Verein Windradfreies Kraichtal n.e.V.
Neuwahl und reger Austausch zu Windrad-Planungen

Flächenverbrauch bei einem Windrad-Standort | Foto: Roland Heim
  • Flächenverbrauch bei einem Windrad-Standort
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Anlässlich der Jahresversammlung des Windradfreies Kraichtal n.e.V. am 15.11. standen Neuwahlen des Vorstandes an. Im Amt bestätigt wurde der 1. Vorsitzende Roland Heim. Neu gewählt als 2. Vorsitzender wurde Dr. Manfred Glugla aus Menzingen. Er besitzt eine duale Ausbildung als Diplomingenieur und Naturwissenschaftler und unterstützt den Verein vor allem durch seine fachliche Kompetenz. Der bisherige stellvertretende Vorsitzende und Vereins-Mitgründer Joachim Cäsar stellte sein Amt zur Verfügung, wird aber dem Verein als aktives Mitglied weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Intensiv diskutiert wurden die aktuellen Planungen von Windkraftanlagen auf Kraichtaler Gemarkung und gemeindeeigenen Grundstücken bei Oberacker/Münzesheim/Unteröwisheim. Hier sind laut dem potentiellen Investor EnBW 6 Windräder angedacht. Weitere 2 neben Ubstadt-Weiher. Auf den benachbarten Flächen des ForstBW und auf Bruchsaler Seite im Heidelsheimer Wald sind weitere 8 Windräder geplant und vertraglich bereits mit dem Projektentwickler JUWI und Forst BW konkretisiert. Damit besteht die Möglichkeit, dass in wenigen Jahre 14 (!) etwa 250 m hohe Wind-Industrieanlagen zwischen Oberacker, Münzesheim, Unteröwisheim und Heidelsheim die Kraichtaler Landschaft weithin sichtbar verunstalten.

Das traurige dabei: jedem Windrad fallen ca. 5.000 qm Waldfläche dauerhaft zum Opfer. Wald, der kein CO2 mehr binden und keinen Sauerstoff mehr produzieren kann. Über aufzuforstende Ausgleichsflächen liegen dem Verein aktuell keine Informationen vor. Bei allen theoretischen Prognosen bzgl. Stromertrag und Pachteinnahmen setzt sich die Stadt Kraichtal der Gefahr aus, bei einer Insolvenz des Windradinvestors als Grundstücksbesitzer für den Rückbau der Windräder aufkommen zu müssen (etwa eine Mio. Euro je Windrad!). Die Wirtschaftlichkeit solcher Wind-Industrieanlagen im Kraichgau lässt sich schwer nachvollziehen. Der Mindestwert für mäßig wirtschaftlichen Windkraftbetrieb liegt bei 215 Watt/m². Im Windatlas 2019 wird der Kraichgau jedoch nur mit einer mittleren gekappten Windleistungsdichte von lediglich zwischen 190 bis nur teilweise 310 Watt/m² (in 160 Meter Höhe) ausgewiesen. Nur durch jährliche Subventionen von ca. 20 Milliarden Euro bleibt die Windenergie attraktiv. Geld, das auf unsere Strompreise umgelegt wird und das sinnvollerweise in die wissenschaftliche Entwicklung zuverlässiger Energieerzeuger investiert werden könnte. Windräder erzeugen nur unzuverlässigen Flatterstrom ohne Basislast. Stromdefizite müssen durch Zukauf (in 2024 bereits 25 Terrawattstunden) oder konventionelle Energieerzeuger kostenintensiv aufgefüllt werden.

Zum Thema Bürgerbeteiligung an Windkraftanlagen: Die Stadtwerke Oberkirch werben aktuell für Anleger am Windpark Hummelsebene. Gleichzeitig wird auf ihrem Flyer hingewiesen: „Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen“.

Die Anwesenden der Jahresversammlung und die Vereinsmitglieder fordern eine deutlich transparentere und objektive Informationspolitik der Stadt Kraichtal sowie eine Einbeziehung der Kraichtaler Bevölkerung in die Entscheidungsfindung und die angedachten Maßnahmen. Über die Vorteile der Windenergie soll eine bereits angelaufene Serie im kommunalen Mitteilungsblatt und auf der Kraichtal-Webseite informieren. Die zahlreichen Argumente hinsichtlich einer schädlichen Wirkung von siedlungs- und naturnahen Wind-Industrieanlagen bleiben eher außen vor. Darüber informiert jedoch die Vereins-Webseite www.windradfreies-kraichtal.de. Zwei Beispiele: In Windrädern sind gasisolierte Schaltanlagen verbaut, die Schwefelhexafluorid enthalten. Dieses Gas hat von allen Substanzen die stärkste Treibhauswirkung: 22.800 mal so stark wie die identische Menge CO2. Und: in Rotorblättern sind Kohlenstofffasern und Epoxidharze (mit giftigen Stoffen wie Bisphenol A) verarbeitet. Diese Stoffe werden im Laufe der Jahre von den Rotorblättern erodiert, in der umliegenden Landschaft verteilt und können zu irreversiblen Gesundheitsschäden bei Mensch und Tier führen.

Doch ein Umdenken in der Bevölkerung lässt die Vereinsmitglieder hoffen. In Birkenfeld hat die Bürgerschaft erst kürzlich über Windkraftanlagen auf kommunaler Gemarkung abgestimmt. 71 Prozent sprachen sich klar und deutlich dagegen aus. In Tiefenbronn waren es 54 Prozent. In Kraichtal hatten sich in der Vergangenheit ca. 1.000 Mitbürger/innen durch ihre Unterschrift gegen Windräder in der Kommune positioniert.

Bleibt abzuwarten, wie sich die Stadt Kraichtal und der Gemeinderat entscheiden: riskantes Geld für die Gemeindekasse durch 8 Industrieanlagen im Wald oder weiterhin ein Kraichtal als „Landschaft zum Durchatmen“ (wie es im städtischen Logo heißt). Neue Mitglieder und Unterstützer sind im Verein Windradfreies Kraichtal herzlich willkommen. Die Mitgliedschaft ist kostenfrei.

Autor:

Roland Roland Heim aus Kraichtal

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