BriMel unterwegs
Reha: Von Hüften, Knien und defekten Fahrstühlen

Gigantischer Sonnenaufgang aus meinem Klinik-Fenster | Foto: Brigitte Melder
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  • Gigantischer Sonnenaufgang aus meinem Klinik-Fenster
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Bad Bergzabern. Vielleicht hat sich der ein oder andere gefragt, wieso man nichts mehr von mir liest. Ganz einfach: Ich befand mich nach einem Klinikaufenthalt mit Fingerbruch und Knie-OP vom 03. bis 23. Dezember erstmals in meinem Leben in einer Reha-Einrichtung, der Edith-Stein-Fachklinik in Bad Bergzabern. Das kann jeden einmal treffen und deshalb möchte ich Ihnen einen kleinen Einblick in die Welt der Reha geben. Aber hier war nicht die Krankheit das meist diskutierte Thema, sondern Thema Nummer 1 war tatsächlich das Dilemma mit den Fahrstühlen (im späteren Text mehr dazu).

Bereits am Empfang wurde ich sehr herzlich begrüßt und auf den richtigen Weg gebracht. Es ging zügig über die Aufnahmestation mit Blutdruck- und Pulsmessung auf das Zimmer. Ich konnte mich nicht beschweren, denn ich hatte im 6. OG ein Zimmer mit phantastischem Ausblick auf Bad Bergzabern, den Kurpark und den Sonnenaufgang, der an einem Morgen ganz besonders gigantisch war (siehe Foto). Ein Spaziergang auf meinen Achselgehhilfen durch den Kurpark rundete den ersten Tag ab bevor es zum Abendessen ging. Man hatte einen festen Sitzplatz und konnte sich am Buffet selbst bedienen oder bekam es gebracht. Es war sehr rührend, wie man sich um mich gekümmert hatte. Hilfe von allen Seiten wurde angeboten, da ich mit dem Gipsverband und den Krücken wohl erbarmungswürdig aussah.

Ab dem zweiten Tag war der Wecker bereits auf 6.00 Uhr gestellt, der Zeitplan hing an der Tür und war recht straff. Einweisung an den Fitnessgeräten, Einzel- und Gruppentherapie wie Bankgruppe Beine mit der Frage „Wer hat Knie und wer hat Hüfte?“, PMr Entspannungssitzungen, apparative Lymphdrainage, Bewegungsschiene Knie und medizinische Massage standen auf der Tagesordnung. Ein paar Fachvorträge gab es ebenfalls über gesunde Ernährung, Rücken, ärztliche Patientenbegrüßung, erwerbsbezogene Begrüßung und Umgang mit Stress.

Taxis sind in Bad Bergzabern Mangelware. Wenn man eines benötigt, am besten über die Rezeption anfordern, aber ohne Gewähr. Abends auszugehen ist eher Wunschdenken, jedenfalls in der Vorweihnachtszeit. Ich fand weder ein Kino noch ein Pub. Es gibt ein paar nette Cafes und Restaurants und nicht zu vergessen den Weihnachtsmarkt im Schlosshof. Die Lage der Edith-Stein-Fachklinik befindet sich am Stadtrand hinter dem Kurpark. In der Klinik gibt es außer dem kleinen Bistro (Dank den Damen, die einen nie verdursten ließen) im ersten Obergeschoß und den Sitzelementen mit Getränkeautomaten nichts, wo man sich abends groß aufhalten könnte. Also ab aufs Zimmer und rasch gesund werden.

Was wäre eine Klinik ohne Ärzte? Ich hatte das Glück, mit Chefarzt Dr. Peter Kretschmer an einen besonders netten, charismatischen und umsichtigen Arzt zu kommen, der zu jeder Zeit und an jedem Ort gerne auf Ansprache Fragen beantwortete und nie genervt schien. Danke! Aber was wäre ein Chefarzt ohne seine rechte Hand, Frau Münster, die hier alle Hände voll zu tun hatte? Beide sind ein prima eingespieltes Team.

Mir sind ein paar ganz liebe fürsorgliche und engagierte Mitarbeiter/innen in Erinnerung geblieben, denen ich nun nochmals besonders danken möchte: Von den Physiotherapeuten Frau Samtmann (hat sich richtig hineingekniet, um mich wieder fit zu bekommen), Frau Wingerter (musste nach meinem Plan am häufigsten ran) und Herrn Eyrisch (Danke für den Tipp mit der Vaseline). Der 48-Jährige macht unter anderem die Endoprotheseschulung und ist mit seinen 23 Jahren Berufserfahrung einer der ältesten erfahrensten Angestellten hier. Er gab mir einen kleinen Einblick in den Klinikalltag und erzählte, dass es bei der Kurzzeitpflege 32 Planbetten, in der Geriatrie 60 Betten, in der Orthopädie 60 Betten und 12 teilstationäre Plätze und in der Neurologie über 70 Betten gebe, also insgesamt 240 Betten, für die ungefähr 190 Mitarbeiter zuständig seien.

Dank den Krankenschwestern, Pflegern und sonstigen guten Seelen, die versuchten, allen Wünschen gerecht zu werden. Die Vielzahl an Therapeuten lässt erahnen, um wie viele Krankheiten man hier auf Wiederbelebung der Glieder bedacht ist. Es gibt nicht nur die Knochenersatzteile und Brüche, sondern auch durch einen Schlaganfall eingeschränkte Patienten, die wieder stabilisiert werden müssen, und Geriatriepatienten, die versorgt werden müssen, die meist älter als 65 Jahre sind und unter alterstypischen Erkrankungen, auch Mehrfacherkrankungen leiden.

An den Advents-Wochenenden kamen Musiker ins Foyer und unterhielten die Patienten und Besucher mit weihnachtlichen Klängen, so auch zwei junge Geschwister mit Trompete und Saxophon oder ein Musiker am Keyboard. Zum Mitsingen wurden dann jeweils die Liedermappen ausgeteilt. Auch eine weihnachtliche Kunstausstellung konnte hier besucht werden. Alles im Haus!

Am 19. Dezember lud mich der Chefarzt der Orthopädie, Herr Dr. Peter Kretschmer, in die hauseigene Kapelle zu der Adventsandacht zum Thema „Fürchtet Euch nicht!“ im Kreise der Angestellten ein. Unter der Leitung von Herrn Hammer (Seelsorger) sang der Edith-Stein-Chor, bestehend aus zwei Männern und vier Frauen, mit Orgelbegleitung weihnachtliche Lieder, um anschließend mit den Mitarbeitern zur Weihnachtsfeier zu schreiten.

Kann man über die Bedienung und den Betrieb von Fahrstühlen einen Artikel schreiben? Nach drei Wochen Reha-Aufenthalt kann ich diese Frage ganz klar mit JA beantworten.

Es gab insgesamt drei Aufzüge, die für unterschiedliche Belastungen ausgelegt waren. Fahrstuhl Nummer drei und der größte stand in den drei Wochen mit einer Woche Reparaturarbeiten nur selten zur Verfügung. Der Monteur meinte seufzend „Der wird zu stark frequentiert.“ Hier wird nicht nur die gewünschte Richtung gedrückt, sondern auf Teufel komm raus, Hauptsache es leuchten sämtliche Etagen auf und man ist drin. Fährt man halt mal schnell mit in den sechsten Stock, auch wenn man eigentlich in das Untergeschoß möchte. Ich glaube, den „Tür-zu-Knopf“ zu betätigen lernte man als erstes, damit möglichst wenig Zeit verloren ging, Zeit, die man im ersten OG vor der Tür zum Restaurant besonders in der Mittagszeit benötigte. 

In einer Pause ohne Anwendungen dichtete ich aus gegebenem Anlass das Lied „Eine Seefahrt, die ist lustig….. “ um in „Eine Liftfahrt, die ist lustig“, der Refrain bleibt immer gleich:

Eine Liftfahrt, die ist lustig, eine Liftfahrt, die ist schön,
ja da kann man so schön motzen und auch an die Decke geh‘‘n,
hollahi, hollahooooo, hollahiahiahia hollaho

Pfeil nach oben, Pfeil nach unten, ach das spielt doch keine Roll‘.
Einfach drücken und wo halten, denn der Fahrstuhl wird bald voll. ………………

Willst zuerst raus, stehst noch hinten, ja, was machen wir denn da?
Alle raus da, falsch geordnet, irgendwann wird es nun klar ………….

Ei, da gehst du lieber Treppen und gesünder ist es auch.
Dauert nur ein wenig länger mit den Krücken in Gebrauch ………….…

Langsam kommt mir der Gedanke: „Das ist alles so gewollt“.
Soll’n die Leute lieber laufen, das ist besser als gerollt. …………….

(mel)

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Autor:

Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim

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