Minizoo bei freiem Eintritt
Anlage des Kleintierzuchtvereins Edingen ab April geöffnet
Edingen. Zumindest metrologisch hat sich der Frühling schon einmal angekündigt. Wenn die Tage wieder länger werden und zudem noch die Sonne scheint, dann zieht es selbst die „Sesshaftesten“ runter vom Sofa und raus in die Natur. Zu den beliebtesten Naherholungszielen zählt die schmucke Anlage des Kleintierzuchtvereins Edingen.
„Das hier ist ein richtiger Minizoo bei freiem Eintritt“, freute sich eine Besucherin kürzlich, die mit ihren Kindern unterwegs war. Damit ist es zunächst einmal vorbei. Nach dem die Vogelgrippe wieder ihre Kreise zieht müssen die Gefiederten eingesperrt und die Besucher leider ausgesperrt bleiben. „Die behördliche Auflage sieht die Schließung zunächst bis zum 31. März vor, wir hoffen, dass dann alles vorbei ist“, lässt Brutwart Helmut Stein wissen. Leiden würden die Hühner bei einem zeitlich begrenzten Freilaufverbot wohl nicht, eher langweilten sie sich, mutmaßt der Fachmann. „Zu der Jahreszeit ist Platz in den Ställen, die Küken werden sowieso drinnen unter einer Wärmelampe gehalten. Erst wenn der Nachwuchs größer und für die Stammbelegschaft der Platz enger wird, kann es zu Rangeleien bis hin zu Verletzungen kommen“, weiß Stein.
Der Brutwart der Edinger Kleintierzüchter betätigt sich noch bis Ende April als „schneller Brüter“. Nach drei Wochen erwacht in den fünf Brutapparaten im Brutraum auf der Kleintierzuchtanlage neues Leben und der piepsende Nachwuchs präsentiert sich buchstäblich wie aus dem Ei gepellt. „Überwiegend werden Hühnereier zum Ausbrüten gebracht, hinzu kommt ein kleiner Anteil von Enten- und Gänseeiern“, informiert Stein. Letztere verweilen eine gute Woche länger im Apparat. Mehrheitlich sind es die Züchter vom eigenen Verein, die die Dienste des Brutwarts in Anspruch nehmen. Hinzu kommen ein paar Züchterfreunde aus der Umgebung, die Stein ihre zerbrechliche Fracht anvertrauen. „Beim Kleintierzuchtverein Edingen betätige ich mich seit mehr als zehn Jahren als Brutwart, aber genaugenommen brüte ich schon mein ganzes Leben“, scherzt der Edinger.
Als Tierpfleger im Luisenpark waren die Gefiederten ebenfalls sein Metier und Steins Vater besaß auch schon einen Brutapparat, so dass er in das „wohltemperierte Geschäft“ buchstäblich hineinwuchs. Für eine gedeihliche Entwicklung der Küken müssen Temperatur und Feuchtigkeit in den Apparaten stimmen. Die Eier werden mehrmals am Tag automatisch gewendet und bevor das maschinelle Brutgeschäft sein Endstadium erreicht, wird jedes Ei nochmals durchleuchtet, ob sich „darin auch was bewegt.“ „Es macht schon Arbeit ein paar hundert Eier zu durchleuchten, da muss man mit Freude bei der Sache sein“, gesteht Stein. Vom Brut- geht es dann ins Schlupfabteil, wo der Nachwuchs aus den Eiern schlüpft. „Genaugenommen kämpfen sich die Küken mit ihrem Eizahn aus der Schale und sind nach diesem Kraftakt erst einmal richtig fertig“, berichtet der Fachmann. Bis sie von ihren Besitzern abgeholt werden. können sie noch rund zwei Tage in ihrer wärmenden Behausung verbringen.
„Die Küken brauchen in dieser Zeit keine Nahrung, sie leben vom sogenannten „Rest-Dotter“, der in ihnen verblieben ist“, weiß Stein. „Klar, können Glucken auch selbst brüten, aber die machen das nach Gefühls- und Wetterlage und dann wird es für den Nachwuchs oft zu spät im Jahr“, erklärt der Experte und fügt an. „Etliche der Züchter wollen die Jungtiere nämlich auch auf Ausstellungen präsentieren, die zumeist im Spätherbst stattfinden.“ In den Parzellen der erfolgreichen Edinger Kleintierzüchter gackerten schon Gefiederte, die bei nationalen und internationalen Ausstellungen zu Landes-, Deutsche- und Europameister gekürt wurden.
Soweit wird es das meckernde Völkchen im Streichelzoo nie bringen, gleichwohl ist man auch um dessen Wohlergehen bemüht. „Seit einiger Zeit herrscht bei uns ein Fütterungsverbot“, lässt Kleintierzuchtvorstand Gerhard Stein wissen. Aktuell leben drei Ziegen und ein Bock im Gehege, die von den Kleintierzüchtern bestens versorgt werden. „Ziegen fressen von Natur aus Heu und Gras, alles andere macht sie fett und krank“, betont der Vorstand.
Als kleine Ergänzung und Leckerli bekommen sie zudem noch etwas rohes Gemüse sowie ein paar Apfelstückchen zum Frühstück. Trotz der Fürsorge hatte eine Geiß vor Kurzem eine Totgeburt. Die beiden anderen sehen noch Mutterfreuden entgegen. „Wir hoffen, dass dieses Mal alles klappt und sich rechtzeitig zu Ostern Nachwuchs im Streichelzoo tummelt“, sagte Helmut Stein.
Über allem schwebt hingegen das Storchenpaar, das den, von den Kleintierzüchtern errichteten Horst bezogen hat „Die zwei sind schon fleißig am Klappern und Schaffen und bereiten die Kinderstube vor“, berichtet Helmut Stein, der auch als ehrenamtlicher Storchen-Beringer Meister Adebar ganz nah ist. „Es ist vermutlich das gleiche Paar, das im Vorjahr hier schon gebrütet hat. Bei der Störchin konnte ich das anhand der Ringnummer ablesen, während das unberingte Männchen sich wie der angestammte Hausherr verhält“, erzählt der Storchenkenner. Weniger paarungswillig zeigen sich die sibirischen Uhus, die in einer Flugvoliere auf der Anlage untergebracht sind. Die nachtaktiven Jäger haben für ihre Umgebung tagsüber nur ein müdes Blinzeln übrig.
In Sachen Vermehrung sind die Meerschweinchen vollkommen problemlos und überaus aktiv. Bald ziehen die putzigen Nager von ihrem Winterquartier im Hühnerstall wieder um in ihr Domizil im Grünen. Auch in der großen Voliere mit den verschiedenen Enten- und Gänsearten ist man auf Nachwuchs eingestellt. Für die etwas in die Jahre gekommene Pfauendame wurde sogar eigens ein bunt schillernder junger Kavalier angeschafft, nachdem ihr bisheriger Gefährte an Altersschwäche das Zeitliche gesegnet hatte. ha
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
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