Der Weg vom Bewegungsmuffel zum Goldenen Schwimmabzeichen
Talent entdeckt
Bad Bergzabern. Einer echten Herausforderung hat sich Rahel Chini aus Völkersweiler gestellt, denn die schwierigste Ausbildung - vor der zum Rettungsschwimmer - stellt das Training und die Prüfung zum Erlangen des Goldenen Schwimmabzeichens für Erwachsene dar.
Voraussetzung ist grundsätzlich das Seepferdchen- und das Jugendschwimmabzeichen. Beides konnte sie vorweisen.
Ihr Sohn (inzwischen sieben Jahre alt) hatte Anfang des Jahres einen Anfängerschwimmkurs absolviert. Und beim Beobachten des Kindertrainings wurde ihr bewusst, dass sie sich selbst im Laufe der Jahre wohl einen recht anstrengenden Schwimmstil zugelegt hatte. Im August meldete sie ihren Sprössling beim DLRG in Annweiler zur Prüfung zum Seepferdchen (Frühschwimmer) an und fasste sich ein Herz. Sie beschloss „richtig schwimmen zu lernen“ und begann am Training im Trifelsbad (Freibad) teilzunehmen, welches in den Wintermonaten im Rebmeerbad in Bad Bergzabern abgehalten wird.
„Ich war immer ein Bewegungsmuffel, aber plötzlich packte mich der Ehrgeiz, perfekt Brustschwimmen zu lernen ohne anschließend Rückenbeschwerden und Nackenschmerzen zu haben“, erzählt Rahel Chini.
Schnell war klar, dass sie Einzelunterricht und kein Gemeinschaftstraining wollte. So wurde Schwimmtrainer Thomas Mietzner das Vergnügen zuteil, zum ersten Mal eine einzelne erwachsene Person zum Schwimm-Glück zu verhelfen. Anvisiert wurde das Deutsche Schwimmabzeichen Gold für Erwachsene. Dass das Verlernen des falschen Schwimmstils eine zähe Angelegenheit ist, können beide bestätigen.
Allererste Grundvoraussetzung eines jeden (!) Schwimmtrainings ist die Fähigkeit zu haben beziehungsweise sich anzueignen, den Kopf bei geöffneten Augen unter Wasser halten zu können; eine Gewöhnungssache.
Unglaublich wichtig für das richtige Schwimmen ist die richtige Atmung. Auch hier muss der Körper umprogrammiert werden, um ein entspanntes Gleiten anstatt anstrengender Fortbewegung im Wasser zu ermöglichen.
„Ausatmen unter Wasser war die schwerste Disziplin“, berichtet Chini.
Nach dem Leitsatz von Trainer Mietzner „mit minimaler Bewegung zu maximalem Erfolg“ schaffte sie es in kürzester Zeit, die Anforderungen für das Abzeichen zu erfüllen.
Diese sind: 50 Meter Transportschwimmen (Schieben oder Ziehen); Sprung aus drei Metern Höhe oder zwei Sprünge aus ein Meter Höhe, davon ein Sprung kopf- und ein Sprung fußwärts; Tieftauchen von der Wasseroberfläche und Heraufholen von drei kleine Tauchringen aus einer Wassertiefe von etwa zwei Metern innerhalb von drei Minuten in höchstens drei Tauchversuchen; 100 Meter Rückenschwimmen, davon 50 Meter mit Grätschschwung ohne Armtätigkeit; 15 Meter Streckentauchen; 1000 Meter Schwimmen in höchstens 24 Minuten für Männer und 29 Minuten für Frauen sowie 100 Meter Schwimmen in höchstens 1.50 Minuten für Männer und 2.00 Minuten für Frauen.
Die 1000 Meter hat Rahel Chini in 26 Minuten geschafft, für die 100 Meter bauchte sie 2.09 Minuten. „Ab 30 Jahren gibt es bei der Prüfung einen Puffer von zehn Sekunden gratis“, erklärt die 38-Jährige.
Sie ist in nur wenigen Wochen zur begeisterten und ausgezeichneten Schwimmerin geworden.
„Jetzt ist schwimmen extrem leicht,“, so Chini. War es noch vor drei Monaten eine nicht bevorzugte Möglichkeit, sich fortzubewegen, so ist dieser Wassersport für sie inzwischen eine Quelle der Entspannung und Erholung, die ihr Freude bereitet und als Nebeneffekt die Figur formt und das Hautbild strafft.
Es ist also eine relativ einfache Art des Körpertrainings, wenn man es korrekt ausführt.
Wie bereits erwähnt spielt die Atmung eine entscheidende Rolle; einatmen über Wasser, ausatmen mit dem Kopf unter Wasser. Neben dem richtigen Armzug ist der Beinschlag ausschlaggebend für einen entspannten Schwimmstil, denn er ist der Hauptantrieb. Hier ist die bekannte Fisch-Frosch-Hampelmann-Schwimmvariante, die sogenannte Stoßgrätsche, nicht sehr effektiv. Mit der energiesparenden Schwunggrätsche kommt man eher gleitend ans Ziel.
Thomas Mietzner und Rahel Chini freuen sich gemeinsam über den Erfolg. „Diese Frau ist ein Bewegungstalent“, schwärmt der DLRG-Trainer. beb
Autor:Britta Bender aus Annweiler |
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