Seniorenclub Schwarzweiherhof e.V.
"Dreschfescht un Duwaksernt" (Dreschfest und Tabaksernte)

"1 PS hat der Böhler Ackersmann vor den Pflug gespannt." | Foto: Böhl-Iggelheim ... so wie es früher war   Gerlinde Bosel und Eugen Nonnenmacher Gemeindeverwaltung Böhl-Iggelheim 1987 1. Auflage S.86
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  • "1 PS hat der Böhler Ackersmann vor den Pflug gespannt."
  • Foto: Böhl-Iggelheim ... so wie es früher war Gerlinde Bosel und Eugen Nonnenmacher Gemeindeverwaltung Böhl-Iggelheim 1987 1. Auflage S.86
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Böhl-Iggelheim. Endlich hatten wir heute Muße und konnten uns austauschen wie das mal war mit der Ernte der Feldfrüchte. Wir sitzen im Seniorenclub bei Kaffee und Kuchen, Schorle und Cola und erinnern uns an die Zeit, als noch nicht die riesigen Vollernter durch den Acker pflügten.

Für den Tabak wurde der Samen in einem Leinensäckchen vor gekeimt und dann erst in einem umrandeten Beet ausgesät. Umrandet, weil es nötig war das Beet mit Glas abzudecken, wenn es nachts noch zu kühl war, also ein Frühbeet, wie man es heute noch kennt. "Wir haben die Pflänzchen dann mit Urin gegossen und sie sind besonders gut gewachsen", erzählt I. Der Acker wurde nach dem Pflügen geeggt und anschließend noch mit einem schweren Holzbrett abgeschleift. Mit einem Rechen, der nur alle 60 cm einen Zinken hatte markierte man kreuz und quer Schnittpunkte in welche dann je eine Pflanze gesetzt wurde.
Die Ernte der Blätter begann nach der Blüte. "Da waren die Tabakpflanzen schon viel größer als wir Kinder und die untersten Blätter dürr. Wir haben den Sand abgeklopft und alles in Säcke gefüllt und verkauft." Die zweite Qualität war das "Sandblatt", noch weiter oben wuchs der Tabak "mittelgut" und die jüngsten ganz oben waren "obergut". "Die Tabakblätter wurden von den Erwachsenen mit einer langen Nadel und Schnur aufgefädelt und zwischen die Sparren im Gebälk der Scheune aufgehängt bis sie getrocknet waren. Endlich recht dürr legten meine Eltern immer drei Schnüre zusammen und gefaltet in ein 'Bobkästel'. Darin wurden sie gepresst und erneut gebündelt."
Im Dorf gab es eine Annahmestelle. Dort wurde die Ernte gewogen, alles ordentlich notiert und in die Fabrik gebracht. Mancher Bauer hat einen Teil seiner Ernte auch für den Eigenverbrauch aufgehoben. "Dann hat mer gsaacht der raacht Dachemer!" und alle bei uns am Tisch hier mussten lachen.

Mit dem Getreide war es etwas einfacher, da wurde nicht gehackt und gegossen. Getreide wurde ausgesät und durfte dann ungestört ein paar Monate wachsen. "Wenn die Halme im Sommer dürr waren, schnitten die Erwachsenen alles mit der Sense ab. Wir Kinder durften einen Arm voller Halme zu Garben zusammen binden mit Stroh oder Schnur. Das war anstrengend und nicht einfach." 10 bis 12 solcher Garben wurden gegeneinander gestellt zum letztendlichen Trocknen. Das gebündelte Getreide musste dann auf den Wagen verladen und heim in die Scheune gebracht werden. Manchmal durften wir ganz oben auf dem Wagen mitfahren.
In der Scheune lösten wir die Garben und ließen alles auf den Boden. Dann flogen die Dreschflegel auf die Halme, um die Getreidekörner vom Stroh zu trennen. Wenn man das Stroh in die Luft warf, blieben die Körner am Boden und konnten eingesammelt werden. Der Spruch "die Spreu vom Weizen trennen" hat genau hier seine Wurzeln.

Ohne Maschinen war es anstrengende körperliche Arbeit. Es konnte in gleicher Zeit längst nicht so viel geerntet werden wie heute und die Felder waren meistens auch nicht so groß. Wir haben uns mehr gegenseitig geholfen und anschließend zusammen gefeiert, wenn die Arbeit getan war.
Wenn der Bauer heute mit seinem Traktor nach Hause kommt ist er auch müde, hat aber vielleicht mit keinem anderen reden können, hat vielleicht keinen Vogel singen hören.

Wir sehen uns - „Am Schwarzweiher 5“ oder hier im online Wochenblatt.
Doris Paulsen
Seniorenclub Schwarzweiherhof Böhl-Iggelheim e.V.

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Autor:

Doris Paulsen aus Böhl-Iggelheim

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