BriMel unterwegs
Filmfestival der Generationen „Über Grenzen“
Böhl-Iggelheim. Der Mehrgenerationen-Arbeitskreis Böhl-Iggelheim lud am 22. Oktober zur kostenlosen Filmvorführung „Über Grenzen“ ein und viele kamen. Der Saal des MGV Böhl (Männergesangverein) war mit Abstand bestuhlt und alle Corona-Maßnahmen eingehalten worden.
Der 1. Beigeordnete Karl-Heinz Hasenstab begrüßte die Festivalbesucher und freute sich, dass die Gemeinden sich dazu bereit erklärt hätten im Rahmen des 12. Europäischen Filmfestivals der Generationen bereits im achten Jahr Filme zu zeigen. Wegen Corona konnte diese Veranstaltung letztes Jahr nicht stattfinden. Mit unserer diesjährigen Beteiligung hätten wir ein Novum, an gleich zwei Orten mit zwei Filmen vertreten zu sein. Er gab einen kleinen Überblick über den Dokumentarfilm, der die Besucher erwarte und wünschte gute Unterhaltung.
Im Publikum saßen ein paar Besucher, die bereits in Iggelheim mit dabei waren, und auch neue Gesichter wie zum Beispiel Bürgermeister Peter Christ und Landtagsabgeordneter Johannes Zehfuß.
Kurzform des Filmes: Mit 64 Jahren setzt sich Margot zum ersten Mal in ihren Leben auf ein Motorrad und fährt los: von Hessen über Osteuropa nach Zentralasien. Sie überquert dabei nicht nur die Grenzen von 18 Ländern, sondern auch die zwischen Menschen fremder Sprachen und Kulturen und auch ihre eigenen. Ganz allein als ältere Frau unterwegs auf einem kleinen Motorrad, über die Wolga und das Pamir-Gebirge, durch Tadschikistan und den Iran. Nach 117 Tagen und über 18.000 Kilometern kommt sie wieder zurück – vollgepackt mit faszinierenden Erlebnissen, Erfahrungen und Begegnungen.
Dieser Film war eine Dokumentation und Margot Flügel-Anhalt (Geb. 19953) wurde zeitweise von einem Filmteam begleitet, ansonsten hatte sie ihr Handy und eine Helmkamera. Es begann damit, dass sie überlegte, ob das Leben schon zu Ende sein soll. Eigentlich habe sie gar keine Zeit, wie das bei Rentnern ein gängiger Spruch sei. Ein leichtes Opfer sei sie auf ihrer Tour nicht, denn sie belegte einen Selbstverteidigungskurs und lernte persisch. Der Film begann in Eschwege/Nordhessen und ging weiter über Thurnhosbach, einem Platz, wo sie Ruhe gefunden habe, über die Ukraine, Russland, Kasachstan über die Türkei zurück nach Hause. Sie wollte etwas von der Welt sehen und sattelte ihr „Pony“, eine 125er Honda XR. Die Probleme begannen bereits in Polen mit ihrem defekten Benzinfilter. In einer Unterkunft in der Ukraine gab es zwar ein pikobello sauberes Waschbecken, aber ohne einen Wasserhahn. Sie kam an die Wolga in Russland, hatte den ersten richtigen Unfall und der Spiegel und die Bremse gingen dabei kaputt. Aber die Powerfrau kann nichts aufhalten, auch der erneute Sturz im Matsch mit furchtbaren Schlammpisten nicht. Ihr 40 kg schweres Gepäck nimmt anschließend aber das Filmteam im Auto mit, das ihr auch bei dem Schneetreiben hilft. In einer Höhe von 4282 Metern kam sie an der Grenze nach China an. Sie erzählte, dass hier die Menschen bereits im Alter von ca. 60 Jahren sterben würden und das mache sie traurig. Es waren mitunter große Strapazen, die sie bewältigen musste: Die eiskalten Finger wärmte sie sich am Motor, sie fuhr durch ein Minengebiet der Taliban und etliche Stürze, die sie an ihre Grenzen brachten und zeitweise zum Aussetzen zwangen. Sie traf immer auf hilfsbereite Menschen, nicht nur im Filmteam, sondern auch bei den Menschen, die sie auf ihrer Tour kennenlernte. In einem Hostel in Afghanistan musste sie sich erholen, denn ihr Knöchel war angeschwollen durch die Stürze. Aber nach 5 Tagen ging es weiter, zuerst nur kleine Strecken über Tadschikistan, wo sie mit Schleier herumlaufen muss. Würde sie keinen tragen, käme dies einer Provokation gleich. Eine Frau auf einem Motorrad stellte hier ebenfalls ein Novum dar. Nach 3 Monaten durch die Berge traf sie dann am Kaspischen Meer ein und fuhr weiter in den Iran. In Tirebolu/Türkei angekommen konnte sie endlich wieder das Kopftuch ablegen, was für eine Befreiung! Über Istanbul und Bulgarien kam sie dann in Dubrovnik/Kroatien an. Hier, praktisch kurz vor dem Ziel, stand für sie fest, dass sie wieder reisen will und schreckte davor zurück, nach Hause zu fahren. Sie bereute keinen Augenblick der Reise, mag es noch so anstrengend gewesen sein. In ihrem Dorf wurde sie dann gebührend empfangen und gefeiert.
Nach einem kräftigen Applaus Karl-Heinz Hasenstab gab es noch ein kurzes Publikumsgespräch. Er meinte, es gäbe viele Situationen, wo sie nachdenklich war und man konnte sich in ihre Situation reindenken. Heute würden solche Reisen sehr gerne mit einem Wohnmobil unternommen. Er war sehr beeindruckt von dem Film. Zum Schluss sollte man ein Feedback zum gesehenen Film, Publikumsgespräch, Veranstaltung und Filmfestival auf einem Stimmzettel geben.
Das Filmfestival läuft noch bis 30. November und kann unter www.festival-generationen.de nach Filmen in der Region geschaut werden.
(mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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