungsfelder, die sich in der Bestandsaufnahme herauskristallisiert haben, gemeinsam überdacht, verändert und angepasst werden.
– Dann können Bürgerinnen und Bürger je nach Interesse eines (oder mehrere) der Handlungsfelder auswählen, und aktiv an einer Strategie mit konkreten Zielen und Maßnahmen mitarbeiten.
Haben Sie Fragen, Anregungen oder Verbesserungsvorschläge zum geplanten Vorgehen? Möchten Sie das Bild, das sich von Bad Bergzabern heute und im Jahr 2030 in der Webkonferenz abzeichnete, ergänzen? Haben Sie Vorschläge, wie eine breite Bürgerbeteiligung in Zeiten von Corona umgesetzt werden könnte? Dann schreiben Sie oder greifen zum Telefon. beb/am
Kontaktdaten
Ursula Schulz (u.schulz@vgbza.de; 06343/7253)
Autor:Britta Bender aus Annweiler |
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