Jahreshauptversammlung über PC
Ein Novum in der Historie der „Kleinen Bauzunft“ Grünstadt

Bei der Bauzunft geht es -normalerweise- immer zünftig her.  | Foto: ib-ual
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Grünstadt. Das Jahr 2021 zieht mit Bestimmtheit in die Chronik des mit 243 Jahren eines der ältesten Vereine der Region, der „Kleinen Bauzunft 1778 Grünstadt, Leichen-Cassa e.V.“, ein: So wurde die am 8. Februar vorgesehene 243. Hauptversammlung, satzungsgemäß findet diese immer am zweiten Montag im Februar statt, wegen der herrschenden Corona-Pandemie abgesagt. Ein wahres Novum in der langjährigen Geschichte dieses rührigen Clubs, Absage der ordentlichen Jahreshauptversammlung aufgrund höherer Gewalt, kaum zu glauben, aber alle Vereine, Organisationen und Clubs in Deutschlands sind schließlich davon betroffen.

Daran hätte sicherlich auch kein Handwerker der insgesamt 25 Meister am Montag, 14. Februar 1778, gedacht, als diese sich anno dazumal zusammengefunden hatten mit dem Ziel der Gründung einer „Leichencassa“. Beim Ableben eines Meisters sollten dessen Hinterbliebene finanziell aus dieser „Leichenkasse“ Unterstützung erhalten. Ausgerechnet wegen diesem Virus, Covid-19, durch den weltweit viel zu viele Tote zu beklagen sind, muss nun eine Hauptversammlung der „Kleinen Bauzunft Grünstadt“ abgesagt werden? Doch der Erste Vorsitzende Peter Kaiser wollte sich damit nicht so einfach abfinden, hatte eine glänzende Idee. Ohne eine großzügige Videoschaltung mit allen derzeit 227 Mitgliedern, davon 125 Männer und 102 Frauen, zu organisieren („Das wäre zu aufwändig gewesen“, so Kaiser), informierte er in einer Mitglieder-Rund- Mail, dass er eine virtuelle Hauptversammlung durchführen wolle. Sofort signalisierten einige Mitglieder Bereitschaft neben den Vorstandsverantwortlichen dabei mitzuwirken. Es gab nicht einen einzigen Protest, die Mitglieder bewiesen mal wieder Vertrauen in ihre bewährte Vorstandsriege, es herrschte Solidarität, die Bereitschaft der Bauzunftbrüder, das Engagement der Vereinsspitze zu unterstützen, passte wieder einmal so richtig zur eigentlichen Bauzunft-Philosophie, es war geradezu köstlich. Das Protokoll erledigte sich schneller als sonst, wobei die Bauzünftler dafür bekannt sind, dass sie den offiziellen Teil ihrer Hauptversammlung in Rekordzeiten, dazu gehören immer alljährlich die Neuwahlen, bewältigen. Länger als 45 Minuten dauerte nie ein offizieller Versammlungsteil. Über das Netz wurden die langjährigen Mitglieder Axel Muhl (25 Jahre Mitgliedschaft), Rainer Bechtel, Frank Distler, Werner Göttmann, Manfred Joa, Rudi Kirschbaum und Kurt Stroh (40), Helmut Clemenz und Karlheinz Wild (50) sowie Gerhard Kohl (60) für Treue zum Verein genannt und werden zu einem späteren Zeitpunkt ordentlich, wie es sich bei der Bauzunft gehört, geehrt. Kaiser informierte, dass in den Verein der 20-jährige Maximilian Speeter aus Hettenleidelheim, Sohn des Weißwurst-Europameisters Christian Speeter, sowie der 46-jährige Rechtsanwalt Andres Roeger aus Grünstadt, neu aufgenommen wurden. Musikus Gerd Zimmermann wird die „Vereidigung“ der „Neuen“ in der nächsten Zusammenkunft mit seinem geistreichen Vortrag „Was Ist Ebbes“ wie gewohnt würdig gestalten respektive ausschmücken. Fehlen wird dann natürlich auch nicht das „Klassische Gedicht“, immer wieder mit großem Enthusiasmus von Bauzunft-„Literarus“ Hans-Peter Tolles vorgetragen. Zuvor wurde die Vorstandschaft für ein weiteres Jahr einstimmig wiedergewählt und wird somit weiterhin die Farben des rührigen Vereins, der 2028 sein 250. Jubiläum feiert, vertreten. Klasse, wie das alles Bauzunft-Boss Peter Kaiser gemanagt hat. Dabei beachteten die Konferenzteilnehmer genau die Regularien, dazu gehörte das von Zimmermann angestimmte Liedchen („Mein Vater war ein Wandersmann“) und natürlich das traditionelle Weißwurstessen mit einem Schoppen Wein, das sich jeder nach dem offiziellen Programm im Familienkreis zu Hause genehmigte. Leider fehlte bei dieser Videoschaltung Zunftmeister Dieter Schneider, der mit seinem Zunft-Hut und Kartoffel-Taktstock alljährlich die versammelten Zunftbrüder, alle fünf Jahre dürfen übrigens auch deren Partnerinnen mitfeiern, beim Schmettern des Volksliedgutes immer prächtig anstimmt und für den richtigen Takt sorgt. Auf alle Fälle gehört dem alten und neuen Vorsitzenden Peter Kaiser ein großes Kompliment für diese Art und Weise einer Hauptversammlung.

Zur Person Peter Kaiser:

Der 76-Jährige ist ein echter Grünstadter, der seit Jahren in Lampertheim lebt. Er freue sich, so Kaiser, wenn er ab 1. April dieses Jahres als Neubürger der Stadt Grünstadt, er wohnt dann mit seiner Ehefrau im Neubaugebiet „In der Bitz“, von Bürgermeister Klaus Wagner, ebenfalls Zunftbruder, begrüßt werde. Kaiser trat 1977 in die Bauzunft ein, gehörte seit 2002 als Schriftführer und Vize dem Vorstand an. Als Erster Vorsitzender ist er für den rührigen Verein seit zehn Jahren verantwortlich.

Die alte und neue Vorstandschaft:

Erster Vorsitzender Peter Kaiser, Zweiter Vorsitzender Klaus Grün, Zunftmeister Dieter Schneider, Rechner Helge Weisenstein, Schriftführer Roland Weber, Beisitzer Arno Bechtel, Karlheinz Wild, Torsten Zorn, Uwe Meng und Axel Muhl. Zu Kassenprüfern wurden Mimmo Scarmato und Michael Klotz wiedergewählt. ib-ual

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Autor:

Franz-Walter Mappes aus Bad Dürkheim

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