Gemeinde-Entwicklung im Fokus
Rekordbesuch bei der Einwohnerversammlung

Auf sehr großes Interesse stieß die Einwohnerversammlung der Gemeinde zum Thema „Gemeindeentwicklung“ in der  Altenbürghalle in Karlsdorf-Neuthard. Unter Einhaltung der geltenden Corona-Verordnung hatten sich nahezu 250 Zuhörer eingefunden - ein Rekordbesuch seit vielen Jahren. Bürgermeister Sven Weigt erläuterte eingehend die bauliche Entwicklung der Gemeinde in den vergangenen Jahrzehnten und das Spannungsfeld, in dem die Gemeinde und die Kommunalpolitik gerade beim Thema Gemeindeentwicklung stehe. Beispielhaft nannte Weigt einige Rückmeldungen dazu. „Wir wohnen in Karlsdorf-Neuthard, haben zwei Kinder und suchen seit Jahren verzweifelt einen Bauplatz“, „wir wollen ein Haus kaufen und finden keines“, solche und ähnliche Anfragen gingen seit langem nahezu täglich im Rathaus ein, hieß es. Mehr als 200 Interessenten für einen Bauplatz seien mittlerweile registriert.
Andererseits gebe es auch Sorgen und Bedenken in der Bevölkerung, so Weigt. Diese artikulierten sich in Aussagen wie „Die Gemeinde baut alles zu“, „Wir müssen uns nicht um den Wohnraum anderer kümmern“, oder „Ich habe Angst um die verbleibenden Naherholungsflächen.“
Die Kunst liege darin, so der Rathauschef, einen angemessenen Ausgleich zu finden zwischen der notwendigen Weiterentwicklung der Gemeinde und der Bewahrung des liebenswert-dörflichen Charakters. Keine leichte Aufgabe, verdeutlichte Weigt, doch eine notwendige und unumgängliche. Schließlich wäre es die vermeintlich einfachste und bequemste Lösung, wenn sich die Gemeinde auf dem Status quo ausruhen würde. Doch dann, betonte Weigt, wären mittel- und langfristig etwa Einkaufsmöglichkeiten, die Kinderbetreuung, die ärztliche Versorgung und manches mehr im bisherigen Umfang in Frage gestellt, weil die Einwohnerzahlen ohne maßvolles Wachstum zurückgehen würden und dann manche als heute selbstverständlich wahrgenommene Einrichtung mangels ausreichender Nachfrage schließen könnte.
Hier ging Weigt auf die Grundsätze der Kommunalpolitik ein, die man in Karlsdorf-Neuthard seit 2007 verfolge, und zitierte Erkenntnisse der Bertelsmann-Stiftung zur Gemeindeentwicklung.
Demnach sei die Herausforderung, eine aktive Gemeindepolitik zu betreiben, die Karlsdorf-Neuthard für die Zukunft weiterhin als kinder- und familienfreundliche Gemeinde profilieren müsse. Zudem habe die Gemeinde durch die außerordentlich günstige strategische Lage an der Autobahn A 5 und der B 35 die Möglichkeit, auch Arbeitsplätze und Gewerbesteuer zu generieren. Dass Karlsdorf-Neuthard seit vielen Jahren einen kontinuierlichen, maßvollen Bevölkerungszuwachs habe, deshalb ständig etwa das Angebot für die Kinderbetreuung erweitern müsse und eine sehr beliebte Wohngemeinde sei, seien Tatsachen, über die sich viele andere Kommunen, die mit einem Bevölkerungsrückgang zu kämpfen haben, freuen würden, so Weigt. Allerdings bedeute dies seit Jahren stark steigende Grundstücks- und Immobilienpreise, ein gegenüber der immensen Nachfrage knappes Wohnraumangebot, und die daraus resultierende kommunale Aufgabe, mit Maß und Ziel Wohnraum vorzuhalten und neu zu schaffen. Je knapper das Wohnraumangebot sei, desto schwerer werde es gerade für Familien und Einzelpersonen mit kleinerem oder mittlerem Einkommen, bezahlbaren Wohnraum in der Gemeinde zu finden.
Die Lebenserwartung nehme zu, es gebe mehr Singlehaushaushalte, der Flächenbedarf je Person steige, und dies alles im Kontext zu einem starken Wirtschaftsraum in unmittelbarer Nähe zu attraktiven Städten und Wirtschaftszentren, was Karlsdorf-Neuthard zu einer sehr begehrten Wohnadresse mache sowohl für Einheimische als auch für Auswärtige, so der Bürgermeister.
Anhand einer anschaulichen Präsentation unter anderem mit Luftbildern zeigte der Rathauschef die Neubebauung der Vergangenheit auf. „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ nannte Weigt einen wichtigen Grundsatz kommunalen Handelns, dem sich der Gemeinderat als Vertretung aller Einwohnerinnen und Einwohner verpflichtet fühle.
In Karlsdorf steht derzeit vor allem das rund 5,6 Hektar große Neubaugebiet Kohlfahrtswiesen-West im Fokus. Gerade gegen dieses gab es zuletzt einige kritische Stimmen, die eine zu massive Bebauung und zu großen Zuzug von außerhalb befürchteten, andererseits gibt es aber auch große Zustimmung von Bauplatzsuchenden.
Gar nichts mehr zu tun und alles zu belassen, sei jedenfalls keine Option, betonte Weigt: „Wir wollen und brauchen auch in Zukunft eine maßvolle Weiterentwicklung der Gemeinde, die unsere Infrastruktur sicherstellt“, nannte er die Richtschnur der Kommunalpolitik, die zugleich ein Spannungsfeld sei, denn im demokratischen Austausch und Ringen gelte es stets, die für die Gemeinde und alle Einwohner bestmöglichen Lösungen zu finden. Die Einwohnerversammlung sei ein Beleg dafür, dass die Sorgen und Wünsche der Menschen gehört würden und in die Überlegungen von Gemeinderat und Verwaltung einfließen würden, hieß es.
An den zahlreichen anschließenden Wortmeldungen spiegelte sich dieses grundsätzlich geteilte Stimmungsbild wieder. Hier die Gegner vor allem des geplanten Neubaugebiets in der Karlsdorfer Kohlfahrt, die dies als negatives Paradebeispiel für eine als zu massiv empfundene Bebauung mit befürchteten Nachteilen für die Natur, die Wohnqualität, für nachfolgende Generationen, aber auch die Leistungsfähigkeit der Gemeinde in Punkto erforderlicher Infrastruktur sehen; dort die Befürworter einer Weiterentwicklung mit der Ausweisung von Neubaugebieten, sowohl Einheimische als auch Bauplatz- und Wohnungssuchende von außerhalb, die teilweise seit Jahren intensiv, jedoch vergeblich nach Wohnraum in Karlsdorf-Neuthard suchen und die das sehr knappe Wohnraumangebot noch als zusätzlichen Preistreiber sehen.
Auch das Thema „bezahlbarer Wohnraum“ wurde von einem Zuhörer angesprochen, der sich in diesem Bereich noch mehr Anstrengungen von der Gemeinde wünschte. Der Bürgermeister verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die Gemeinde vergünstigte Baugrundstücke anbieten wolle und etwa beim Gredler-Gelände in Neuthard auch entsprechender Wohnungsbau geplant sei.

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Autor:

Thomas Huber, Pressestelle, Gemeindeverwaltung Karlsdorf-Neuthard aus Karlsdorf-Neuthard

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