Geheimnisvolle Heimat
Sagenhafter Reichtum unter Erde und Wasser: Die Schätze am Rhein
Landkreis Germersheim. Der Rhein ist seit Jahrtausenden im Fokus zahlreiches Sagen, Geschichten und Legenden: Schmuggler, Schätze, Fluten – die Ufer des Flusses sind – im wahrsten Sinne des Wortes – schicksalsgetränkt. Wenn man an den Uferregionen am Rhein entlang abseits der großen Wege unterwegs ist, trifft man sie immer mal wieder: die Menschen mit Metalldetektoren – auf der Suche nach wertvollen Artefakten aus vergangenen Zeiten. Seit Jahrtausenden ist und war er Grenzfluss, unüberwindbares Hindernis und Lebensspender zugleich - seit Jahrhunderten ist die Gegend am Rhein – zwischen Schifferstadt und Hagenbach ein wahres Paradies für Schatzsucher.
Der „Goldene Hut von Schifferstadt“, der „Barbarenschatz von Rülzheim“, der Hortfund von Neupotz, Funde in Hagenbach, Otterstadt, Mechtersheim – das Land entlang des Rheins scheint eine wahre Schatzkammer der Geschichte zu sein. Oft weiß man nicht viel über die historischen Funde, je nach Ausgrabung fällt eine geschichtliche Einordnung schwer. Was man weiß, um den viel gesuchten und oft zitierten „Schatz der Nibelungen“, den einst Hagen von Tronje im Rhein versenkt hat, soll es sich bei keinem der Funde handeln, vielmehr stammen sie aus der Römerzeit und aus der Zeit der großen Völkerwanderungen. Geraubt und versenkt oder schlicht auf der Flucht verloren, das kann man heute nicht mehr sagen – was aber all die Funde zeigen ist, wie multikulturell, zentral, umkämpft und international die Gegend am mittleren Oberrhein schon immer war.
Der Hortfund von Neupotz
Als Hortfund von Neupotz wird der mit 1062 Objekten und mehr als 700 Kilo größte Metallfund Europas aus der Römerzeit bezeichnet, der in den Jahren 1967 bis 1997 bei der Kiesförderung aus einem Altrheinarm bei Neupotz ans Tageslicht befördert wurde. Obwohl an einer Stelle zu Tage gefördert, gilt der Hortfund von Neupotz nicht als geschlossener Fund. Historiker interpretieren den Fund als verlorengegangenes Beutegut aus dem Jahr 260. Damals könnten die raubenden German bei der Rheinüberquerung möglicherweise von römischen Patrouillenbooten gestellt worden sein, der Beuteschatz ging in den Fluten des Rheins unter.
Der Hortfund von Hagenbach
Auch der „Schatz“ von Hagenbach – er umfasst rund 390 Objekte – geht auf germanische Plünderungszüge im römischen Reich des 2. und 3. Jahrhunderts zurück. Zerschnittenes Silbergeschirr, silberne Motivbleche, Bronzegefäße und Waffen, das alles wollten die Germanen vor den römischen Soldaten über den Rhein retten – auch hier ist es nicht gelungen, der Schatz versank im Rhein und wurde erst in der Neuzeit gefunden.
Der Barbarenschatz von Rülzheim
Gefunden von „privaten“ Schatzsuchern im Jahr 2013 – dann in wahrer Krimi-Manier per Gerichtsverfahren dem Land Rheinland-Pfalz zugesprochen. Merke: Schatzsuche im heimischen Wald ist nicht gestattet und richtet mitunter sogar großen Schaden an. Dnn viel kann man zur Geschichte des Rülzheimer Fundes leider nicht mehr sagen: Zu unsachgemäß gingen die Hobby-Archäologen in ihrer Unwissenheit vor. Vom Fund erfuhr die Polizei über Fotos, die der Finder im Internet gezeigt hatte, dann nahm das Schicksal seinen Lauf: Verurteilung wegen Unterschlagung, nicht mal ein Finderlohn.
Der Schatz – ein Silberteller, eine Silberschale, goldene Gewandverzierungen und ein nicht vollständig rekonstruierbarer „Klappstuhl - befindet sich heute im Historischen Museum der Pfalz, es handelt sich im Stücke aus spätrömischer Zeit (Mitte 5. Jahrhundert) mit ostgermanisch-hunnischen Einflüssen. Spätestens hier hört der Nibelungen -Fan genauer zu, denn die Hunnen spielen in dem Epos eine nicht unbedeutende Rolle. Aber wie gesagt, eine genaue Rekonstruktion der Geschehnisse rund um den Hortfund von Rülzheim – auch „Barbarenschatz“ genannt, ist leider nicht mehr möglich.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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