Vom Tanz zur Krone: Mit zwölf Jahren Kinderprinzessin beim LCC
Roschbach/Landau. Maja Ockert sitzt auf dem Speicher der Kinck´schen Mühle in Godramstein und muss warten, ihr Herz klopft, noch wissen die wenigsten von ihrer neuen Rolle in der diesjährigen Faschingssaison. Unten im Saal jubeln die Menschen, die Kampagneneröffnung ist in vollem Gange. Gleich wird ihr Name aufgerufen, gleich tritt sie hinaus ins Rampenlicht – als neue Kinderprinzessin des Landauer Carneval Clubs (LCC).
Ein letzter tiefer Atemzug, dann betritt sie die Bühne. Ein prunkvolles Kleid, eine funkelnde Krone und ein großes Strahlen im Gesicht: Die Zwölfjährige tanzt bereits seit Jahren im Verein, doch nun repräsentiert sie ihn als zweite Kinderprinzessin ihren Carneval Clubs. Eine Rolle, die sie mit viel Freude, aber auch Respekt ausfüllt.
Vom Tanz zur Krone
Es war ein Sommertag, als Maja völlig überraschend von Tobias Paul, dem ersten Vorsitzenden und Elferratsmitglied des LCC, auf einem Radrennen in Roschbach angesprochen wurde: Ob sie sich vorstellen könne, Kinderprinzessin des LCC zu werden? „Ich hatte mich schon erstmal gefragt: 'Oh, ob ich das jetzt machen soll?' Ich muss es dann ja erstmal geheim halten – sowas kann ich sowieso nicht gut! Und dann so etwas noch geheim zu halten…“, erinnert sich Maja lachend. „Ich habe erstmal überlegt. Ich bin ja erst zwölf. Will ich wirklich vor so vielen Menschen stehen und Reden halten?“ Doch die Entscheidung fiel schnell: „Es ist eine Ehre, das für meinen Verein zu machen. Ich wollte etwas zurückgeben.“
Dass sie so jung in die Rolle schlüpfen würde, kam unerwartet. „Früher waren die Kinderprinzen und -prinzessinnen meist 14 oder 15. Ich dachte nicht, dass ich mit 12 schon gefragt werde.“ Umso glücklicher war sie, als feststand: Sie wird die Kinderprinzessin im Jubiläumsjahr ihres LCC, indem sie jetzt im neunten Jahr tanzt. Das Motto ist doppelt passend: "Ein Märchen wird wahr, der LCC wird 60 Jahr."
Die Vorfreude und die Herausforderungen
Besonders freut sich Maja darauf, als Prinzessin noch enger mit dem Verein verbunden zu sein. „Ich tanze schon so lange hier, aber die Chance, auch Prinzessin oder Prinz zu sein, hat nicht jeder.“ Und natürlich ist da das Kleid: „Ich habe mir mein Kleid mit meiner Mama ausgesucht. Erst hatte ich ein rotes, dann kam noch ein blaues dazu, das ist richtig pompös.“
Doch die Rolle bringt auch Herausforderungen mit sich. Vor den Auftritten wächst die Nervosität: „Jedes Mal, wenn es heißt, ich soll eine Rede halten, bin ich aufgeregt. Aber ich denke mir immer: Ich krieg's ja doch irgendwie hin.“ Ihr Vater bestätigt: „Am Anfang war sie sehr nervös, aber mit der Zeit wurde sie immer sicherer. Jetzt macht es ihr fast nichts mehr aus.“
Trotz der Freude über die bevorstehenden Prunksitzungen bleibt eine gewisse Anspannung. „Ich bin gespannt, wie das alles zeitlich hinkommt und wie ich das alles schaffe“, gesteht sie. Besonders die Wartezeiten zwischen den Tänzen empfindet sie als herausfordernd. Diese Momente der Unsicherheit bringen die Nervosität oft noch stärker zum Vorschein. Verzichten müsse sie in ihrer neuen Position aber auf fast nichts: „Nicht wirklich. Ich fände es natürlich schöner, die Zeit zwischen den Tänzen mit meinen Freundinnen zu verbringen. Vor dem Auftritt bin ich immer aufgeregt, aber meistens hilft es uns, wenn wir uns gegenseitig runterholen – oder uns eben noch mehr aufregen.“ Sie lacht und fügt hinzu: „Momentan verzichte ich also auf die Zeit zum Ausruhen. Das macht alles noch anstrengender und dazu kommt noch, dass ich eine Rede halten muss. Also werde ich noch nervöser.“
Neben den Auftritten ist Maja oft unterwegs, besucht Prunksitzungen und Tollitätentreffen, wo sie Orden tauscht und den LCC repräsentiert. Sie hat bereits eine ganze Schublade voller gesammelter Orden: „Die Schublade ist sehr groß. Und: Ich habe noch weitere Schubladen“, merkt Maja lachend an. Ihre Eltern begleiten sie, helfen mit Schminke und Fahrdiensten. „Als Familie ist es ein großer Aufwand, aber wir unterstützen sie natürlich“, sagt ihr Vater.
Reden, Lampenfieber und eine lustige Pointe
Besonders das Sprechen vor Publikum ist für Maja eine Herausforderung. „Sagen wir es so: Wenn mir jemand aus dem Verein anbietet, zu sprechen, dann nehme ich das gerne an. Ich kann eine Rede auswendig, die ich immer aufsagen könnte. Ich bin richtig aufgeregt, vor so vielen Menschen zu sprechen und habe immer ein bisschen Angst, dass ich mich verspreche", gibt Maja zu.
Normalerweise würde sie nicht so betonen und dass sich der Text reimen muss, war für Maja ebenfalls ungewohnt. Die Ansprache hat ihr Vater geschrieben. „Es gibt eine Stelle, die mir immer peinlich ist, aber was für mich peinlich ist, finden eigentlich alle eher lustig.“ Und tatsächlich, der humorvolle Inhalt sorgt immer wieder für Lacher. Die Stelle, die Maja meint: „Leider fand ich keinen Prinzen oder edlen Ritter. Die sind wohl zu beschäftigt mit TikTok, Roblox oder Twitter“, liest sie die Zeilen aus der Rede vor.
Ihr Vater ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Normalerweise sind es immer Prinzenpaare, die da erwartet werden. Aber der Vorstand hat keinen Jungen gefunden, der da Lust drauf hatte.“ Maja grinst: „Am Anfang war mir das wirklich peinlich. Aber inzwischen merke ich, dass das etwas ist, worüber alle lachen können und das freut mich.“
Fasching aus Leidenschaft zum Tanzen
Die Liebe zum Karneval wurde ihr schon früh mitgegeben, auch wenn ihre Eltern nicht im Faschingsverein sind. „Im Kindergarten hatte eine Erzieherin bei uns im Verein getanzt. Sie trat in der Kita auf und ich wusste sofort: Das will ich auch machen.“ Mit vier Jahren begann sie bei den „Minis“, blieb dabei, tanzt sowohl Garde als auch Schautanz – und wurde nun Prinzessin. „Die Auftritte machen einfach Spaß. Du kannst zeigen, was du das ganze Jahr geübt hast.“
Tanzen ist und bleibt Majas große Leidenschaft. „Garde ist anstrengender, da braucht man mehr Körperspannung. Beim Schautanz geht es mehr um Ausdruck und Schauspiel. Ich mag beides.“ Corona habe dem Verein jedoch stark zugesetzt. „Die Gruppen sind kleiner geworden, viele haben aufgehört. Jetzt bauen wir wieder auf.“ Auch Maja hatte in der Pause kurz überlegt, in einen anderen Verein zu wechseln, blieb dann aber dem LCC treu. „Es ist eine Ehre, ein Teil des Vereins zu sein.“
Ein unvergessliches Jahr
Die Faschingssaison ist intensiv. „Drei Prunksitzungen an einem Wochenende, Veranstaltungen bei anderen Vereinen, Tollitätentreffen – es ist viel, aber auch richtig schön“, erzählt Maja. Besonders freut sie sich auf die Begegnungen mit anderen Vereinen: „Ich war bei einer Prunksitzung vom Herxheimer Wind, da waren so tolle Tanzgruppen! Das war beeindruckend.“
Wenn sie auf die letzten Monate zurückblickt, hat sie viel gelernt. „Als Kinderprinzessin muss man offen sein, viel vor anderen sprechen und sich auf Neues einlassen.“ Noch liegt eine aufregende Faschingssaison vor ihr – mit den Auftritten an den Prunksitzungen am 7., 8. und 9. Februar, neuen Begegnungen und Herausforderungen. Doch eines steht für Maja jetzt schon fest: Sie genießt jede Sekunde in ihrer besonderen Rolle für ihren Verein.
Weitere Informationen:
Faschingsveranstaltungen des LCC:
- Erste Prunksitzung: 7. Februar, Beginn 20.11 Uhr, Landauer Frauensitzung, bereits ausverkauft
- Zweite Prunksitzung: 8. Februar, Beginn 19.31 Uhr, Große Prunksitzung
- Dritte Prunksitzung: Sitzung für und mit Menschen mit Behinderung
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Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
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