Saalbachniederung bei Hambrücken
Paradies für Vögel
Hambrücken. Blumen und Kräuter, Insekten und Amphibien sowie seltene Vögel finden in dem Grünland einen einzigartigen Lebensraum. Der Nabu kümmert sich seit über 25 Jahren um das Naturparadies.
Mitten im Satz unterbricht sich Franz Debatin und schaut durch das Fernglas. „Das ist ein junger Distelfink“, sagt er. Was um die Flachgewässer herum so unordentlich wirkt, ist sehr wertvoll für die Vogelwelt, so der Vogelfreund. Denn dort finden sie ihre Nahrung: große Insekten wie Libellen, Wildbienen und andere Tiere. Wenn man mit dem Vorsitzenden des Hambrücker Ortsvereins des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) durch die Saalbachniederung wandert, wird man von seiner Begeisterung angesteckt. Diese offene Wiesenfläche ist in seiner Größe und ihrer Artenvielfalt einmalig in Nordbaden, sagt der 67-jährige Debatin. Von den 535 Hektar Fläche werden heute rund 300 Hektar extensiv als Wiesen bewirtschaftet. Das war nicht immer so.
Bis in die 1960er Jahre hinein wurde die Saalbachniederung großflächig als Wiese für die Heuproduktion genutzt. Damals gab es in Hambrücken noch gut 500 Rinder und das Heu von der Wiesenmahd diente den Tieren als Futter. Zweimal im Jahr wurden die Wiesen mit dem Wasser des hoch gelegenen Saalbachs geflutet. Es war ein Refugium für heute seltene Blumen und Kräuter wie für Vögel, wie etwa dem Weißstorch. Doch schon in den 50er Jahren intensivierte sich die Landwirtschaft. Die Wiesen wichen Äckern, auf denen Getreide angebaut wurde. In ganz Baden-Württemberg gab es 1984 nur noch 21 Weißstorch-Brutpaare. Im Jahr 1986 wurden nur noch 20 Hektar der Saalbachniederung als Wiese genutzt. In dieser Zeit begann Debatin sich für den Naturschutz zu engagieren. Er wurde ehrenamtlicher Naturschutzwart der Gemeinde Hambrücken und pachtete Flächen, damit sie als Wiese erhalten bleiben. 1993 hat er mit weiteren Mitstreitern den Hambrücker Nabu-Ortsverein gegründet, für den die Saalbachniederung bis heute das Hauptprojekt ist.
Aus Ackerfläche wird Wiese
Ende der 80er Jahre kam dann ein Landwirt auf Debatin zu, und schlug vor, 25 Hektar Ackerfläche wieder in eine Wiese umzuwandeln. Nach Gesprächen mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe, das über ein Extensivierungsprogramm Landesmittel zur Verfügung stellte, geschah, was Debatin als „Wunder“ bezeichnet: der Landwirt stellte 1991 seinen gesamten Betrieb um und wandelte die gesamte zuvor intensiv bewirtschaftete Ackerfläche in Wiesen um. Andere Landwirte schlossen sich an, so dass zusammen etwa 250 Hektar Grünland entstanden. Der Nabu kauft Flächen in der Saalbachniederung, um sie für den Naturschutz zu sichern. Rund 65 Hektar gehören dem Nabu Ortsverein heute.
Auf einem Teil dieser Nabu-Flächen wurden unter anderem in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Hambrücken mehrere Flachgewässer angelegt – das Herzstück der Saalbachniederung. Als Ausgleichsmaßnahme für Neubaugebiete wurden flache Teiche mit breiten Uferzonen angelegt. Hier tobt das Leben: Libellen, Amphibien und Wasservögel haben hier ein Refugium gefunden. Störche staksen durch das flache Wasser. „Bei der letzten Mahd haben wir fast 100 Störche gezählt“, sagt Debatin. Es ist ein hochwertiger Lebensraum entstanden, der sich beispielsweise auch als wichtige Station für durchziehende Wattvögel etabliert hat. Kiebitz, Grauammer, Drossel-, Teich- und Sumpfrohrsänger sind hier ebenso zu beobachten wie der Neuntöter oder Rotrückenwürger, sowie der Eisvogel. Wegen der großen Bedeutung für den Natur- und Artenschutz wurde die Saalbachniederung vom Land Baden-Württemberg 2005 als Fauna-Flora-Habitat, als sogenanntes FFH-Gebiet, sowie 2007 zusätzlich als Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Seither ist die Saalbachwiesenlandschaft Bestandteil des Europäischen Schutzgebietsnetzes „Natura 2000“.
25 Jahre Nabu Hambrücken vor zwei Jahren
Der Nabu Hambrücken hat in den zurückliegenden 25 Jahren seines Bestehens viel erreicht. Schwerpunkte der Naturschutzarbeit sind vor allem die Betreuung des Wiesen und Weißstorchprojekts Saalbachniederung. Außerdem hat der Verein zur Biotopvernetzung Feldhecken und Obstbäume gepflanzt, die durch den Nabu auch gepflegt werden. Die Ehrenamtler vom Nabu hängen Nistkästen für Vögel auf und reinigen sie regelmäßig. Insbesondere für Nistmöglichkeiten von Schwalben setzen sie sich ein. Durch Vorträge und Exkursionen vermittelt der Ortsverein Wissen um die Natur.
Um die Saalbachwiesen langfristig als Biotop zu sichern hat der Nabu Hambrücken einem "Artenschutzfonds Saalbachwiesen" ins leben gerufen. Durch Spenden von Naturfreunden und Firmen wird eine Basis für den Kauf von weiteren Wiesenflächen geschaffen und in Kooperation mit Landwirten und den Naturschutzbehörden die Anlage von Blühbrachen gefördert werden. Informationen zum Nabu Hambrücken und dem „Artenschutzfonds Saalbachwiese“ findet man online unter www.nabu-hambruecken.de. [rko]
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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