Beliebter Klassiker - Pfarrer Kreissig backt nach altem Familienrezept
Edingen-Neckarhausen. Auf kaum einen Kuchen trifft der Begriff Klassiker so sehr zu wie auf den Käsekuchen, dem man in den USA am 30. Juli sogar eine nationalen „Cheesecake Day“ widmet. Das saftig cremige Stück Kuchenglück ist buchstäblich in aller Munde und bei Jung und Alt gleichermaßen beliebt.
Manche haben mit ihren Backkünsten schon früh angefangen. Edingens evangelischer Pfarrer Bernd Kreissig zählt zu diesen Frühberufenen am häuslichen Backofen. Der versierte Kuchen-Bäcker greift für seinen Käsekuchen auf das überlieferte Rezept seiner Mutter zurück. Und wenn man Glück hat, begegnet man Kreissigs Käsekuchen auch beim Fest der evangelischen Kirchengemeinde Edingen am Sonntag, 30. Juni, auf dem Kirchengelände in der Hauptstraße. Die Besucher erwartet ein buntes Programm bei bester Bewirtung.
„Wenn ich durch die Festvorbereitungen nicht selbst zum Käsekuchen backen komme, mein Rezept ist im Umlauf, da wagt sich schon jemand dran“, scherzt der Pfarrer und ergänzt: „Die ersten Kuchen backte ich schon als Grundschüler.“ Ihm habe es damals Spaß gemacht, etwas entstehen zu sehen und der Familie damit zugleich eine Freude zu bereiten. „Am Anfang waren es noch ganz einfache Kuchen, mit der Zeit bekam ich dann auch die etwas komplizierteren Varianten buchstäblich gebacken“, scherzt der Geistliche.
Bei Kreissigs Käsekuchen handelt es sich um ein überliefertes Rezept seiner Mutter aus der Nachkriegszeit. „Der Zettel mit dem Rezept war irgendwann so verschmiert, dass es in den 1970er Jahren von einem englischen Au-pair-Mädchen, das einige Monate bei uns zu Gast war, abgeschrieben und in Mutters Rezept-Büchlein notiert wurde“, erzählt der 59-Jährige. Damit war das Käsekuchen-Rezept nicht mehr in Form eines losen Zettels, sondern in einer gebundenen Fassung verewigt und immer zur Hand, wenn der junge Bernd an sein Backwerk gehen wollte. „Der Kuchen basiert auf Zutaten, die nach dem Krieg gut verfügbar waren, ohne allzu viel Schnickschnack“, berichtet der Pfarrer und fügte hinzu: „Heutzutage verwendet man für den Abrieb der Zitronenschale besser eine unbehandelte Bio-Zitrone um die Käsemasse damit zu aromatisieren. Das steif geschlagene und untergehobene Eiweiß sorgt dafür, dass der Kuchen nicht zu massiv wird, obwohl er ohne weitere Treibmittel auskommt“, weiß der Käsekuchen-Fan und ergänzt: „Mit der Zeit habe ich meine Backkenntnisse perfektioniert, sodass die Familie an den Wochenenden dann schon mal sagte, Bernd kannst du bitte unseren Sonntagskuchen backen.“
Und da gut Ding bekanntlich Weile hat, benötigt der Käsekuchen mit 90 Minuten zwar eine ungewöhnliche lange Backzeit, er darf dafür aber auch bei 150 Grad Backtemperatur langsam wachsen und gedeihen. „Befreit man sich ein Stück weit von dem Zwang nach immer mehr Geschwindigkeit und Effizienz, kann daraus auch etwas Gutes erwachsen, wie bei meinem Käsekuchen“, scherzt Kreissig und fügte hinzu: „Jedenfalls finde ich in diesem Käsekuchenrezept einiges von dem wieder, was mir heutzutage auch in meiner Arbeit als Pfarrer wichtig ist. Beispielsweise die Erkenntnis, dass man auch mit einfachen Zutaten und ohne besondere Voraussetzungen tolle Ergebnisse erzielen kann, wenn man es geschickt angeht. Oder eben auch die Einsicht, dass es nicht grundsätzlich nötig ist, alles und jedes dauernd zu verändern und zu erneuern, so sehr Veränderungsbereitschaft eine unerlässliche Tugend im Leben ist.“ ha
Pfarrer Kreissigs Käsekuchen zum Nachbacken:
Mürbteig-Boden: 150 Gramm Mehl, 65 Gramm Zucker, 65 Gramm weiche Butter, 1 Eigelb (Eiweiß für Eischnee). Zutaten zu einem Teig verkneten und den Boden einer gefetteten Springform (26 Zentimeter) damit auslegen. Belag: 750 Gramm Sahnequark (40 Prozent Fettgehalt), 4 Eigelb, 200 Gramm Zucker, 4 Esslöffel Mondamin, 1 Päckchen Vanillezucker, 1 Päckchen Vanillepuddingpulver, die geriebene Schale einer Zitrone, 250 Milliliter Milch.
Zubereitung: Zutaten zu einem glatten Teig verrühren. Die insgesamt 5 Eiweiß steif schlagen und unterheben. Die Quarkmischung in die Springform geben. Bei 150 Grad Umluft circa 90 Minuten backen – mit Zahnstocher testen, es sollte kein Teig mehr am Holz klebenbleiben, den Kuchen aber auch nicht zu dunkel werden lassen. Vor dem Öffnen der Springform Kuchen mit einem Messer vom Rand lösen.
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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