Bemerkenswerte Geschichte: Krippen-Ensemble in der St. Andreas Kirche
Neckarhausen. Gerade in Zeiten wie diesen mit Krieg und Krisen suchen viele Menschen nach Trost, Hoffnung und Zuversicht. Weihnachten, mit der Geburt Jesu, ist ein hoffnungsfrohes Fest mit Symbolcharakter. Vielerorts versinnbildlichen Krippen das Weihnachtsgeschehen. Ein handgeschnitztes Krippen-Ensemble aus Oberammergau fand in der St. Andreas Kirche in Neckarhausen seinen Platz.
Bei der anschaulichen Darstellung nimmt die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium buchstäblich Gestalt an, in der es heißt: „Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten keinen Raum in der Herberge.“
Die Geburt des Heilands im Stall zu Bethlehem symbolisieren insbesondere die katholischen Kirchengemeinden seit jeher mit einer Weihnachts-Krippe, die an Heiligabend im Gotteshaus steht. Eine bemerkenswerte Krippen-Geschichte hat das Ensemble in der Neckarhäuser St. Andreas Kirche. In den 1970er Jahren stellte die Anschaffung neuer Krippen-Figuren für den damaligen Pfarrer Josef Veit eine Herzensangelegenheit dar. Der legendäre Geistliche, der 35 Jahre in Neckarhausen seinen Dienst versah, und 1989 in Pension ging, steuerte ein erkleckliches Sümmchen zum Kauf der handgeschnitzten Holz-Figuren bei.
„Er griff für die Anschaffung nicht nur tief in die eigene Tasche, er hatte auch genaue Vorstellungen, wie das Ganze aussehen sollte“, erinnert sich Gertrud Stock. Sie war damals Pfarrgemeinderätin und ist seit über 40 Jahren am Aufbau der Krippe beteiligt. Damit man sich von der Krippe buchstäblich ein Bild machen konnte, unternahm der Pfarrgemeinderat samt Pfarrer Veit einen Abstecher ins Holzschnitzer-Dorf Oberammergau. „Wir starteten frühmorgens in Neckarhausen und kehrten am späten Abend hierher zurück“, erzählt Gertrud Stock und fügte hinzu: „In Oberammergau klapperten wir verschiedene Holzbildhauer-Werkstätten ab, bevor wir dann bei Bildhauermeister Bernhard Höldrich fündig wurden.“
Er hatte das Gesuchte: Ausdrucksstark geschnitzte Figuren aus naturbelassenem Holz sollten es nach Vorstellungen der Neckarhäuser sein. „Wir wollten nichts Farbiges oder Angemaltes, der Werkstoff Holz sollte für sich sprechen“, erzählt die 86-Jährige und erinnert sich noch an zwei kleine Anekdoten. „Eine Pfarrgemeinderatskollegin wollte unbedingt noch das kleine Mädchen und den Jungen in das Ensemble mit einbeziehen, was auch geschah.“ Knapp wurde das Geld allerdings bei der geplanten Anschaffung des Kamels als Lastenträger der heiligen drei Könige. „Das Kamel war sehr teuer, so dass wir zunächst ohne das Trampeltier die Werkstatt verließen“, konstatierte Stock. Im Nachhinein wurde das Höckertier dann aber doch noch angeschafft und es hat zwischenzeitlich sogar einen Artgenossen unbekannter Herkunft erhalten. „Das zweite Kamel ist nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt, es ist uns vermutlich zugelaufen“, scherzt Gertrud Stock.
Den Königen verbleibt aber noch ein wenig Zeit. Erst zum Drei-Königs-Tag marschieren sie langsam an und machen sich auf den Weg zur Krippe. Sie bringen Gaben mit und halten Gold, Weihrauch und Myrrhe in verschiedenen Gefäßen in Händen. Myrrhe steht als Symbol des Verzichts und Opfers, das Gold als einem König gebührendem Weisheitsschatz und der Weihrauch symbolisiert das Gebet. Aus den einstigen Sterndeutern aus dem Osten, von denen der Evangelist Matthäus gesprochen hatte, wurden Repräsentanten der damals bekannten Erdteile: Caspar steht für Afrika, Melchior ist der Europäer und Balthasar vertritt Asien.
Dort, wo einst Jesus geboren wurde, in Bethlehem, kommt auch das Friedenslicht her. „Es steht von Weihnachten bis zum 6. Januar in der Kirche bereit“, lässt der Mesner wissen und ergänzte: „Jeder der mag, zündet sich eine Kerze an der Flamme des Friedens an und trägt die Botschaft auf diese Weise weiter und er fügte hinzu: „Wenn man bedenkt, dass das Friedenslicht aus einer Region kommt, die von Krieg und Krisen umgeben ist, dann ist seine Bedeutung doch umso größer.“
Die St. Andreas Kirche ist täglich von morgens bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet. „Wir freuen uns, wenn Menschen sich in unserem Gotteshaus eine kleine Auszeit zum Beten, Innehalten und Nachdenken gönnen. Kirche bietet Raum für alle Menschen, gleich welchen Glaubens“, heißt es seitens der Mitarbeiter weiter. ha
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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