Igglemer Kerwe
Kerwesonntag in Iggelheim im Seniorenclub Schwarzweiherhof e.V.

Foto: Amtsblatt Böhl-Iggelheim

Während auf dem Kerweplatz der Frühschoppen zu Ende geht, und der Bauernmarkt in die zweite Runde, treffen sich Stammgäste und neue Gesichter im Seniorenclub am Schwarzweiher zum Thema: „Wie war das früher, vor 50, 60,70 Jahren auf der Kerwe?“.
Ich habe kleine Geschichten und Erinnerungen gesammelt:
„Da ist erst mal ein Kerweputz gemacht worden - auch das Hoftor wurde sauber gemacht.“ Und dann wurde gebacken. Auf großen runden Blechen wurde „Appel-, Quetsche-, Streusel- und Keeskuche“ hergerichtet und zum Bäcker gebracht, auf dass er sie backen sollte. „Wir Kinder durften nur jeder ein Stück Käsekuchen essen und den mochten wir doch am meisten!“
„Sonntags wurde zweimal gekocht: Mittags gab es Markklößchensuppe, Rindfleisch mit Meerrettich und Rotkraut. Abends gab es Schweinebraten mit Soße.“ Kerwe war eben DAS Dorffest und die Verwandtschaft kam zu Besuch. Es dauerte 4 Tage mindestens und es war einfach etwas Besonderes im Jahreslauf.
Auf dem Kerweplatz wurde eine „Reitschul“ aufgebaut - also ein Karussell -, eine Schiffschaukel und „e Kettereitschul“. „Wir hatten ja nicht viel Geld“. Und wenn an der Losbude die Gewinne lockten, dann hat die ein oder andere schon mal davon geträumt ganz viele Groschen zu haben und einen ganzen Eimer voller Lose zu kaufen.
Am Bonbonstand gab es „Gutselstangen“ oder Zuckeräpfel und „Morekepp“ - damals hießen sie noch nicht Schaumküsse.
Aber Kerwe, das war nicht nur Spaß und Schleckereien, das war auch tanzen gehen! Es gab insgesamt dreimal im Jahr Gelegenheit im Dorf zu tanzen: an Silvester, beim Vereinsball an Fastnacht, und eben zur Kerwe. "Da sind wir samstags, sonntags und montags in die Turnhalle zum „schwoofen“ und poussieren. Später als Erwachsene war nicht mehr so viel Zeit, da musste die Feldarbeit erledigt, das Vieh gefüttert und die Kinder zu Bett gebracht werden."
Und dennoch war Kerwe das wichtige Fest auch für die Erwachsenen im Dorf.
Eine Frau berichtete, dass sie als Kind keine Kerwe oder ähnliches kannte. Sie hat damals zu Kriegszeiten in einer Stadt gelebt. Die schönen Seiten des Dorffestes hat sie erst als Jugendliche erfahren, als sie aufs Land zog.
Ich werde mich noch öfter zu verschiedenen Themen mit den Gästen im Seniorencafé Schwarzweiherhof unterhalten, denn es ist spannend, wie schnell und intensiv sich unser Leben verändert und wie schnell wir vergessen.

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Autor:

Doris Paulsen aus Böhl-Iggelheim

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