BriMel unterwegs
Laientheater? Das war großes Kino!
Böhl-Iggelheim, OT Böhl. Spontan zog es mich zur VT-Halle nach Böhl rüber, denn hier spielte am 22. Oktober die Theatergruppe des SG Böhl-Iggelheim mit Laienschauspielern das Stück „Rendezvous im Kuhstall“, eine Adaption der allseits beliebten RTL-Kuppelshow „Bauer sucht Frau“. Bereits eine Woche zuvor am 15. Oktober fand die Premiere hier statt.
Es war wieder einmal „full house“ und trotzdem bekam ich noch einen wunderbaren Platz zugewiesen und zwar in der ersten Reihe, wie bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Die große Bühne wurde im Vorfeld wieder toll mit gelb blühenden Blumen geschmückt, die die Pflanzenwelt Dienst gesponsert hatte. Die Mitglieder des Musikvereins Musketiere Böhl hatten an diesem Abend die Verpflegung inne, sowohl in flüssiger als auch in fester Form. Sogar zwischen den Tischreihen wurde bedient, was für ein Service! Meine netten Tischnachbarn waren aus allen Himmelsrichtungen angereist (Frankenthal, Ludwigshafen und Mutterstadt).
Unter der Regie von Silvia Calles, die auch in die Rolle der neugierigen Nachbarin Gerda schlüpfte, sollte es ein überaus lustiger Abend werden. Das bayrische Lustspiel in drei Akten hat Regina Harlander verfasst. Michael Knebel begrüßte als Vorsitzender der SG Böhl-Iggelheim die Besucher. Nach zwei Jahren Zwangspause geht es also wieder los mit dem Theater. Vorhang auf! Mit den Trommelschlägen von „Also sprach Zarathustra“ präsentierte sich die schön gestaltete Bühne im Bauernlook, die Couch mit geflecktem Kuhmuster.
Jungbauer Josef (überzeugend gespielt von Alexander Holtkamp) suchte eine Frau, und zwar nicht auf herkömmliche Weise, sondern durch einen Fernsehsender. So fanden sich denn der Regisseur und Kameramann Hugo (gespielt von Markus Hendel), seine Assistentin Jessica (von Nachwuchstalent Lena Kleiber dargestellt) und die berühmte Moderatorin Minka Brause (Anke Rudy übernahm authentisch die Rolle) ein, um dem etwas weltfremden Bauern den Vertrag – so lange wie eine Klopapierrolle – unterzujubeln. Die Eltern Ludwig (Willi Wittmann) und Rosl (Martina Hartmann) waren „not amused“ über die Veränderungen, die das Filmteam in ihrem Bauernhaus veranstalteten. Die relativ modernen Möbel wurden gegen rustikale Bauernmöbel ausgetauscht und so hing nun der röhrende Hirsch in ihrem Zimmer. Aber in Anbetracht der Vorstellung, dass die ausgewählten Damen nur eine Woche bleiben sollten, ließen sie es geschehen. Eine Woche? „Do kann er die jo in aller Ruh‘ betrachte!“ Die neugierige Nachbarin Gerda wollte gerne kurz ins Fernsehen, wenn sie schon mal da sind. Man sah sie jedoch lieber draußen als drin. Auch ihre Tochter Lisa (hervorragend von Susanne Holtkamp gespielt), die ein bissel zerzaust und derangiert aussah, sollte noch ihre „große Rolle“ bekommen.
Die Moderatorin Brause brachte also unheimlich viele Briefe (mit Herzchen und Fotos versehen) dem Jungbauern, aus denen er sich eine oder zwei Bewerberinnen aussuchen sollte. Die Wahl fiel mit Hilfe seines Freundes Max (Michael Oppinger) auf die attraktive Natalia aus Polen (im sexy Outfit Silke Schmitt) und die romantische Regalservicekraft Ramona aus Österreich (im Dirndl Bianca Diener). Wie aus der TV-Sendung bekannt bekommt jeder Bauer ein Adjektiv – O-Ton Minka „unsere Sendung lebt von Adjektiven“ - und so wurde der Seppl zum braven Bauern. Die Mutter kam mit einer Pfälzer Platte herein, denn so eine Brotzeit lockere alles ein wenig auf. Pause!
Gerda im Gespräch mit Rosl „Egal, wu die Fra her kummt, awwer Hauptsach net aus Igglem!“ Jede und jeder Mitwirkende ging in seiner Rolle auf und alle sahen richtig fesch aus in ihrer pfälzisch-bayerischen Tracht, denn nur so seien sie authentisch, eine Bauernfamilie wie aus dem Bilderbuch. Welch ein Hingucker offenbarte sich als die in Lederrock und Raubtiershirt gekleidete Natalia erschien. Dem Jungbauer blieb der Mund offen stehen und auch der Vater war ganz entzückt. Ramona hingegen kam mit Dirndl Dekolleté recht fesch und frisch rüber. Sie hatte auch gleich Geschenke für die Schwiegereltern in spe dabei. Für die Mama ein selbst gemaltes Katzenbild und für den Papa eine Flasche Enzian. Nach dem kurzen Interview mit den Bewerberinnen und Seppl ging es ans Eingemachte, denn jede der beiden wollte ihn haben und zerrte an ihm herum. Aber dann überlegte es sich Ramona anders und das Objekt der Begierde war plötzlich der gutaussehende Regisseur. Pause!
Nachdem Ramona Seppl so hintergangen hatte war sein Herz gebrochen, aber „The show must go on“. Ramona war weg. Um einer Konventionalstrafe in Höhe von 10.000 Euro zu entgehen (Josef hat das Kleingedruckte nicht gelesen) musste schnell ein Ersatz her und der nahte mit der Nachbarstochter Lisa, die 500 Euro geboten bekommen hatte, damit sie mitmacht. Aber da sie mit ihrer Optik nicht landen konnte, musste erst einmal ein Umstyling her, das Jessica übernahm. Surprise, surprise! Was für eine schmucke Dame da plötzlich auf die Bühne kam. Erst jetzt entdeckt der Jungbauer die Schönheit seiner bislang ignorierten Nachbarin; sieh das Gute liegt so nah. Aber es war ja noch die Polin da, noch, denn als sie „die Felle wegschwimmen“ räumte sie alles Hochwertige aus dem Haus aus und verschwand. Seppl verdächtigte wiederum den Regisseur, seine Hand im Spiel zu haben und verprügelte ihn. Da kam die heldenhafte Lisa mit geknebelter und verschnürter Natalia herein. Mutig hatte sie die Diebin eingefangen und der Sender hatte letztendlich seine Story im Kasten. Ende gut, alles gut. Seppl und Lisa wurden ein Paar und nicht nur auf der Bühne, denn sie sind schon viele Jahre ein echtes Paar. Tosender Applaus folgte nach diesem wundervollen lustigen Auftritt. Michael Knebel kam nochmals auf die Bühne. Das sei der erste Auftritt von Bianca Diener gewesen, Respekt! Er stellte auch alle anderen aus dem Ensemble vor und Lena Kleiber als hoffnungsvollen Theaternachwuchs. Er bedankte sich bei allen Sponsoren, wie Südwestsound Neustadt (für den Ton verantwortlich), das wundervoll gestaltete Bühnenbild von Walter und Hans Peter, den Kulissenbau von Klaus Hartmann und Roman Calles, dem Pressewart Peter Baumann, für das Plakat und Layout zuständig Susanne Schlegel, Timo Hammer und Joao Guimaraes und beim Kartenvorverkauf Manfred und Ulrike Klemens. Nicht unerwähnt bleiben darf die Souffleuse Monika Seiberth-Hesch, die wahrscheinlich gar nicht in Aktion treten musste. Erst als sie aus ihrem Unterschlupf emporstieg nahm man sie wahr.
Resümee: Man soll es nicht glauben, dass hier lauter Laienschauspieler*innen agierten. Sie haben überzeugend gespielt und die einzelnen Charaktere wunderbar dargestellt. Es war mega unterhaltsam. Danke für diesen tollen Abend! Falls auch Sie nun neugierig geworden sind, gibt es noch Vorstellungen am 28. Und 29.10. sowie 04. Und 05.11. unter Telefon 06324/9714245 (17-20 Uhr) oder per Mail theater-boehl@gmx.de
(mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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