Symbol für neu erwachtes Leben: Die Tradition der blühenden Barbarazweige

Andrea Koch mit ihren Barbarazweigen | Foto: Hannelore Schäfer

Edingen/Rhein-Neckar. Der November gilt als „grauer Monat“, mit dem Dezember beginnt die lichterfüllte Zeit und vielleicht erfüllt sich sogar ein kleiner Blütentraum. „Knospen an Sankt Barbara, sind zum Christfest Blüten da“, heißt es in einer alten Bauernregel. Dieser Spruch gilt allerdings nur dann, wenn man die Zweige am Barbaratag, dem 4. Dezember, schneidet und sie anschließend in einem mit Wasser gefülltem Gefäß an einen hellen, warmen Ort stellt. Mit etwas Glück springen die Knospen an den Weihnachtstagen auf und ein Hauch von Frühling erfüllt die Winterzeit.

Dieser Brauch, der an die Legende der heiligen Barbara erinnert, wird auch heute noch gepflegt. „Besonders beliebt sind die Zweige von Kirsch- und Pfirsichbäumen sowie Forsythienzweige“, weiß Andrea Koch. Kommen die Zweige zum Blühen, harmonisieren die Farbtöne weiß, rosa und gelb besonders schön. Die Vorsitzende des Landfrauenvereins Edingen pflegt als naturverbundener Mensch gerne diese Tradition. Und sie hatte auch immer mal wieder das Glück, dass die Knospen wie geplant an Weihnachten aufsprangen. Als Symbol für neu erwachtes Leben sollen sie Hoffnung und Zuversicht vermitteln. In Andrea Kochs Familie wurde und wird die Brauchtumspflege am Barbaratag hochgehalten. „Die Großmutter meines Mannes hieß Barbara und erinnerte mit dem winterlichen Blütenzauber an ihre Namenspatronin, meine Schwiegermutter Getrud Koch hat die schöne Tradition fortgesetzt und ich habe mir das Ganze von ihr abgeguckt“, erzählt die Edingerin. Sie ist mit dem Vorsitzenden vom Obst-und Gartenbauverein Edingen, Helmut Koch, verheiratet, der als Landwirt auch über eigenen Baumbestand verfügt, sodass sie leicht an den „Rohstoff“ gelangt.

Neben den erwähnten Baumarten, lassen sich auch die Zweige anderer Obstbäume verwenden. „Am besten eigenen sich jedoch die Frühblüher zu denen beispielsweise auch Pflaumen zählen“, weiß Helmut Koch. Als besonders gutes Zeichen gilt es, wenn der erste Frost noch vor dem Schnitt über die Zweige gegangen ist. Was nicht ist, kann ja noch werden. Bekanntlich ist kälteres Wetter angesagt. Wer eigene Bäume besitzt oder sich im Freundeskreis am gewachsenen Bestand etwas abschneiden darf, kann den Versuch wagen und am oder um den 4. Dezember herum zur Baumschere greifen. Für das Schnittgut sollte ein Gefäß mit handwarmem Wasser gefüllt und das Ganze an einen hellen, warmen Ort gestellt werden. Außerdem müsse regelmäßig das Wasser in der Vase erneuert werden, rät die Landfrauen-Chefin. Der Rest ist Glücksache und hängt mit den vorausgegangenen Witterungsverhältnissen in der Natur zusammen. „Es ist faszinierend, wie viel Kraft mitten im Winter noch in den Zweigen steckt“, ist Andrea Koch immer wieder erstaunt. Für sie besitzt die Natur im Großen wie im Kleinen eine bedeutende Aussagekraft. Das Abwarten, bis sich die ersten Blüten zeigen, erfordere Geduld und fördere die Beobachtungsgabe. Eigenschaften, die in der oftmals stressigen Vorweihnachtszeit nicht mehr selbstverständlich seien und die sie auch an ihre Enkelkinder weitergebe.

Letztlich zählt auch die Heilige Barbara zu den Hoffnungsträgerinnen. Sie ist eine der 14 Nothelfer der katholischen Glaubenswelt. Die Legende besagt, dass Barbara gegen den Willen ihres Vaters zum Christentum übergetreten war. Zur Strafe ließ er sie ins Gefängnis werfen. Auf dem Weg dorthin verfing sich ein Kirschzweig in ihrem Kleid. Sie stellte ihn in einen Krug mit Wasser in ihre Zelle. Am Tag ihrer Hinrichtung begann der Zweig als Zeichen für das ewige Leben zu blühen. Barbaras Vater hatte seine Untat mit dem Leben gebüßt. Er soll der Überlieferung zufolge vom Blitz erschlagen worden sein.

Brechen die Knospen pünktlich zum Weihnachtsfest auf und beginnen die Zweige zu blühen, wird das als gutes Zeichen für die Zukunft gedeutet. Einem alten Volksglauben zufolge darf, man sich dann etwas wünschen – und der Wunsch soll auch in Erfüllung gehen. Die Heilige Barbara ist übrigens auch Schutzpatronin der Gefangenen, Architekten, Waffenschmiede, Glöckner (viele Glocken tragen ihren Namen) sowie der Bergleute, die für sie am Barbaratag ein Licht im Stollen brennen lassen. Ein Brauch der auch von den Bergwerks-Krabblern der Grube „Anna Elisabeth“ in Schriesheim gepflegt wird.

Die Edinger Landfrauen sind am ersten Adventssonntag, 3. Dezember, erstmals beim Adventsmusizieren auf dem Edinger Messplatz aktiv. Zwar nicht mit Barbarazweigen, aber mit Kürbissuppe als kulinarischem Beitrag. Neben dem musikalischen Programm sorgen Speisen und Heißgetränke dafür, dass es den Besuchern Zeit warm ums Herz wird. ha

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Autor:

Jessica Bader aus Mannheim

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