Interview mit Tisi Schubech
YouTube-Stars aus der Nachbarschaft
Grünstadt. Timo Schulz und Simon Bechtold zocken Fifa an der Playstation. Dabei schauen ihnen Millionen Menschen über die Schulter. Die beiden sind Youtuber und Influencer aus Ebertsheim. Im Gespräch mit dem Wochenblatt erzählen die beiden ihre Geschichte, wie sie im Kinderzimmer in Eisenberg mit dem Livestreaming starteten und zu Internetstars wurden.
Von Kim Rileit
Die beiden sind in Ebertsheim aufgewachsen und schon seit ihrer Kindheit beste Freunde. Vom Bolzplatz ging es meist an die Konsole, die Fußball-Simulation Fifa fesselte sie – ebenso wie viele andere Jugendliche. 2014 als sie auf die Idee kommen, ihr Gaming-Hobby aus dem Kinderzimmer ins Internet zu streamen, gehen ihre emotionalen Ausbrüche 2017 viral. Schnell sind die beiden 31-Jährigen in der YouTube- und Fifa-Szene bekannte Gesichter. Mittlerweile erreichen ihre Kanäle mehr als sechs Millionen Menschen – und das jeden Monat. Das Hobby wurde zum Beruf, von dem die beiden Leben können.
Simon Bechtold beendete seine Lehre als Elektroniker und wurde anschließend Techniker. Für das folgende Informatikstudium „fehlte nach drei Semestern die Zeit neben Youtube“, erklärt Bechtold, der aktuell vollständig von den Youtube-Einnahmen lebt. Timo Schulz lernte ebenfalls das Elektroniker-Handwerk und beendete anschließend seinen IHK-Meister. Aktuell arbeitet er weiterhin im Großkraftwerk Mannheim auf Teilzeit.
Schulz zog aufgrund seines Jobs nach Mannheim. Später kehrte er zurück und wohnt nun im Eigenheim in Sausenheim. Auch Bechtold blieb der Region treu und kaufte sich ein Haus in Grünstadt. Der Treffpunkt ist das gemeinsame Studio in Grünstadt. Dort gibt es drei feste Tage, an denen die beiden live zocken und ihr Millionenpublikum zusieht.
Alltag eines Youtubers
Laut dem Duden ist ein Youtuber eine Person, "die über Youtube bestimmte, meist häufig abgerufene Videobotschaften verbreitet". Der Alltag verlangt den beiden einiges an Organisatorischem Geschick ab, schließlich müssen sie Job, YouTube und die Familie unter einen Hut bekommen. Die beiden Youtuber sind selbstständig. „Auf der einen Seite haben wir viele Freiheiten, auf der anderen Seite viele Verpflichtungen und weniger spannende Termine“, erklärt Schulz. So gehören Termine mit Sponsoren ebenso zum Alltag wie andere administrative Tätigkeiten: „Wir sind Geschäftsführer unserer eigenen Modemarke und haben ein E-Sports-Team gegründet“, so Bechtold.
Ein typischer Arbeitstag der beiden sieht so aus: Um 8 Uhr geht es gemeinsam ins Fitnessstudio. Das Frühstück gibt’s vom Bäcker. Im Büro angekommen, stehen für mehrere Stunden Telefonkonferenzen an. „Da geht um die Materialbestellungen, Designberatungen und Sponsoren“, erzählt Schulz. Dann heißt es: Ran an die Konsolen. Es werden Videos produziert, am Abend beginnt der Livestream. Bis in den späten Abend wird gezockt. „Ich falle dann irgendwann gegen 23 Uhr ins Bett und am nächsten Morgen klingelt um 6.30 der Wecker, denn die Arbeit wartet“, so Schulz.
Tisi Schubech: Das Leben außerhalb von YouTube
Die beiden wirken im Gespräch so, wie sie in ihren Videos sind – pfälzische Authentizität. „Wir verstellen uns nicht, das haben wir noch nie gemacht“, so Schulz. Die authentische Art schätzen ihre Zuschauer. Die beiden bemühen sich, hochdeutsch zu sprechen. „Wenn wir uns dann mal aufregen, kommt der Pfälzer in uns durch“, lacht Schulz.
Im Privatleben sind die beiden eng mit der Region verbunden: Man trifft sie an der Kerwe im Ort oder beim Sport. Einige Spendenaktionen (zuletzt 6.000 Euro für die Ukraine) kamen den lokalen Einrichtungen zugute: So wurde dem Ebertsheimer Kindergarten etwa 5.000 Euro gespendet. Im Lokalsport unterstützen Tisi Schubech den VfR Grünstadt und die Tennisspieler des Park TC mit Sachspenden.
Vorbild trotz Shisha-Konsum und viel Geld für Videospiele
Tisi Schubech sehen sich regelmäßig dem Vorwurf ausgesetzt, ein schlechtes Vorbild für ihre Zuschauer zu sein. Sie investieren viel Geld in die virtuelle Währung, um beim Spiel Fifa interessante Spieler zu erhalten. In jeden Video sind Wasserpfeifen zu sehen, die beiden sind bekennende Shisha-Liebhaber. Im Gespräch mit dem Wochenblatt beziehen die Youtuber Stellung.
„Und auch, dass sie nur Geld in das Spiel stecken sollen, dass sie übrighaben“, ergänzt Bechtold. So haben es die Kindheitsfreunde früher auch gemacht. Statt feiern zu gehen, wurde das Geld ins Spiel gesteckt. „Heute sind das unserer Geschäftsausgaben, die virtuelle Währung im Spiel ermöglicht uns, neue Videos zu produzieren – so wie der Schlosser von nebenan Stahl kaufen muss, um darauf Waren zu fertigen“, stellt Schulz klar. „An unseren Ausgaben sollten sich die Zuschauer nicht messen“, ergänzt Bechtold.
„Wir sagen den Zuschauern regelmäßig, dass Rauchen nicht gesund ist“, so Schulz. Die Shisha-Thematik relativere sich, wenn man sich die Zielgruppe der Videos ansehe. Die Zuschauer sind zum größten Teil über 20 Jahre und damit „alt genug, es selbst zu entscheiden“, sind sich die beiden Pfälzer einig.
Autor:Kim Rileit aus Ludwigshafen | |
Webseite von Kim Rileit | |
Kim Rileit auf Facebook | |
Kim Rileit auf Instagram |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.