Helmut Stein ist seit zehn Jahren Brutwart beim Kleintierzuchtverein Edingen
Ins wohltemperierte Geschäft hineingewachsen
Edingen. „Es ist für mich nach wie vor ein toller Moment, wenn die Küken aus den Eiern schlüpfen“, gesteht Helmut Stein. Der Brutwart der Edinger Kleintierzüchter betätigt sich noch bis Ende April als „schneller Brüter“.
Nach drei Wochen erwacht in den fünf Brutapparaten im Brutraum auf der Kleintierzuchtanlage neues Leben und der piepsen Nachwuchs präsentiert sich buchstäblich wie aus dem Ei gepellt. „Überwiegend werden Hühnereier zum Ausbrüten gebracht, hinzu kommt ein kleiner Anteil von Enten- und Gänseeiern“, informiert Stein. Letztere verweilen eine gute Woche länger im Apparat. Mehrheitlich sind es die Züchter vom eigenen Verein, die die Dienste des Brutwarts in Anspruch nehmen. Hinzu kommen ein paar Züchterfreunde aus der Umgebung, die Stein ihre zerbrechliche Fracht anvertrauen.
„Beim Kleintierzuchtverein Edingen betätige ich mich seit etwa zehn Jahren als Brutwart, aber genaugenommen brüte ich schon mein ganzes Leben“, scherzt der Edinger. Als Tierpfleger im Luisenpark waren die Gefiederten ebenfalls sein Metier und Steins Vater besaß auch schon einen Brutapparat, so dass er in das „wohltemperierte Geschäft“ buchstäblich hineinwuchs. Für eine gedeihliche Entwicklung der Küken müssen Temperatur und Feuchtigkeit in den Apparaten stimmen. Die Eier werden mehrmals am Tag automatisch gewendet und bevor das maschinelle Brutgeschäft sein Endstadium erreicht, wird jedes Ei nochmals durchleuchtet, ob sich „darin auch was bewegt.“
„Es macht schon Arbeit, ein paar hundert Eier zu durchleuchten, da muss man mit Freude bei der Sache sein“, gesteht Stein. Vom Brut- geht es dann ins Schlupfabteil, wo der Nachwuchs aus den Eiern schlüpft. „Genaugenommen kämpfen sich die Küken mit ihrem Eizahn aus der Schale und sind nach diesem Kraftakt erst einmal richtig fertig“, berichtet der Fachmann. Bis sie von ihren Besitzern abgeholt werden können sie noch rund zwei Tage in ihrer wärmenden Behausung verbringen. „Die Küken brauchen in dieser Zeit keine Nahrung, sie leben vom sogenannten „Rest-Dotter“, der in ihnen verblieben ist“, weiß Stein.
„Klar, können Glucken auch selbst brüten, aber die machen das nach Gefühls- und Wetterlage und dann wird es für den Nachwuchs oft zu spät im Jahr“, erklärt der Fachmann und fügt an. „Etliche der Züchter wollen die Jungtiere nämlich auch bei Ausstellungen präsentieren, die zumeist im Spätherbst stattfinden.“ In den Parzellen der erfolgreichen Edinger Kleintierzüchter gackerten schon Gefiederte, die bei nationalen und internationalen Ausstellungen zu Landes-, Deutsche- und Europameister gekürt wurden.
So weit wird es das meckernde Völkchen im Streichelzoo nie bringen, gleichwohl ist man auch um dessen Wohlergehen bemüht. „Seit kurzem herrscht bei uns ein Fütterungsverbot“, lässt Kleintierzuchtvorstand Gerhard Stein wissen. Aktuell leben drei Ziegen und ein Bock im Gehege, die von den Kleintierzüchtern bestens versorgt werden. „Besucher haben oftmals enorme Mengen an Nahrungsmittel über den Zaun gekippt, die für die Tiere nicht immer bekömmlich waren“, bemerkt der Kleintierzucht-Chef und fügt hinzu: „Was von den Ziegen nicht gefressen wurde musste von uns wieder entsorgt werden.“ Auf diese Weise seien Ratten und anderes Ungeziefer angezogen worden, was ebenfalls zu Problemen führte.
Um Abhilfe zu schaffen und insbesondere den Kindern die Freude am Füttern der Tiere nicht ganz zu verderben, hat der Verein nun einen Futter-Automaten angeschafft. „Wir müssen das Ganze aber noch umrüsten, damit man für ganz kleines Geld etwas Gesundes zum Knabbern für die Ziegen herausbekommt“, berichtet der Vorstand. In einigen Wochen soll der Automat installiert werden, bis dahin wird auch bei den Ziegen Nachwuchs erwartet. Aktuell will man keinen Anziehungspunkt für Besucher schaffen und hofft auf bessere Zeiten im Corona-Alltag. „Derzeit kann man bei einem Spaziergang zwar die Kleintierzuchtanlage durchqueren, aber wir bitten die Besucher sich an die vorgegebenen Corona-Regeln zu halten, die am Eingang ausgeschildert sind“, informiert der Vorstand.
Ein ungebetener Gast sorgte indessen für eine böse Überraschung. Ein Fuchs hatte zwar nicht die Gans gestohlen, aber einem der beiden Jungfern-Kranichen den Garaus gemacht. Dem verbliebenen Vogel bekam die Einsamkeit nicht und er wurde in gute Hände abgegeben. Guter Hoffnung sind die Kleintierzüchter im Hinblick auf Storchen-Nachwuchs. „Ein Storchenpaar hat den Horst besetzt, die zwei sind schon fleißig am Klappern und Schaffen und bereiten die Kinderstube vor“, berichtet Helmut Stein, der auch als ehrenamtlicher Storchen-Beringer Meister Adebar ganz nah ist. ha
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.