Hainfelder Seselsmörder und Schlacht mit dem Sesel - Winzermesser als Waffe
Pfälzer Mordwerkzeug
Hainfeld. Es kam zum Streit, ein Wort gab das andere und schließlich endete der Streit blutig: Hainfelder Winzer schnitten vier französischen Offizieren mit dem Sesel die Hälse durch. Das berichtet das historische Geschichtsbuch „Theatrum Europaeum“, das im Jahr 1682 erschien. Diese Geschichte ist der Grund weshalb die Hainfelder bis heute mitunter als „Seselsmörder“ bezeichnet werden.
Der 30-jährige Krieg lag noch nicht lange zurück. Doch der Französische Sonnenkönig Ludwig XIV. war machthungrig und griff die Vereinigten Niederlanden an: Der sogenannte Holländische Krieg, der von 1672 bis 1678 wieder einmal ganz Europa erschütterte. Auch in Hainfeld waren französische Soldaten einquartiert.
Mord an französischen Soldaten
„Zu Hainfeld am Gebürg im Stifft Speyer“ seien vier französische Offiziere ins Wirtshaus gekommen, heißt es in dem von Matthäus Merian begründeten Geschichtswerk. Offenbar hatten die sich schlecht benommen, warum es zum Streit kam und zu Handgreiflichkeiten. Diese endeten mit dem Mord: Hainfelder Winzer habend den Franzosen „die Hälse abgeschnitten.“ So steht es im „Theatrum Europaeum“. Mehr ist nicht zu erfahren.
Das Sesel oder auch Seselmesser ist das Werkzeug des Winzers, mit dem er über Jahrtausende im Winter die Reben, im Sommer das Laub und im Herbst bei der Weinlese die Trauben geschnitten hat – ein Universalwerkzeug, dass sich auch eignet, französischen Offizieren den Hals durchzuschneiden. Aber auch untereinander waren sich die Winzer nicht immer grün. Und so kam es zur Schlacht mit dem Sesel.
Streit um Allmende
Tag für Tag, Jahr um Jahr trieben die Bauern aus den Orten Flemlingen, Roschbach, Gleisweiler und Burrweiler ihr Vieh auf die Weide. Es war eine sogenannte Allmende, wo ein jeder sein Vieh grasen lassen durfte. Doch eines Tages haben die Bauern aus Gleisweiler und Burrweiler – warum auch immer - den anderen den Zugang verwehrt. Die Flemlinger und Roschbacher Bauern ließen sich das nicht bieten und gingen mit Seseln auf die Gleisweiler und Burrweiler los, so die Legende. Drei Sühnekreuze und ein Opferstock erinnern an die „Schlacht mit den Seseln“, wie der Volksmund sagt.
An der Landstraße L516 gibt es die Kreuze und den Opferstock noch und in eines der Kreuze ist ein Sesel eingeritzt. Doch das ist alles. „Von dieser Geschichte ist nichts belegbar“, sagt Andreas Imhoff, Archivar des Kreises südliche Weinstraße. Die Kreuze wurden außerdem im Zuge einer Flurbereinigung an ihren heutigen Standort umverlegt.
Sehr wahrscheinlich ist, dass etwas passiert ist. Für ein Sühnekreuz gibt es einen entsprechenden Anlass. Vom 14. bis 16. Jahrhundert war es sehr üblich Sühnekreuze aufzustellen – im Süddeutschen sehr viel häufiger als etwa in der Pfalz, so Imhoff. Der Opferstock stamme aus dem 15. oder 16. Jahrhundert. Offenbar hat jemand in dieser Zeit ein Delikt begangen, bei dem ein Sesel eine Rolle spielt. rk
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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