BriMel unterwegs
Amseln über’m Frühstückstisch
Böhl-Iggelheim. Bei schönem Wetter frühstückt Familie Schmerbach gerne auf der kleinen schattigen Terrasse mit Blick auf den Garten. Dazu war es im Mai jedoch zu kühl und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Am 8. Juni entdeckte Gerhard Schmerbach zufällig, dass darüber im Schutz einer Rankenpflanze ein Amselpaar in der Zwischenzeit ein Nest gebaut hatte und es auch bereits mit Leben gefüllt war. Fünf winzige rosafarbene Amseln waren geschlüpft, zum Teil noch nackt mit nur ein paar Flaumfedern. Und schon nach 10 Tagen stellte er fest, dass das Nest leer sei. Er hat die Entwicklung der Vögel in dieser Zeit dokumentiert, so dass ich sie am 24. Juni nachverfolgen konnte.
Eigentlich sind die Kleinen gefährdet durch Herunterfallen und im schlimmsten Fall, dass eine Katze auf Leckerlis wartet, oder es verhungern welche. Keiner der Fälle ist eingetreten. Die Amselmutter hat für ständige Nahrung gesorgt, kein Mensch fütterte zu. Idealerweise haben Schmerbachs zwei Komposthaufen im Garten, in dem die Vögel rasch fündig wurden.
Jeden Morgen und Abend hat Herr Schmerbach fotografiert, weil es ihn faszinierte, denn er hatte so etwas bislang noch nicht erlebt.
Die Amseleltern haben sich bei der Fütterung abgewechselt, wobei aufgefallen war, dass das Männchen oft kam und das Fressen in seinem Schnabel dem Weibchen übergab, die es dann an die Jungen verfütterte. Kamen Schmerbachs in der Nähe der Fenster nach draußen, verfielen die erwachsenen Amseln in eine Art Starre - wohl eine Schutzhaltung – und warteten bis „die Luft wieder rein“ war. Aber Gerhard Schmerbach hat sich immer nur vorsichtig dem Nest genähert. Die meisten Aufnahmen entstanden als die Eltern nicht anwesend waren. Die Kleinen brauchen alle paar Stunden Nahrung, ist ein Mensch in der Nähe kommen die Eltern nicht. Deshalb muss man da sensibel sein und seine Interessen hintenan stellen. Schmerbach hat mehrere Kameras verwendet: Teilweise nahm er einfach sein Smartphone zur Hand und das andere Mal benutzte er die Kamera mit Objektiv, die auf ein Stativ montiert war. Er versuchte, die Vögel so wenig wie möglich zu stören.
Es war wunderschön zu sehen, wie die fast flüggen Amselküken anfingen, auf der Rankenpflanze unter dem Terrassendach herum zu hüpfen und mit ihren winzigen Flügeln schlugen. Eine Amsel hat durchschnittlich eine Lebensdauer von nur fünf Jahren, deshalb muss der Vogel schnell erwachsen werden und der Nachwuchs war binnen ca. 10 Tagen so schnell verschwunden wie er entdeckt wurde. Alle fünf haben überlebt und sind flügge geworden. Am 17. Juni abends flogen wahrscheinlich alle weg und morgens war das Nest leer. Das vollzog sich innerhalb von drei Tagen, wobei am ersten Tag die beiden kräftigsten Amseln losflogen, am zweiten Tag wieder zwei und am dritten Tag fühlte sich das letzte Amselchen so einsam, dass es seinen Geschwistern flugs folgte.
Resümee: Familie Schmerbach hatte viel Spaß daran, dieser Entwicklung zuzuschauen und kann nun wieder gemütlich an ihrem Frühstückstisch sitzen. (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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