Kindheits- und Alters-Bildnissen: Diesen beiden besonderen Bildmotiven in der Kunst ist die kommende Ausstellung im Schloss Kleinniedesheim gewidmet. Bilder aus drei privaten Sammlungen zeigen Beispiele aus diesen Genres vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in unsere Zeit.
Die kindliche Entwicklung von der Geburt bis zur Jugend, festgehalten in Gemälden und Grafiken, spinnt sich als roter Faden durch die Kunstgeschichte, ebenso wie die künstlerische Behandlung des Alters. Die Kinderdarstellungen in der bildenden Kunst haben eine lange Tradition, die bis in die Antike zurückreicht. Sie sind eng mit der Kultur- und Sozialgeschichte verknüpft.
Standen Kinderdarstellungen in der Kunst in den zurückliegenden Jahrhunderten oft im Dienste der Religion oder politischen und gesellschaftlichen Zwecken, waren die Künstler des 20. Jahrhunderts an keine Tradition oder Weisung mehr gebunden. Damit waren sie auch nicht mehr der Ästhetisierung und Idealisierung von Kindern verpflichtet sondern konnten diese darstellen, wie sie sie jeweils individuell sahen.
Ebenso wie das Kinderbildnis insgesamt betrachtet einen Wandel vom Idealen zum Wahrheitlichen, vom Abbildhaften zum Sinnbildhaften erfuhr, passten sich auch die „Altersportraits“ in der Kunst der Realität an. Das Beschönigende, Idealisierende machte zu Beginn des 20. Jahrhunderts der für manchen vielleicht „bitteren“ Realität Platz, indem Lebens- und Altersspuren den Gesichtern und Körpern der Portraitierten eingeschrieben werden.
In der Ausstellung vertreten ist etwa das Doppelporträt des Malers Hugo Ernst Schnegg, der sich 1931 als stolzer Vater mit seinem Töchterchen auf dem Schoß auf einem großen Ölgemläde in seinem Atelier darstellte. Alfred Knispel zeigt sich bei seinem Gemälde „Mädchen mit Katze“ aus dem Jahr 1927 auf einer Höhe mit den damaligen künstlerischen Entwicklungen in der Kunstmetropole Paris. Albert Haueisen betont mit gefühlvoller Palette die Besonderheit des Tages für seine „Kommunikantin“ aus dem Jahr 1912. Im Jahr 1931 widmete der Wiener Künstler Robert Pajer-Gartegen der stillenden Mutter mit Kind - einem zentralen Thema der Kunstgeschichte von der altägyptischen Darstellungen der Muttergöttin Isis, über die Verbildlichung der das Jesuskind stillenden Mutter Maria seit dem Mittelalter, bis hin zum die Mutterschaft darstellenden Pablo Picasso – seinen Holzschnitt „Ruhe am See“. Der Maler Hans Soltmann griff das Thema „Kinder“ 1921 in einer Mappe mit Lithographien auf, die Szenen aus dem Kindheitsalltag zeigen.
Die Spuren eines langen bäuerlichen Lebens eingeschrieben hat der 1892 in Bretten geborene Maler Karl Freund ins Gesicht seiner Mutter, die er 1919 malte. Der 1903 in Safi in Marokko geborene Künstler Hermann Junker, der an der Münchner Akademie studierte und später in Hamburg lebte und arbeitete, setzte dem „Alten Handwerksmeister“ 1930 ein malerisches Denkmal. Wilhelm Lachnit, einer der Hauptvertreter der Dresdner Neuen Sachlichkeit, erfasste seine Mutter 1923 in seiner Zeichnung in ebendiesem Stil seiner Zeit. Dem Ende des Lebens widmet sich der 1950 in Speyer geborene und heute auf der Darmstädter Rosenhöhe lebende Bildhauer Thomas Duttenhoefer in seinem „Altenheim-Zyklus“, aus dem in der Schau einige Zeichnungen präsentiert werden.
Die Ausstellung
„Kindheit und Alter“ - Malerei, Zeichnung, Druckgraphik
Dauer: 26. Januar bis 23. Februar 2025
im Schloss Kleinniedesheim
Eröffnung: Sonntag 26. Januar um 11 Uhr
Öffnungszeiten: jeweils sonntags von 13-17 Uhr
Kurator: Dr. Oliver Bentz
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