BriMel unterwegs
Gastspiel der Wanderbühne Carnivore – Traumfrau verzweifelt gesucht
Böhl-Iggelheim: Am lauschigen Abend des 16. Juni gab die Wanderbühne Carnivore die Komödie „Traumfrau verzweifelt gesucht“ von Tony Dunham. Die Wanderbühne ist die Urform des Berufstheaters. Theater Carnivore nimmt die fast verloren gegangene Tradition der Wanderbühne wieder auf und ist eine von insgesamt sechs Wanderbühnen in Europa. Das KreativHaus h6 in Böhl-Iggelheim unter der Schirmherrschaft von Tina Krauß war der Gastgeber und stellte vor die Freilichtbühne bequeme Bänke mit Lehnen. Tina Krauß war mehr als zufrieden mit dem Zulauf von 80 Besuchern. Das Wetter hätte nicht besser sein können an diesem Abend, nicht zu warm und nicht zu kalt. Es agierten nur zwei Schauspieler auf der Bühne, nämlich der aus Böhl-Iggelheim stammende Markus Schultz und Jennifer Münch. Aber diese Beiden agierten hervorragend miteinander, wobei Jennifer Münch immer wieder in andere Rollen schlüpfte. Es blieb kein Auge trocken an diesem Abend, was auch der Regie von Florian Kaiser und der Dramaturgie von Horst H. Walter zu verdanken ist. Harald ist die Hauptperson, von Beruf Informationsanalytiker, von seiner großen Liebe Julia verlassen und auf der Suche nach einer Traumfrau, die er in seiner Phantasie, dargestellt von Jennifer Münch, in verschiedenen Rollen erlebt. Einmal ist sie seine beste Freundin Henriette, er nennt sie liebevoll Henri, die ihn immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt und als neue Freundin nahe liegt. Er startet Kontaktanzeigen, entweder antwortet er auf sie und analysiert sie z. B. mit „innerlich reif bedeute alt“ oder schaltet selbst eine. So lernt er das amerikanische Cowgirl Trish kennen, die sehr temperamentvoll ist, aber eher etwas für’s Bett sucht. Sein Fehler ist, dass er Julia einfach nicht vergessen kann und sogar bei diesem date mit Trish erzählte, dass sie zum Abschied meinte „Ich kann nicht zu dir zurück Harald, niemals!“ Dieser Satz lässt ihn einfach nicht los und nagt an seinem Selbstwertgefühl. Er trifft sich auf eine Anzeige hin mit Kamilla und denkt an den Film „Im Reich der Sinne“, den er vor Jahren einmal im Kino gesehen habe. Er antwortet Gaby und bezeichnet sich als Ferrari Testarossa und zeigt dem Publikum einen gekonnten Tanz zu dem Lied „Sexbomb“ von Tom Jones. Harald ist euphorisch, denn man weiß bei einer Kontaktanzeige nie, was kommt. Gaby jedoch ist ein Annoncenjunkie und hat auf diese Art und Weise schon 50 Männer kennengelernt. Harald erzählt, dass er gerne Strapse mag. Aber warum mögen Männer Strapse? Weil Strumpfhosen aussehen wie Bankräuber. Das ganze Stück war gespickt mit Pointen und unglaublichem Wortwitz, so dass es etliche Lacher gab. Auch das nächste date mit Anja vermag ihm nicht das zu geben, was er braucht. Sie treffen sich im Museum und philosophieren über Hesses „Geburt, Vereinigung und Tod“. Sie will Ehe und Kinder, aber er bekam Schiss vor dieser Intellektuellen. In seiner Not ruft er wieder Gaby an und will Sex mit ihr, sie jedoch ist glücklich mit einem anderen liiert. Er bekommt vom italienischen Schatten „Amazon“ (Horst H. Walter) ein Paket prall gefüllt mit Präservativen zugestellt, um sich mit Gaby am Käfertaler Eck zu treffen und zur Tat zu schreiten. Gaby meint „die meisten Männer sind schreckliche Liebhaber, aber immer noch besser als Fernsehen“. Er stellt fest „sein Leben war eine Lüge von Anfang bis Ende. Selbst sein Job macht ihm keinen Spaß mehr“. Es erscheint seine gute Seele Henri, die meint „Du musst nicht allein und einsam sein, ich bin doch da“ und sie singen gemeinsam das Lied „My heart will go on“ von Celine Dion. Harald ist gefangen in seiner eigenen Vorstellung. So scheitert er daran sich auf sein Gegenüber einlassen zu können. Resümee: Ein gelungenes Theaterstück! (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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