Hagenbacherin erweckt vergessene Sagen und Legenden zu neuem Leben
Hagenbach. In Hagenbach gibt es jede Menge geheimnisvolle Orte: das Wachthäusel, das früher mal ein Gefängnis war, die Wolfsquelle, eine heute nahezu unsichtbares Schloss und viele mehr. Verbunden mit diesen Orten sind alte Sagen, Mythen und Legenden. Die wenigsten davon wurden niedergeschrieben, man hörte sie von den Eltern oder den Großeltern und gab sie irgendwann an die eigenen Kinder weiter.
Da diese alten Geschichten - und damit auch die Heimatgeschichte von Hagenbach - immer weiter verloren gehen, hat die Ur-Hagenbacherin Eva-Maria David jetzt das Büchlein "Mythen und Sagen von Hagenbach" geschrieben. Dabei ist die weder Historikerin noch Pädagogin: Sie arbeitet im Büro einer Spedition und hat selbst drei erwachsene Kinder. "Ich wollte nie ein Buch schreiben" erzählt sie. "Aber ich trainiere seit vielen Jahren die ganz jungen Handball-Minis des TV Hagenbach und über diese Tätigkeit kam es zu dem Buch". Denn damit das Training für die vier- bis sechsjährigen Kids nicht ganz so trocken ist, denkt Eva-Maria David sich immer wieder aufs Neue Geschichten aus, die sie in den Übungsstunden umsetzt. Manchmal dürfen die Kinder dürfen Themen vorgeben - und als es einmal um Wichtel und den Hagenbacher Wichtelwald ging, hat sie festgestellt, dass die meisten Kinder die alten Geschichten aus Hagenbach gar nicht mehr kennen.
Die alten Geschichten erhalten und weitergeben
"Ja dann habe ich mich zuerst an die Geschichten erinnert, die ich selbst als Kind gehört habe, danach habe ich angefangen zu recherchieren, Bücher zu wälzen und meine über 90-jährige Nachbarin zu befragen. Dann hatte ich irgendwann so viel Material zusammen, dass ich dachte: Jetzt kannst Du auch gleich ein Buch schreiben - und das hab ich dann auch gemacht."
Dass die Nachfrage und das Interesse dann so riesig sein würde, hätte sich Eva-Maria David nie träumen lassen. "Ich hab dann mal 100 drucken lassen und die sind weg", berichtet sie. Aber die nächste Auflage ist schon in Arbeit und wird dann wieder für 7 Euro (um ihre eigenen Ausgaben zu decken) in der Stadtbücherei erhältlich sein. Sie verbindet Märchen und Mythen mit der Stadtgeschichte Hagenbachs und nimmt ihre Leser mit auf eine spannende Tour durch die bewegte Stadtgeschichte. Mit Bildern, Zeichnungen und kleinen Denkspielen ist das Buch auch prima für Vorleser und "Kind-gebliebene" Erwachsene geeignet - sicher ein Geheimnis des Erfolgs.
Das Buch ist so erfolgreich, dass sie sogar schon Anfragen aus Nachbargemeinden erhalten hat. Aber das fühle sich für sie nicht richtig an, sagt die Hagenbacherin. "Ich finde, das sollte jemand von dort machen. Es wäre nicht authentisch, wenn ich das mache. Die Geschichten und Orte in meinem Buch kenne ich - und auch wenn ich vieles Neues gelernt habe, bin ich damit groß geworden. Und das wäre ja in anderen Gemeinden nicht so". Aber sie könne sich vorstellen, ein Buch über die Römer in Hagenbach zu schreiben, denn auch diese Idee sei an sie herangetragen worden.
Illustriert wurde ihr Buch übrigens durch den Leistungskurs Kunst der MSS 11 des Europa-Gymnasiums Wörth. Die Verbindung zu der Schule hat David durch ihre eigenen Kinder. Und macht deshalb immer wieder auch dort Projekte. Überhaupt ist Eva-Maria David eine Ehrenamtlerin, wie sie im Buche steht.
Ehrenamt mit Herz und Seele
Unlängst hat sie für die Familien der Handball-Abteilung eine Erlebnisführung durch Hagenbach organisiert, die ein großer Erfolg war. Sie selbst trat als Magd der Stadt Hagenbach auf und auch andere Charaktere aus ihren Geschichten wurden zum Leben erweckt - sei es sie hochnäsige Stadtmadam, der betrügerische Pfahlklopfer, die furchterregenden Raubritter oder der hinterlistige "treulose Trommler". Doch die teilnehmenden Kinder halfen, alle Schurken einzufangen und sie im Wachthäusel "hinter Gitter" zu bringen. Alle Beteiligten waren begeistert und sind sich einig, dass diese Führung unbedingt eine Wiederholung verdient hat. Sie soll im kommenden Jahr mit Unterstützung des Wandervereins durchgeführt werden.
Für den Hagenbacher Weihnachtsmarkt plant Eva-Maria David eine Theatervorführung. "Ich schreibe das Programm der Führung gerade in ein Bühnenstück um, damit wir es rechtzeitig zum Michaelsmarkt aufführen können. Ich habe so viele Ideen, ich könnte das glatt hauptberuflich machen", lacht sie. Denn Kinder liegen ihr am Herzen. Und zwar nicht nur die eigenen. "Wenn ich das Strahlen in den Augen der Kinder sehe, wie bei der Führung oder im Handballtraining, dann bin ich glücklich. Das erfüllt mich."
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Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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