Schauspiel von Jakob Nolte
Das Bundesland Niedersachsen ist hochverschuldet. Man war für die ökologischen Fehltritte eines ortsansässigen Autokonzerns aufgekommen, darum droht jetzt die Pleite. Kein Geld mehr für Kultur, für Straßenbau, für Sozialleistungen. Da kommt eine anonyme Investorin wie gerufen: Sie möchte gleich eine ganze Stadt kaufen, verschiffen und an einem noch geheimen Ort als Freizeitpark wiederaufbauen. 32 Milliarden Euro plus Versandkosten bietet sie für eine kleine Gemeinde am Deister. Die wird nun mitsamt Freibad, Stadtbücherei und Bewohnern zur Schuldentilgung in 19.000 Container verpackt und auf ein Frachtschiff geladen. Ziel unbekannt.
Und so dümpelt man auf dem Meer, mit großen Fragezeichen im Kopf und noch größerer Langeweile, die man in Gesprächen zu tilgen sucht. Einander hemmungslos ausgeliefert, sinnieren die Verschifften über das Miteinander und das Gegeneinander, über Liebe und Nähe, über Heimat und Herkunft.
In einer Gesellschaft geprägt von Selbstoptimierung und der merkwürdigen Sehnsucht, stets glücklich zu sein, verhandeln die Glücklichen und die Traurigen in komischen, poetischen, traurigen, philosophischen Gesprächsfetzen, was das Leben lebenswert macht. Aber wenn alles um einen herum, einschließlich man selbst, zur Ware wird, was bleibt davon übrig? Und vor allem: wer?
Autor:Nicole Donato aus Kreisanzeiger Homburg |
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