Bei Edinger Landfrauen wird alter Osterbrauch in bunter Vielfalt gepflegt
Edingen. Mit Gebet und Lobgesang wird das Osterfest in den Kirchen begangen. Im Mittelpunkt steht die Auferweckung Jesu von den Toten. „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden“, hallt es in der Osternacht durch die Kirche. Neben dem christlichen Aspekt als das höchste Fest im Kirchenjahr gibt es auch zahlreiche Osterbräuche. Sie reichen vom Osterhasen über Ostergebäck bis hin zum bunt bemalten Eierbehang an Sträuchern und Zweigen sowie naturgefärbten Ostereiern, die es schon in früherer Zeit gegeben hat. Damals waren die Eier allerdings auf Rot festgelegt, erst später kamen dann andere Farben dazu.
Die Vorsitzende der Edinger Landfrauen, Andrea Koch, sowie Vereinsmitglied Claudia Remmers pflegen diesen alten Brauch in bunter Vielfalt Die beiden Damen sind ausgesprochen naturnah unterwegs. Das gilt auch für das Eierfärben. „Isch wos, was ich wos, des Hinkel is’ der Has’ die Mudder färbt die Eijer un’ legt se ins griene Gras“, heißt es in einem kurpfälzer Kinderreim um das Mysterium des eierlegenden Osterhasen.
Klar, dass die beiden Edingerinnen dem Hasen bei seiner Arbeit auf die Sprünge helfen, indem sie das Eierfärben in Eigen-Regie durchführen. Dazu müssen aber erst einmal die verschiedenen Naturfarben angesetzt und die Eier abgekocht werden. Nach dem Abkochen die Eier mit Essig abreiben, damit die Eischale aufgeraut und die Farbe besser aufgenommen wird. „Am besten nimmt man etwa acht Tage alte Eier, sie lassen sich besser schälen“, rät Andrea Koch. Außerdem sollte man keine XL-Eier verwenden, sondern sich lieber an die kleineren Ausgaben halten, die haben eine härtere Schale. Entstehen beim Abkochen Risse in der Eischale, das betroffene Ei aussortieren.
„Sicherheitshalber sollte man für die Farbherstellung besser ältere Töpfe verwenden, möglicherweise bleiben Farbspuren am Metall haften“, weiß die Landfrauen-Chefin. Den fertigen Farbsud am besten in Einmachgläser oder Ähnlichem füllen. Für die goldgelbe Farbgebung nimmt man zehn Gramm gemahlenes Kurkuma-Pulver und lässt es mit einem halben Liter Wasser zehn Minuten aufkochen. Rote Eier werden mit Rote Beete, blaue mit Rotkraut und braune mit Zwiebelschalen gefärbt. Dazu werden jeweils 500 Gramm des jeweiligen Gemüses mit zwei Liter Wasser aufgekocht und rund 40 Minuten sieden lassen. Danach alles abseihen und die vorbereiteten Eier einlegen.
Je länger die Eier im Farbsud liegen, umso intensiver wird die Farbgebung. Ab und an mit einem Löffel das Ei drehen, damit es gleichmäßig die Farbe annimmt. Weiße Eier eignen sich zum Färben zwar besser als braune aber auch mit Braunschaligen gelingt das Werk. Wer das Ei noch zusätzlich dekorativ gestalten möchte, findet in der Natur die passende Deko. „Das stellt dann zwar noch eine zusätzliche Herausforderung dar, aber das Ergebnis kann sich dann auch sehen lassen“, bemerkt Claudia Remmers. Zur „Kunst am Ei“ werden Blätter, Blüten und Gräser leicht benässt, an die Eischale gedrückt und das Ganz mit einem Stück Nylonstrumpf eng umwickelt und zugebunden. Nach dem Färbeprozess das Strumpfteil nicht gleich entfernen, sondern alles erst abtrocknen lassen, damit sich die Motive gut abbilden. Damit die Eier auch eine glänzende Erscheinung abgeben, im Trocken-Format noch mit Schweinefett, einer Schinkenschwarte oder mit Öl einreiben.
„Färben mit der Natur macht Spaß auch Kinder und Enkelkinder machen da gerne mit“, weiß Andrea Koch aus Erfahrung. An Ostersonntag lädt sie die ganze Familie zum Oster-Brunch ein. Die Ostereier aus dem Farbtopf der Natur stellen dabei sicher einen echten Hingucker dar. „Jedes dieser Eier ist ein echtes Unikat, da hat man gleich einen ganz anderen Bezug dazu“, ist Claudia Remmers überzeugt.
Mit ihr reisen 30 „Natur“-Ostereier an die Nordsee. Die Leichtathletik-Abteilung des SV Seckenheim geht dort ins Trainingslager und Remmers gibt die „Küchenfee“ und Osterhäsin. In der Antike symbolisierte das Ei übrigens den herkömmlichen Ort des Ursprungs und Lebens. Aus dem Ei schlüpft Leben – eine Parallele zur Auferstehung. Daneben soll das Ei für Ewigkeit stehen, es hat kein Anfang und kein Ende. Eine weitere Verknüpfung zum Osterfest könnte aus dem Mittelalter stammen: An Ostern wurde die Pacht nämlich oft in Form von Eiern entrichtet. ha
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
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