BriMel trifft
Den Neuen - Theaterleiter Sven Mühlberger
Deidesheim. Am 12. August traf ich mich mit dem zweiten Theaterleiter des Boulevardtheaters Deidesheim, der den bisherigen Boris Stijelja unterstützt. Den Neuen wollte ich gerne einmal kennenlernen und bohrte ein wenig nach.
??? Hallo Herr Mühlberger, seit wann haben Sie den Job hier und wie lebt es sich denn so mit dem Titel Theaterleiter?
Mühlberger: Ich freu mich sehr auf das Gespräch und bin seit einem halben Jahr hier in Deidesheim am Theater tätig. Man hört ihn jetzt gar nicht so, den pfälzischen Akzent, ich beherrsche ihn aber. Ich bin in einer Urpfälzer Familie aufgewachsen, also „ich versteh jeden Pälzer zu hunnert Prozent“. Theaterleiter in Deidesheim zu sein ist mehr als ein Job, fast eine Lebenseinstellung. Und ja, ich bin angekommen.
??? Was haben Sie gemacht bevor Sie hier Theaterleiter wurden?
Mühlberger: Bevor ich Theaterleiter in Deidesheim wurde war ich in einer Theaterleitung im Kino tätig. In 2018 wurde das Cineplex Neustadt neu eröffnet, das neue Multiplex-Kino, und da hat man sich an mich erinnert und da waren ein paar Kontakte da. „Hey Sven, wir haben da ein neues Kino. Wir brauchen dafür Unterstützung in der Theaterleitung.“ Und so begann meine Karriere als Theaterleiter. Vorher war ich 10 Jahre selbständig in der Werbung. Ich hatte eine Werbeagentur mit einer Hand voll Angestellten und habe mich damals schon um Künstler und Musiker gekümmert. Die Nähe zur Kunst war also immer schon da. Danach bin ich ins Kino gewechselt und war später auch im Marketing für die ganze Cineplex-Gruppe in Deutschland zuständig. Und dann kam irgendwann Boris Stijelja auf mich zu. Dazu eine kurze Geschichte: Boris und ich kennen uns auch schon seit über 15 Jahren. Er kam auf mich zu mit den Worten „Isch bin jo so‘n Kleinkünstler und brauch ein bisschen Werbung“. So startete unsere Geschichte und wir waren immer mal wieder in Kontakt. Und vor 1,5 Jahren hat er wieder bei mir angeklopft: „Hey Sven, ich glaube wir müssen mal reden.“ Und dann haben wir uns verabredet, mehrmals sogar, und irgendwann hat er mich dann überzeugt. Ich glaube wir haben schnell bemerkt, wir gut wir uns ergänzen und dann habe ich den Schritt gewagt und heute sage ich „alles richtig gemacht“. Nun gut, jetzt kann man nach dem Unterschied zwischen Kino und Theater fragen. Klar, wir sprechen hier von wichtigen Säulen der Kultur. Im Kino ist es viel strukturierter: Da läuft ein 90-minütiger Film, dann kommt die nächste Vorstellung, da ist alles sehr getaktet. Im Theater ist es ähnlich, aber jedes Theaterstück ist dann doch anders. Da stehen echte Menschen auf der Bühne – und die Stimmung ist durch das Publikum auch immer anders. Das ist so der Zauber des Ganzen: verschiedene Theaterstücke, verschiedene Schauspieler und Schauspielerinnen, Publikum aus Nah und Fern. Eben jedes Mal eine kleine neue Wundertüte und das macht es unheimlich spannend. Diesen Charme weiterzuentwickeln und daran mitzuwirken, das ist eine spannende und tolle Aufgabe.
??? Warum besteht bei Ihnen die Liebe zu Theater und Kunst?
Mühlberger: Seit Beginn meiner Berufslaufbahn arbeite ich mit Künstlern zusammen: Musiker, Künstler und Schauspieler und dann der Ausflug in die Kinobranche, da war es naheliegend, dass ich in irgendeiner Form für die Kunst tätig bleibe. Daran mitzuwirken ist eine große Aufgabe, die mich sehr erfüllt.
??? Wie kann man sich denn so einen Arbeitsalltag im Theater vorstellen? Was müssen Sie da alles machen?
Mühlberger: Also einen klassischen Arbeitsalltag den gibt’s nicht. Natürlich hat man in einer Spielzeit volle Spieltermine, da muss natürlich alles organisiert werden. Die Schauspieler, das Servicepersonal und auch banale Dinge wie Lagerbestände müssen geplant sein. Hier in der Pfalz trinkt man halt mal gerne eine Schorle mehr im Theater, also muss wir auch dafür sorgen, dass auch genug Wein da ist. Das geht hin bis zur Künstlerbetreuung. Es ist wirklich sehr abwechslungsreich. Von Terminen mit der Presse, wie jetzt hier, bis hin zu Vertragsverhandlungen über neue Stücke oder Tournee-Termine. Und ich glaube, das macht es auch so spannend. Im Kern geht es immer darum, eine Show auf die Beine zu stellen.
Es gibt Tage, da ist man in 5-6 Stunden fertig und denkt „Och toll, heute Abend kann ich zuhause mal etwas Schönes kochen und mal entspannen oder einen Tatort gucken“. Aber es gibt auch Tage, da ist man 10-12 Stunden unterwegs. Das ist immer anders, aber das ist dann immer ein Ansporn an sich selbst zu sagen „Versuche die Balance zu halten.“ Vor dieser Aufgabe stehen wir ja alle – egal ob in der Kultur oder in jedem anderen Job.
??? Sie sind ja noch ein recht junger Theaterleiter. Wie alt sind Sie?
Mühlberger: Ich bin 33 Jahre alt und schon Theaterleiter, da bin ich schon bisschen stolz. Schon während meinem Studium, das war ein Marketing-BWL-Studium, habe ich mich ja selbstständig gemacht. Also es war immer viel los und viel in Bewegung.
??? Da möchten Sie doch bestimmt einige tolle Ideen mit einbringen, evtl. sogar moderner werden? Was schwirrt Ihnen da im Kopf herum?
Mühlberger: Unbedingt! Das ist mein Ansporn. Wir haben ja ca. 180 Vorstellungen im Jahr. Ich glaube, das ist auch der Punkt, warum mich Boris Stijelja dann geholt hat. Weil er auch einen kleinen Visionär in mir sieht und er das Theater weiterentwickeln will. Und da arbeiten wir seit Tag 1 daran. Das Boulevardtheater Deidesheim ist eine Institution, aber ich glaube, da geht noch sehr sehr viel mehr. Wir arbeiten mittlerweile mit ganz großen Namen zusammen. Und ich glaube tatsächlich, dass dieser Charme, diese Liebe zur Kunst, die wir hier lokal vor Ort machen, dass die sich noch überregional ausbreiten kann. Das Theatererlebnis noch toller, noch exklusiver zu machen, das ist unser Ziel. Nicht nur „Ach, wir gehen heute Abend ins Theater und gucken uns eine Komödie an“, sondern der Besuch wird zum Erlebnis: „Ich gehe heute Abend ins Boulevardtheater!“ Ein großes Erlebnis mit viel Charme, um der Kunst und Kultur wieder in der Gesellschaft den richtigen Stellenwert zu geben. Das ist essentiell wichtig. Die letzten Jahre mit Corona waren in jeder Branche schlimm, aber in der Kulturbranche besonders. Unsere Aufgabe, den Menschen einen unbeschwerten Abend zu bescheren, ist so wichtig. Wir sind wie eine kleine Insel, abseits vom Alltag, wo wir unbeschwerte Zeiten erleben.
??? Das Boulevardtheater hier in Deidesheim wird dieses Jahr 25 Jahre alt, ein Jubiläum. Haben Sie schon Pläne, wie sie dies feiern werden? Eventuell eine neue Komödie?
Mühlberger: Es ist fast so alt wie ich (*lacht*). Tatsächlich 25 Jahre und es wird ein großartiges Jahr, in dem wir das feiern. Im November ist es so weit, da ist Geburtstag und wir haben ein Jubiläumsstück mit großen Namen aufgelegt. Wir haben Andreas Kunze von RPR1 gewinnen können, der da wirklich mitspielt, Götz Valter von Spitz & Stumpf, auch unser Winzerbu Tim Poschmann ist dabei und die bezaubernde Katja Sessig. Das ist ein Stück, welches dem Jubiläum mehr als würdig ist. Aber das ist ja noch nicht alles. Wir sind gerade dabei den Spielplan zu kreieren, mit einem wirklich abwechslungsreichen Programm. Mit neuen und bereits bekannten Gesichtern, und auch dem einen oder anderen großen Namen und möglicherweise einigen Überraschungen.
??? Kennen Sie die Stars alle bereits oder sind das für Sie neue Gesichter?
Mühlberger: Als Theaterleiter kommt man tatsächlich in den Genuss, auch mal größere Stars kennenzulernen. Da denke ich beispielsweise an die grandiose Daphne de Luxe und an Alice Hoffmann, ein großes Idol meiner Jugend. Wenn auf einmal „Hilde Becker“ vor Dir steht und Dich ganz herzlich begrüßt und mit Dir plaudert und plauscht, das ist schon sehr besonders. Auf der einen Seite treffe ich auf große Namen, genauso am Herzen liegt mir aber auch unser Ensemble vor Ort. Das sind Menschen, die ihr ganzes Herzblut in die Sache legen und die Resultate kann sich jeder bei uns im Theater anschauen, es sind einfach ausnahmslos mitreißende Shows.
??? Also wenn Sie genau so kumpelhaft wie der Boris Stijelja agieren, kann das nur gut werden. Ich drücke Ihnen alle Daumen, dass Sie sich hier wohlfühlen und immer volles Haus sein wird.
Mühlberger: Genau dafür treten wir tagtäglich an. Für volle Häuser, für ein paar Stunden Gelassenheit. Für viele Menschen, die Kultur genießen. Ich meine, bei uns dreht es sich ja hauptsächlich um Comedy und da soll das Herz aufgehen. Herzlichen Dank für das Gespräch!
(mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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