Neckarhäuser Schlosspark: Botanisches Kleinod lädt zum Spazieren ein
Edingen-Neckarhausen.Der Lenz lässt schon einmal grüßen. Beim Rundgang durch den Neckarhäuser Schlosspark zeigt sich der März von seiner hoffnungsfrohen Seite. Die ersten bunten Frühlingsblüher recken ihre Köpfchen der Sonne entgegen und die Menschen erfreuen sich an der wiedererwachten Natur.
Das aus adligen Zeiten stammende botanische Kleinod ist allen zugänglich und mit dem „Verein der Schlossparkfreunde“ ist zudem eine rührige Instanz am Werk, die sich 1962 aus einer Bürgerbewegung heraus zum Erhalt des Parks gegründet hatte.
Das ehemalige Schloss der Grafen von Oberndorff wurde 1961 zusammen mit Garten und Parkanlage Gemeindeeigentum. Dass Neckarhausens „grüne Lunge“ zu Beginn der 1960er Jahre als Bauplatz für Wohnhäuser zur Disposition stand, ist zum Glück Geschichte. Damals hatten sich die Schlossparkfreunde formiert, um das grüne Idyll zu bewahren. Zwischenzeitlich kümmern sie sich zusammen mit der Gemeinde um das Refugium aus gräflicher Zeit, in dem Vertreter aus mehreren Herren Ländern gemeinsam Wurzeln geschlagen haben.
Von A wie Ahorn bis hin zu Z wie Zeder recken im Park die verschiedensten Baumarten ihr grünes Haupt in den Himmel. Unter deren schattigem Blätterdach laden zahlreiche Bänke zum Verweilen und Entspannen ein. Aktuell blüht es im Schlosspark besonders schön. Narzissen, Krokusse und andere Frühlingsblüher ziehen buchstäblich ihre Bahnen. „Vor ein paar Jahren wollte die Gemeinde im Schlosspark und auf anderen Grünflächen mal etwas Besonderes ausprobieren“, berichtet der erste Vorsitzende der Schlossparkfreunde, Holger Lulay, und fügte hinzu: „Mit einer Art Pflug wurde die Grasnarbe geöffnet und säckeweise Blumenzwiebeln zur Verteilung in den Behälter gefüllt und maschinell gepflanzt.“ Die Zwiebelpflanzen seien mehrjährig und werden nach dem Verblühen einfach abgemäht. „Dieser frühlingshafte Blütenschmuck im Schlosspark ging weitestgehend auf unser Konto, auch die Anpflanzung von Stauden durch die Gemeinde wurde von uns gefördert und wir haben diverse Pflegemaßnahmen und Baumpflanzungen mitfinanziert“, listet Lulay auf.
Seit der Gründung des Vereins investierten die ehrenamtlichen „Parkwächter“ nach Worten ihres Kassiers, Herbert Wehrle, in den 62 Jahren ihres Bestehens rund 160.000 Euro in das grüne Idyll. Mit über 7000 Euro hat das „Projekt Eiche“ besonders zu Buche geschlagen. Die Investition und die damit verbundene ansprechende Gestaltung des kleinen Karrees um den verbliebenen Stumpf der alten Stileiche erweist sich als zusätzlicher Gewinn für den Park. Der parkprägende Baum war vor mehreren Jahren zusammengebrochen. Die Jahresringe auf dem mit einer Plexiglas-Scheibe geschütztem Reststamm wurden mit entsprechenden Daten versehen, die von kommunalen Ereignissen bis hin zum großen Weltgeschehen reichen. Der „Baumscheiben-Kalender“ stößt auch bei Besuchern von außerhalb auf großes Interesse. Die beiden besonderen Bänke mit den rustikalen Steinsockeln, die hier stehen, sind Spendern zu verdanken.
Während zwei Jogger gerade ein solches Plätzchen zum Verschnaufen nutzen, weist Vorsitzender Lulay auf den „Durchblick“ im Park hin. Wichtig sei den Parkfreuden der Erhalt der Grundstruktur, die den Park als englischen Landschaftsgarten ausweist. Dazu gehören die „Sichtachsen“, die einen freien Blick aufs Schloss gewähren.
Was die Baumvielfalt angehe, gehöre neben den einheimischen Gewächsen auch ein „bisschen Exotik“ dazu. Ursprünglich wurde die gräfliche Gartenlust ab 1783 nach den Plänen des berühmten Landschaftsarchitekten und Gartenkünstlers Friedrich Ludwig von Sckell (1750 bis 1823) angelegt. Mit der Umgestaltung des jetzigen Parks vom Nutzgarten zum Landschaftsgarten im englischen Stil wurde allerdings erst 1828 - fünf Jahre nach Sckells Tod – unter Alfred von Oberndorff begonnen.
Das besondere Flair dieser Parkanlage, um die sich Geschichte und Geschichtchen ranken, hat die Zeit nicht nur überdauert, sie gewinnt auch neue Freunde. „Für Juni ist ein Schlosspark-Nachmittag mit Rundgängen und Informationen geplant“, lässt Kassenwart Herbert Wehrle schon einmal wissen. Bis dahin gibt es für Parkbesucher noch reichlich Gelegenheit im grünen Idyll die Seele einfach mal baumeln zu lassen, um den Tag und Park bei schönem Wetter zu genießen. ha
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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