Weingenuss im Kreuzgewölbestall des Winzervereins
Bauhistorisches Kleinod

Die „Q-Kapelle“ des Winzervereins: Im 19. Jahrhundert als „Kuhkapelle erbaut, heute zur Weinlounge umfunktioniert. | Foto: Pacher
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  • Die „Q-Kapelle“ des Winzervereins: Im 19. Jahrhundert als „Kuhkapelle erbaut, heute zur Weinlounge umfunktioniert.
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Forst. Mit seiner künftig als Weinlounge genutzten frisch renovierten „Q-Kapelle“ leistet der Forster Winzerverein nicht nur einen Beitrag zur Gastfreundschaft unserer Weinregion, sondern verfügt auch über ein bauhistorisch bedeutendes Kleinod, das weit über die Weinstraße hinaus seinesgleichen sucht.

Die Kreuzgewölbeställe, im Volksmund auch „Kuhkapellen“ genannt, entstanden in der nachnapoleonischen Zeit, als viele ehemalige Kirchenhandwerker neue Kunden für ihre Baukunst suchten. Denn in den kriegerischen Auseinandersetzungen mit Frankreich um 1800 musste das Deutsche Reich die linksrheinischen Gebiete an Frankreich abtreten. Die deutschen Fürsten wurden für die Gebietsverluste großteils durch enteignete kirchliche Ländereien auf der rechten Rheinseite entschädigt (Reichsdeputations-Hauptschluss 1803). In den von Frankreich besetzten linksrheinischen Gebieten wurde um 1800 die Enteignung kirchlicher Güter betrieben. Die Erlöse erhielt der französische Staat. So wurden z. B. aus den Besitzungen des Hochstifts Speyer die wertvollen Weinlagen an der Mittelhaardt versteigert; die damals vermögenden Weingüter erwarben riesige Flächen z. B. in den Weinlagen von Deidesheim, Forst und Wachenheim; die armen Winzer konnten nicht mitbieten. Durch die Auflösung von Klöstern und kirchlichen Besitztümern wurden damals viele Bedienstete und Handwerker arbeitslos. Im Zuge der Säkularisation wurden Klöster und Kirchenräume zu Ställen umfunktioniert. Die Not brachte den Maurermeister Ostermayer aus Eisenberg in der Nordpfalz und andere Handwerker auf die Idee, bei den reichen Grundbesitzern zum Bau von Gutshäusern und Stallungen vorstellig zu werden. Die Ställe waren im frühen 19. Jahrhundert für das wirtschaftliche Wohlergehen mindestens genauso wichtig wie die Wohnungen im Haupthaus; daher investierte man viel Geld. Die handwerklichen Kenntnisse der Kirchenbauer waren nun höchst willkommen, um Steingewölbe-Bauten für eine intensivere Viehwirtschaft zu errichten. Denn die früheren Fachwerkställe waren stark brand- und fäulnisgefährdet. Die frühesten „Kuhkapellen“ stammen aus dem Jahr 1832. Der Höhepunkt der Bautätigkeit in diesem Stil lag zwischen 1850 und 1880. Später setzten sich Stahlträger und Betondecken durch. Die Obrigkeit unterstützte ab ca. 1830 mancherorts diese Bemühungen. So wurden allein in Rheinhessen ca. 300 dieser Ställe gefördert.
In der Pfalz haben sich nur wenige dieser Gebäude mit Kreuzgratgewölben erhalten. Die „Kuhkapelle“ des Forster Winzervereins dürfte kurz vor 1850 im Gutshof Reichardt/Werlé, der seit 1925 im Besitz des Forster Winzervereins ist, errichtet worden sein – in sorgfältig behauenen Sandsteinen mit vier schlanken Säulen und kunstvollen Kapitellen – ein architektonisches Kleinod. Sie überdauerte die Zeit, weil sie zunächst als Stallung, dann als Waschküche und Lagerraum und schließlich ab 1930 als Schlachthaus und Maschinenraum genutzt wurde. Die Verwaltung des Forster Winzervereins entschloss sich vor etwa zwei Jahren, dieses Kleinod „aufzuwecken“. Die Leitung des Umbaus hatte die Forster Architektin und Innenarchitektin Elke Eberle. Auf der Seite des Winzervereins brachten sich Geschäftsführer Dietmar Bonn und Aufsichtsratsvorsitzender Werner Lucas ein.
In der Weinlounge „Q-Kapelle“ stehen die Weine des Forster Winzervereins im Vordergrund. Dazu werden kleine, aber feine Weinbegleiter, die ebenfalls getreu dem Motto „regional,
saisonal und modern“ gezaubert werden, insbesondere in den Sommermonaten geprägt durch mediterrane Einflüsse, gereicht.
pac/ps

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Die „Q-Kapelle“ des Winzervereins: Im 19. Jahrhundert als „Kuhkapelle erbaut, heute zur Weinlounge umfunktioniert. | Foto: Pacher
Das „Napoleonzimmer“ im Ungeheuer Restaurant des Forster Winzerverein, das gleichfalls einer Renovierung unterzogen wurde.   | Foto: Pacher
Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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