Meister Adebar im Heddesheimer Vogelpark ins Nest schauen
Heddesheim. Rhein-Neckar. Störche kommen in vielen Märchen und Sagen vor: Als Glücksbringer, Frühlingsbote oder als der berühmte Klapperstorch, der angeblich – wie manche früher glaubten – die Kinder bringt. In den 1970er Jahren galt der Weißstorch in Baden-Württemberg als nahezu ausgestorben. Dank eines erfolgreichen Weißstorch-Wiederansiedlungsprogramms in der Storchenaufzuchtstation Schwarzach hat sein Bestand von 15 verbliebenen Brutpaaren im Jahr 1974 auf nunmehr rund 1800 Neststandorte zugenommen. Zu einer der größten Storchen-Hochburgen im nordbadischen Raum hat sich die Gemeinde Heddesheim entwickelt. Rund um den Vogelpark des Vereins der Vogelfreunde und –pfleger Heddesheim und im anschließenden Vogelschutzgebiet haben 50 Storchenpaare als Saisongäste Quartier bezogen.
Nachdem die im Frühjahr grassierende Vogelgrippe überwunden ist, hat der ehrenamtlich betriebene Vogelpark der Vogelfreunde wieder seine Pforten geöffnet. Die gepflegte Anlage mit ihren gefiederten Bewohnern stellt insbesondere bei Familien mit Kindern ein beliebtes Ausflugsziel dar. Aber nicht nur die Vögel in den Volieren ziehen die Blicke auf sich, auch drum herum in den benachbarten Bäumen gibt es einiges zu sehen und zwar jede Menge Storchennester mit lautstark klappernden Adebaren.
„Störche fliegen auf Heddesheim, das ist doch eine tolle Sache“, freut sich der Vorsitzende des Vereins der Vogelfreunde und- pfleger Heddesheim Joerg Landenberger. Was einmal mit einem Storchenpaar begann, hat sich zwischenzeitlich zu einer richtigen Storchen-Kolonie entwickelt. Landenberger geht davon aus, dass von den zahlreichen Störchen, die im vergangenen Jahr in Heddesheim gebrütete haben, die Mehrheit zurückgekehrt und sogar weitere „Kolonisten“ in der Storchenkolonie gelandet sind. Im Jahr zuvor brüteten hier schon über 40 Storchenpaare, die Heddesheim als Storchenparadies entdeckt und es landesweit bekannt gemacht haben. Nachdem etliche Nester im vergangenen Herbst sturmbedingt in die Tiefe gerissen wurden, sorgte der Verein stellenweise für weitere „Aufbauhilfen“, um einer möglichen „Wohnungsnot“ zuvorkommen.
„Natur- und Artenschutz liegt uns nun mal am Herzen“, bekundet Landenberger. Meister Adebar gewährt zwischen den Baumwipfeln der knorrigen Pappeln und auf den nahen Feldern reichlich Einblicke in das Storchenleben. Auf dem Storchen-Horst inmitten des Vogelparks sind die „Stamm-Bewohner“ zwischenzeitlich mit der Aufzucht der vier Jungen beschäftigt. „Was im Nest abgeht, können die Parkbesucher jetzt wieder auf einem Bildschirm verfolgen“, berichtet der Vereinschef.
Die vereinseigene Storchen-Webkamera sorgt für zahlreiche „Nestgucker“ und ermöglicht diesen einen Blick in das Innenleben des Storchenhorstes. Während die Stelzenvögel ihrem Nachwuchs selbst die Schnäbel stopfen müssen, bleibt den Vogelfreunden die Fütterung der Vogelschar in den Volieren und Gehegen. „ Am Sonntag, 18. Juni, laden wir wieder zu unserem „Tag des Storchs“ ein, der Erlös aus der Patenschaftsaktion kommt allen Parkbewohnern zugute“, lässt Landenberger wissen. Neben der Verköstigung der gefiederten Park-Belegschaft müssen die Vogelfreunde aktuell auch noch die Reparatur der defekten Hauptstromleitung zum Vogelpark stemmen, was das Budget zusätzlich belastet. „Deshalb würden wir uns über zahlreiche Gäste freuen“, so der Vereinschef.
Mit rund 40 Vogelarten beherbergt der Park ein ausgesprochen „buntes Spektrum“ der Vogelwelt aus allen fünf Kontinenten. Die unteren Etagen der gepflegten Behausungen werden zumeist von Fasanen in den verschiedensten Federkleidern bewohnt. Darüber flattert ein vielstimmiges Völkchen unterschiedlicher Herkunft. Für die größten Lacher unter den Vokal-Solisten sorgt sicherlich der „Lachenden Hans“. Aber auch Beos, Alexandersittiche, Turakos und Co. sind kein bisschen leise. „Die Ehrenamtlichen unseres Vereins leisten nicht nur im Vogelpark, sondern auch im angrenzenden Vogelschutzgebiet, dem Feuchtbiotop sowie bei der vereinseigenen Nistkastenpflege in ganz Heddesheim eine hervorragende Arbeit“, lobt Vereinschef Joerg Landenberger seine Mannschaft.
Der Vogelpark ist täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Wer die Arbeit der Vogelfreunde unterstützen möchte, kann den tönernen Uhu am Ausgang mit barer Münze füttern sowie eine Patenschaft für die gefiederten Saison- oder Dauergäste übernehmen. ha
Info:
„Tag des Storchs“ mit Bewirtung. Sonntag, 18. Juni, von 13 bis 18 Uhr.
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
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