12. Februar Nachtwächterrundgang
Neckarhausen feiert 1250. Jahrestag Ersterwähnung
Neckarhausen. Das wichtigste identitätsstiftende Ereignis in einer Gemeinde ist die Ersterwähnung des Ortsnamens im Lorscher Codex. Im Jahr 2023 feiert Neckarhausen den 1250. Jahrestag dieser Beurkundung mit großem Programm.
Erstes Highlight wird der große historische Festumzug am 28. April sein. Im Juli folgt die Festwoche, die mit 100 Jahren Musikvereinigung Neckarhausen und 55 Jahre Partnerschaft zwischen Edingen-Neckarhausen und Plouguerneau zwei weitere Jubiläen beinhaltet. Keinen Umzug, aber dafür einen Streifzug durch Neckarhausen bekommen Interessierte bereits jetzt geboten. Wer den Nachtwächter-Rundgang durch die abendliche Neckargemeinde verpasst hat, kann am 14. Februar an einer zweiten Führung teilnehmen.
„Hört Ihr Leut’ und lasst Euch sagen.“ Beim Nachtwächter-Rundgang mit Stephan Kraus-Vierling im Rahmen des Orts-Jubiläums 1250 Jahre Neckarhausen bekamen die rund 80 Interessierten zwar nicht mit was die Uhr geschlagen hat, aber dafür viel Wissenswertes, Interessantes und so manche Anekdote mit auf den Weg. Im traditionellen Gewand mit Hellebarde und Laterne ausgerüstet, ließ Kraus-Vierling als „Heimatführer“ das abendliche Neckarhausen im Licht aus Historie und Gegenwart erleuchten.
Treffpunkt war der Schlosshof in Neckarhausen von wo aus der Musiker, Gemeinderat und Autor zu seiner Tour aufbrach. Zunächst informierte der ortskundige Historien-Freund über das ehemals gräfliche Anwesen, das seinen Ursprung in der alten Thurn-und Taxis’schen Posthalterei hatte, die seit mindestens 1634, wahrscheinlich sogar ab 1614 in Neckarhausen bestand. In späteren Jahren wurde das Areal von den Grafen von Oberndorff zum adligen Landsitz aus- und umgebaut. „Das barocke Tor auf der gegenüberliegenden Seite der Hauptstraße stand bis 1910 auf dem gräflichen Anwesen in Edingen, bevor es die Grafen nach Neckarhausen transportieren ließen“, informierte der Nachtwächter.
Wenig später stand er mit seinen „Gefolgsleuten“ eingangs der Neugasse, die mit ihren typischen Fischerhäuschen zu den ältesten Gassen Neckarhausens zählt. Weiter führte der Weg zur Fähre, vorbei am Hallenbad sowie der Schulsporthalle, die vor Jahren in Eduard-Schläfer-Halle umbenannt wurde. Unter Schläfers Ägide wurde das Hallen- und spätere Freizeitbad 1973 erbaut. Als es zu einer Abstimmung, um den 1975 vollzogenen Zusammenschluss zwischen Edingen und Neckarhausen kam, war man sich offenbar nicht „grün“. „Über 90 Prozent der Neckarhäuser Bürgerschaft beteiligte sich an diesem Prozedere, 95 Prozent waren dagegen“, beleuchtete der Laternenträger die neuere Ortsgeschichte.
Damals weit entfernt von einer Liebesheirat entwickelte sich daraus ein harmonisches Zweckbündnis. „Wolle ma mol ä Lied singe“, schlug der Nachtwächter unterwegs vor. Und was bot sich in Nähe der Fähre besser an, als sein selbstverfasster „Fähr-Blues“. Die Fährstelle sei schon in vergangenen Jahrhunderten von überregionaler Bedeutung gewesen. „Der spätere Fährbetrieb wurde lange Zeit von einer Erbengemeinschaft betrieben, bevor er dann 2020 von der Gemeinde übernommen wurde“, ließ Kraus-Vierling wissen. Weiter führte der Weg auf der ehemaligen OEG-Trasse „aus der guten alten Zeit“ als der „feurige Elias“ noch durch Neckarhausen dampfte, vorbei an der Villa Emilie die früher ebenfalls eine adlige Bewohnerin hatte. „Es soll ein unterirdischer Gang von hier aus zum Schloss geben, aber ich habe ihn noch nicht gefunden“, scherzte der Nachtwächter. Dafür fand die Gruppe die paar Stiegen abwärts die geradewegs zur Hauptstraße führten.
Wenig später stand die versammelte Schar in der 1773 erbauten alten Kirche, die ein Jahr darauf, bei dem katastrophalen Eisgang, der Neckarhausen verwüstete, ebenfalls Schaden genommen hatte. Ein wenig beleuchtete der Ortskenner noch Neckarhausens „Wirtschaftsgeschichte“, mit seinen Gaststätten, die einst auch Schiffsreiter beherbergten. Die Schiffsreiterei galt ehemals als florierender Wirtschaftszweig der Neckargemeinde. Dass neben den Oberndorffs noch ein weiterer Adelsmann in Neckarhausen „ankerte “, erhellte die Geschichte vom sogenannten Leon’schen Schloss, das allerdings nicht mehr existiert. „Letzter Besitzer war Graf Leon von Luxburg gewesen, ein unehelicher Sohn Napoleons I. „Er war ein Tunichtgut, der nix g'schafft, aber gut gelebt hat“, konstatierte der Historien-Freund und plauderte dabei noch ein wenig aus dem Nähkästchen über Geschichte und Geschichtchen. ha
Weitere Informationen:
Zweiter Nachtwächterrundgang im Rahmen des Ortsjubiläums. Dienstag, 14. Februar, um 19.30 Uhr. Treffpunkt Schlosshof. Anmeldungen bei Kai Bassauer im Rathaus. Telefon: 06203/808 245 oder kai.bassauer@edingen-neckarhausen.de Die Führung ist kostenlos.
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
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