Traditionelles Familienrezept: Herbstzeit ist Apfelstrudelzeit!
Edingen-Neckarhausen.Jetzt ist Apfelstrudel-Zeit. Wenn es draußen ungemütlich wird, schmeckt ein warmer Apfelstrudel besonders gut. Omas Apfelstrudel ist ein Klassiker im Hause Schneider.
Die österreichische Spezialität, die man auch hierzulande kennt und schätzt, kommt bei Monika Schneider zu besonderen Anlässen sowie an Fest- und Geburtstagen auf den Tisch - und dann gleich in dreifacher Ausführung. „Es macht halt ein bissel Arbeit und man braucht ein bissel Zeit“, gesteht die versierte Kuchenbäckerin. Man kennt sie auch als Mitglied des Leitungsteams der örtlichen Frauengemeinschaft (kfd) und als bessere Hälfte von Georg Schneider, der als „Apfel-Schneider“ den alteingesessenen Obsthof führt.Das Rezept für den Klassiker - der in seiner österreichischen Heimat einst als Arme-Leute-Essen und zwischenzeitlich als Delikatesse gehandelt wird - stammt von Monika Schneiders verstorbener Oma, einer Sudetendeutschen. Nach Flucht und Vertreibung fand sie mit ihrer Familie über Umwege in Edingen ein neues Zuhause. „Meine Großmutter arbeitete in jungen Jahren als Haushaltshilfe und dazu gehörte auch das wöchentliche Backen von Apfelstrudel“, erzählt Monika Schneider. Schon als Kind entwickelte sie für Omas Strudel-Kunst eine „Liebe auf den ersten Biss.“ „Später wollte ich dann das Rezept haben, aber so einfach war das gar nicht zu bekommen“, verrät die Edingerin schmunzelnd und fügte hinzu: „Oma Maria meinte nämlich, du kannst das nicht einfach abschreiben, du musst das abgucken.“
Gesagt, getan. Nach dem „Strudel-Praktikum“ bei Oma nahm sie die Sache dann buchstäblich selbst in die Hand und gibt ihre Erfahrung auch gerne weiter. Bis der süß-säuerliche Wohlgeruch des fertigen Backwerks die Küche erfüllt, braucht es allerdings seine Zeit. „Wir waren schon immer eine Großfamilie und wenn ich mich an die Arbeit mache, dann bringe ich gleich drei Strudel aufs Backblech“, berichtet die Hobbybäckerin. Zur Familie auf Zeit zählen auch Schneiders ausländische Praktikanten, die über eine international tätige landwirtschaftliche Organisation vermittelt werden. „Früher hatten wir häufig Brasilianer, danach kamen junge Leute aus der Ukraine, Kasachstan, Usbekistan, Kirgisien und anderen ehemaligen Sowjet-Republiken zu uns auf die Obstplantagen“, lässt Monika Schneider wissen. Auch sie kommen in den Genuss der Spezialität.
„In vielen Cafés wird der Apfelstrudel aus fertigem Blätterteig gemacht, was viel einfacher ist als ein fein ausgewellter und mit der Hand dünn ausgezogener Strudelteig“, weiß die Strudel-Bäckerin und fügt hinzu: „Der Teig sollte so dünn sein, dass man das Muster des unter ihm liegenden Geschirrtuches gut erkennen kann.“ Aktuell verwendet sie für ihren Apfelstrudel die Apfelsorte Boskop. Auch Elstar und Karneval würden sich gut eigenen sowie die meisten Frühsorten mit ihrem säuerlichen Aroma.
Zutaten für einen Apfelstrudel nach Omas Rezept:
Teig: 250 Gramm Mehl, ein Esslöffel Öl, ein Ei, ¼ Tasse lauwarmes Wasser, eine Prise Salz, ½ Teelöffel Essig.
Füllung: zwei Kilogramm Äpfel, acht Esslöffel Zucker, ½ Teelöffel Zimt, eine Messerspitze Nelkengewürz, 80 Gramm gemahlene Haselnüsse, 100 Gramm Sultaninen, sechs Esslöffel Butter, vier Esslöffel Weckbrösel.
Zubereitung: Aus den angegebenen Zutaten einen Nudelteig herstellen. Solange kneten und schlagen, bis die Masse sich gut vom Untergrund abhebt und weiter durchkneten bis der Teig seidig glatt ist. Im Anschluss Teig mit Mehl bestäuben, in ein warmes Tuch einschlagen, weiterhin warm halten und circa 30 Minuten ruhen lassen.
Äpfel schälen, vierteln, entkernen und in feine Scheibchen schneiden. sechs Esslöffel Butter erhitzen darin Weckbrösel und Haselnüsse kurz anrösten, Backblech einfetten, 200 Gramm Butter zerlassen. Tuch dünn mit Mehl bestäuben. Teig darauf auswellen, dann mit Hilfe des Handrückens vorsichtig ausziehen bis er hauchdünn und durchsichtig ist und vom Format her auf das vorbereitete Geschirrtuch passt. Teig mit der zerlassenen Butter bestreichen, darauf die Brösel-Nuss-Mischung verteilen und mit Äpfeln belegen. Zucker, Zimt-Nelkenmischung und Sultaninen darüber streuen. Das Ganze mit Hilfe des Geschirrtuchs zusammenrollen, vorsichtig aufs Backblech setzen und mit der restlichen zerlassenen Butter bestreichen.
Bei 180 Grad circa 30 Minuten backen lassen. Apfelstrudel schmeckt am besten warm. Je nach Geschmack mit Vanillesoße und einer Kugel Vanilleeis servieren. ha
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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