Der BUND will den Dettenheimern die Dammrückverlegung schmackhaft machen
Rückhalteraum Elisabethenwört: „Viel Emotion, wenig Information“

Der Auenexperte Professor Dr. Emil Dister sagt, dass Gewässer wie dieses bei Dettenheim ohne Dammrückverlegung über kurz oder lang verschwinden würden. | Foto: Schwitalla
  • Der Auenexperte Professor Dr. Emil Dister sagt, dass Gewässer wie dieses bei Dettenheim ohne Dammrückverlegung über kurz oder lang verschwinden würden.
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Dettenheim. Die Landesverbände Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Landesfischereiverband Baden-Württemberg, der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg sowie der Verein für Vogel- und Naturschutz Dettenheim (VVND) haben am vergangenen Freitag im Naturschutzzentrum Dettenheim im Rahmen eines Pressegesprächs gemeinsam zu den in der Öffentlichkeit kontrovers diskutierten Planungen zum Rückhalteraum Elisabethenwört Stellung bezogen.

Dabei wurde schnell deutlich, dass es für die Verbände nur eine Lösung geben kann, nämlich die so genannte „Vorzugsvariante Dammrückverlegung“, die im Gegensatz zu einer Polderlösung auch von der Landespolitik derzeit favorisiert wird. Das bedeutet stark verkürzt: Die abgeschnittene Aue wieder mit dem Fluss verbinden, wie es das „Integrierte Rheinprogramm“ (IRP) für Hochwasserschutz und Auenökologie auch vorsieht – denn das besagt, dass Hochwasserschutz und Auenrevitalisierung gleichberechtigt zu sehen sind.

Und um für diese - in der Bevölkerung und in der Kommunalpolitik umstrittene - Variante zu argumentieren, haben die Naturschütze große Kaliber aufgefahren. Niemand geringeres als der international anerkannte Auenexperte Professor Dr. Emil Dister sollte im Rahmen des Gesprächs die Vorteile der „Vorzugsvariante Dammrückverlegung“ für den Rückhalteraum Elisabethenwört aufzeigen.
Letztlich spricht aus Sicht des Experten und der Naturschützer alles für die „kleine Dammrückverlegung“ – zum einen die wesentlich niedrigeren Kosten im Gegensatz zu einer Polderlösung, die Bauten zur Flutung- und Rücklaufsteuerung braucht. „Die müssen gebaut und unterhalten werden und zu jeder Zeit einsatzbereit sein, das sind unglaublich hohe Kosten“, bestätigte Dister. Der ergänzte, dass die ungesteuerte Flutung bei der Dammrückverlegung auch wesentlich sicherer sei, da weder Bauten noch Menschen, die versagen können, in die Abläufe involviert seien. Und natürlich spricht auch die Erhaltung der Natur für eine Deichrückverlegung: „Langfristig bedeuten Polder den Tod der Auenlandschaft. Der Altrhein bei Dettenheim würde irgendwann austrocknen“, ist sich Dister, der auf über 30 Jahre Erfahrung im Auenschutz und in der Auenrenaturierung blicken kann, sicher.

Unbegründete Ängste und Sorgen

Die Ängste der Bewohner vor großen Fluten und rasant steigendem Grundwasserpegel konnte er ebenso entkräften, wie die Furcht vor Malaria, Tigermücken und einer noch größeren Schnakenplage. „Wenn Sie die große Fläche ungesteuert fluten, haben Sie immer fließende Gewässer, das mögen die Insekten gar nicht, dort werden sie auch nicht brüten. Der zu erwartende Fischbestand im fließenden Gewässer täte sein Übriges, um die Schnakenplage eher einzuschränken, sind sich Dister und Reinhart Sosat, der Geschäftsführer des Landesfischereiverbandes, einig. „Im Gegenteil, in einem Polder steht das Wasser viel länger als auf der freien Fläche, da haben Sie viel eher die Problematik der brütenden Insekten“, so Dister. Insgesamt sei die ungesteuerte Flutung für die Tier- und Pflanzenwelt einfach besser – und damit auch für den Menschen. Er vermutet, dass die Ablehnung der Bevölkerung auch „wenig Information und viel Emotion“ fuße. Die Kommunalpolitik hingegen sei oft der starken Lobby von Bau- und Landwirtschaft ausgesetzt, die natürlich Polderlösungen bevorzuge, so der Auenexperte weiter.

Klimawandel sorgt für häufigere Hochwasser

Auf die Frage eines Anwohners, ob die Maßnahme „Elisabethenwört“ überhaupt nötig sei, betonte Dister, dass man langfristig planen müsse und der Klimawandel ganz sicher neue Hochwasserproblematiken mit sich bringe. Auch wenn es jetzt vielleicht wie ein zu großes Projekt ausschaue, müsse man bedenken, dass die Umsetzung ja in frühestens zehn Jahren komme und dass man für die klimatischen Veränderungen der Zukunft gewappnet sein muss, auch über Generationen hinweg. Genau da liege auch ein weiteres Problem der Polder, deren Nutzung könnte zwar gesteuert werden, aber nur wenn die Fluten genau berechen- und vorhersehbar sind. „Das kann Ihnen aber keine garantieren“, so Dister zu einem Anwohner. „Außerdem wissen Sie doch nie, nach wessen Interessen so eine Polderöffnung plant und angeordnet wird. Diese Abhängigkeit von Lobby, Politik und letztendlich Menschen kann Ihnen bei einer Dammrückverlegung und ungesteuerten Flutung bei Hochwasser nicht passieren.“

Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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