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Speyerer Autor Uwe Ittensohn im „Kreuzverhör“

Screenshot während des Interviews am PC mit Uwe Ittensohn | Foto: Brigitte Melder
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Böhl-Iggelheim. Am 16. März hieß es wieder „STREAMEN“ und so konnte man mittels Eingangscode den beiden Autoren zur angemeldeten Lesung im Zoom lauschen. Veranstalterin und Autorin Kerstin Lange checkte zu Beginn Ton und Bild nach dem Motto „Hört ihr mich? Seht ihr mich?“ Als alle angemeldeten Zuschauer ihr Handzeichen gaben, ging es los. Kerstin Lange begrüßte mit dem Hinweis, dass nichts aufgezeichnet würde und auch nichts dergleichen auf Youtube erscheinen würde. Sie wolle Uwe Ittensohn gleich ein paar Fragen zu seinem Buch „Festbierleichen“ stellen und fände es spannend, auf diese Weise jemanden zu interviewen. Sie habe Uwe Ittensohn vor 2 Jahren bei einer Benefizveranstaltung kennengelernt und wäre nicht Corona, könnten sie schon längst wieder live unterwegs sein mit ihren Lesungen.

Lange stellte fest, dass Ittensohn wohl immer auf der Suche nach etwas Geheimnisvollem in seiner Heimatstadt sei. Das stimme und er sei sozusagen ein Tausendsassa und habe im letzten Jahr auch zu imkern angefangen. Er habe eine Reihe dunkler Geschichten geschrieben. Im aktuellen Roman spielt auch eine spektakuläre E-Scooter-Fahrt eine Rolle und er müsse so etwas vorher immer selbst ausprobieren, damit er real darüber schreiben könne. Lange fragte Ittensohn, wie er zum Schreiben gekommen sei. Mit einem Schmunzeln erklärte er, dass die Idee während eines Urlaubes auf Teneriffa entstanden sei und seine Frau habe ihn darauf gebracht. Auf die Frage, ob er seit dem ersten Roman zum dritten Roman eine Entwicklung gemacht habe, verbesserte Ittensohn, dass es bereits der fünfte sei. Die ersten beiden waren in etwa so wie bei einem Lehrberuf und erst der dritte stellte sich dann als druckreif dar. Der aktuelle Roman sei der komplizierteste wegen der vielen Handlungsstränge, aber am Ende würde man merken, dass alles zusammenpasse.

Auf die Frage, ob Ittensohn Vorbilder habe, antwortete er, dass es die gebe, wenn man viel lese und er schaue sich bei dem ein oder anderen etwas ab. Er habe aber kein Vorbild in dem Sinne. Jörg Maurer eventuell, da dieser auch viel Lokalkolorit in seinen Romanen habe. Er höre unheimlich viele Bücher beim Autofahren oder im Bett. Ittensohn habe schon angefangen, einen Weingastronomieführer - ein Sachbuch also – zu schreiben. Er möchte das gerne einmal ausprobieren. Er mache gerne Krimievents und dies in Verbindung mit Weinstuben und Weinproben wäre sehr interessant und ließe sich interessant gestalten. Es sollte unterhaltsam sein und ist eine Entwicklung, die er anstrebe. Auf Langes Frage, worum es in seinem neuesten Krimi gehe, meinte Ittensohn, dass bereits der Titel zweideutig sei, aber er fand den Titel „Festbierleichen“ passend und es gehe darum, dass verschiedene Dinge gleichzeitig passieren, unter anderem sei ein Anschlag auf dem beliebten Brezelfest geplant.

Lange las ein Zitat aus seinem Buch auf Seite 136 „Geh fort, du gehli Hutzel, ich hab doch vor dir Deppschoner kä Ongscht!“, was nicht ganz so klang wie bei Ittensohn als er in der pfälzischen Mundart wiederholte. (Ja, er ist sehr sprachgewandt wie man immer wieder feststellen muss, sei es italienisch, lateinisch oder russisch). Er habe dieses Mal nicht mit Dialekt gespart. Es sei etwas, das bei einem Regionalkrimi nicht fehlen dürfe. Im Falle des obigen Zitats würde jemand von einem Pfälzer zur Schnecke gemacht. Die Frage, was Helden ausmache beantwortete Ittensohn mit „ein ganz normaler Held ist zum Beispiel André, der ein Analytiker ist oder der Untermieterin Irina“. Er störe sich an Helden wie zum Beispiel James Bond, die zu perfekt seien und unrealistisch. Seine Helden würden sich auch schon mal den Anzug schmutzig machen.

Auf die Frage, ob er auch einmal ein Hörbuch machen wolle, meinte Ittensohn, dass dies lieber Leute mit ausgebildeter Sprechausbildung machen sollten. Er erklärte den Unterschied zwischen Unterhaltungs- und Trivialliteratur. Er vermittle Inhalte und die seien realistisch. Er wende viel Energie auf und verwies auf die langen Danksagungen in seinen Büchern, weil er eben viel recherchiere. So müssen Orte und Kneipen real sein. Er habe teilweise alles selber ausprobiert. So seien im aktuellen Krimi die Namen seiner Romanpersonen manchmal ähnlich der realen Personen. Man könne sich seine eigenen Gedanken machen.
Lange fragte ihn, ob bei seinen Recherchen neue Freundschaften entstanden seien. Er antwortete, dass man ganz viele interessante Leute kennenlerne. Er habe durch seinen Beruf bisher viele Banker kennengelernt und seit er schreibe, würde er viele unterschiedliche Menschen kennenlernen, was er sehr positiv finde.

„Muss es immer ein happy end geben?“ Ittensohn: Das ist Einstellungssache. Würde es viele Opfer geben, passe dies nicht zur Unterhaltungsliteratur. Man solle sich ja besser fühlen, wenn man das Buch aus der Hand lege. Er findet es nicht unterhaltsam, wenn ein Buchausgang nicht gut endet. Auf die Frage, wie so ein Autorenalltag aussehe, antwortete er „Man lernt sehr schnell, schreibt manchmal bis Mittags und Nachmittags, dann gehe ich an die frische Luft oder auch in den Garten. Abends schreibe ich nochmal ca. zwei bis drei Stunden am Stück.“ Seine Frau sei die stärkste Kritikerin und sage ihm immer als erste, was nicht passen würde. Ob er einen Vorteil oder Nachteil durch den vorhandenen Lockdown sehen würde, antwortete er, dass man es nehmen müsse wie es kommt. Manche Dinge funktionieren im Lockdown und andere wiederum nicht. Online mit kurzen Sequenzen funktioniere und ginge schneller als 30 Seiten aus dem Buch zu lesen. Natürlich warten alle wieder auf Live-Lesungen, aber es gibt momentan auch eine Chance Wine&Crime Events mit Lesung und Weinprobe online zu veranstalten; er stehe mit verschiedenen Winzern in Kontakt, mit denen er das machen möchte. Aktuell sei er bei zwei Veranstaltungen mit dabei: Eine Bierprobe am 26.03., wo er aus „Festbierleichen“ kurze Sequenzen lesen wird und eine Wein- und Crimenacht am 27.03., wo er aus dem Buch „Requiem für den Kanzler“ lesen wird. (Details dazu unter: www.ittensohn.de.) Er freut sich schon sehr darauf. Außerdem plant er, im Zusammenhang mit dem Brezelfest eine Lesung zu machen. Eine reale Lesung sei für den 20. Mai in Lingenfeld geplant.

Es folgten noch Fragen aus dem Netz, wie zum Beispiel, ob man alle seine Krimis hintereinander lesen müsse, um den Zusammenhang zu haben. Ittensohn verneinte, denn außer dass sich die Figur der Irina weiterentwickelt hat, habe sich nicht viel bei den Personen im Buch verändert. Aber man müsse nicht alle zwingend gelesen haben, denn am Ende wird alles aufgeklärt.
Kerstin Lange bedankte sich bei den Zuschauen und fragte nach weiteren Meldungen aus dem Netz. Und tatsächlich hatte noch jemand die Frage, wie lange Ittensohn an einem Buch schreiben würde. Das sei im Rhythmus des Verlages eingebunden. Im Schnitt brauche man ein Jahr: 4 Monate für ein Gerüst (man müsse das gut planen, bevor man das erste Wort schreibe), nochmals 4 Monate zum Schreiben und 4 Monate zum Korrigieren. Und es müsse oft korrigiert werden bis es in den Druck komme.
Es war ein sehr interessantes unterhaltsames Verhör, das wir Zuschauer in fast einer Stunde (angedacht war eine halbe Stunde) zu sehen bekamen. Uwe Ittensohn bedankte sich für das Online-Interview, merkte jedoch an, dass er sich doch wieder gerne Liveveranstaltungen wünsche. Wer nicht?!

Besprochener Krimi: »Festbierleichen«, Uwe Ittensohn, erschienen im Gmeiner-Verlag Meßkirch, ISBN 978-3-8392-2822-7

Kerstin Lange stellt sich am 23. März Uwe Ittensohns Verhör zu ihrem Roman „Lügenbilder“. Sie wurde 1966 in Bergneustadt geboren, wohnt und arbeitet - nach Aufenthalten im Sauerland, am Niederrhein und in der Pfalz - in Düsseldorf. Sie ist als Autorin, Sprecherin, Dozentin, Schreibgruppenleiterin und Herausgeberin tätig. (mel)

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Autor:

Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim

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