Aktion der „Nadelspielkinder“
Ein „Trösterchen“ für kleine Patienten
Eine Idee der „Nadelspielkinder“ der protestantischen Kirchengemeinde Bexbach wird wohl in absehbarer Zeit landesweit Schule machen. Die sogenannten „Trösterchen“ sollen dann nach Möglichkeit auf allen Rettungswagen vorrätig sein, die im Saarland die Rund-um-die-Uhr-Versorgung von verletzten und kranken Menschen aller Generationen garantieren.
Doch was eigentlich sind die „Trösterchen“? Es sind schlicht knuffelig-kuschelig-bunte Strick- und Stoffwesen, die lustig in die Welt schauen und in der Welt der Kinder Halt bieten, in Gedanken zu ihnen sprechen und Sicherheit und Vertrauen vermitteln. Genau letzteres brauchen vor allem Kinder, die plötzlich erkranken oder verletzt wurden und sich dann in einer unwirklichen Situation in einem Rettungsfahrzeug befinden, umringt von fremden Menschen, vermummt mit medizinischen Schutzmasken. Traumatisch sind solche Szenarien für Kinder natürlich auch, wenn sie lediglich einen verletzten Elternteil im Krankenwagen mitbegleiten.
Wie gut, dass es für solche Fälle die „Trösterchen“ als „emotionale Ersthelfer“ gibt und die dabei helfen, Vertrauen in die unbekannten Rettungskräfte zu finden und das Gefühl vermitteln: „Die sind ja ganz lieb.“ Schon 2018 hatten sich Gaby Kullmann, Gründerin der „Nadelspielkinder“, und Monika Ernst, die Leiterin der Strick- und Häkelgruppe, mit ein paar Mitstreiterinnen daran gemacht, Trösterchen zu produzieren. Mit einer ersten Ladung von 140 dieser helfenden Wollwesen überraschten sie damals die Einsatzkräfte des DRK Bexbach, des DRK Kreisverbandes Homburg, der Rettungswache Bexbach, des ASB Neunkirchen und der Feuerwehr Neunkirchen. Seither ist die Nachfrage nach den „Trösterchen made in Bexbach“ sprunghaft angestiegen. Regelmäßig werden auch die Universität-Kinderklinik in Homburg, die dortige Kinderchirurgie und die Kinder-Psychiatrie unterstützt. Zuletzt hatte auch das Winterberg-Klinikum Saarbrücken Bedarf angemeldet. Im Volkshaus Oberbexbach übergaben die „Nadelspielkinder“ nun erneut 280 „Trösterchen“ an die Rettungssanitäter im DRK-Kreisverband Homburg und deren Kreisbereitschaftsleiter Wolfgang Rech.
Im vergangenen Jahr hatte Gaby Kullmann beim von Monika Bachmann geleiteten Gesundheits-, Sozial- und Familienministerium in Saarbrücken um eine finanzielle Unterstützung für die „Nadelspielkinder“ gebeten, „denn jährlich benötigen wir rund 4.000 Euro für Materialien“, machte sie im Volkshaus deutlich. Das Ministerium half unbürokratisch, überwies im Januar 2.450 Euro. Vor diesem Hintergrund lud Kullmann spontan die Ministerin zur Übergabe der Trösterchen ein und diese wiederum sagte ebenso spontan ihr Kommen zu. „Sie brauchen mir aber überhaupt nicht zu danken. Sie leisten hier großartiges, gerade auch für die Kinderklinik“, sagte Bachmann, die die Arbeit von Klinikchef Prof. Michael Zemlin sehr schätzt, weil er nicht nur freundlich mit seinen kleinen Patienten umgeht, sondern diese auch heilt. Für Bachmann aber neu war die Idee mit den Trösterchen zur Ausstattung der Rettungsfahrzeuge: „Vielleicht kann man ja auch Frauen in anderen Landkreisen dazu anleiten. Dann wären die Trösterchen überall parat.“
Auch DRK-Landesgeschäftsführerin Lisa Geimer-Klein war fasziniert von der Idee, weil sie von der Wirksamkeit und positiven Unterstützung für Kinder überzeugt war. Geimer-Klein nutzte auch die Gelegenheit, sich bei den über 90 Rettungssanitätern im DRK-Kreisverband Homburg zu bedanken, die seit Monaten keinen Urlaub genommen haben, an Wochenenden Dienst tun, für Kollegen übernehmen und einspringen, die also permanent zur Verfügung stehen bis an die Grenzen ihrer Belastung. Was Gaby Kullmann im Volkshaus den Gästen noch zeigen konnte waren die seit Monaten von den Nadelspielkindern gefertigten Strickprothesen für an Krebs erkrankte brustamputierte Frauen. Jede Patientin bekommt diese kostenfrei in der Universitätsfrauenklinik. Dafür bedankte sich Dr. Cosima Zemlin im Namen der Patientinnen, die mit diesen helfenden BH-Einlagen glücklich seien, vor allem, weil sie dabei spüren, dass andere Menschen an ihrem Schicksal teilhaben. Die „Nadelspielkinder“ haben noch ein weiteres medizinisches Wollwunder geschaffen: Dabei handelt es sich um eine weiche Schutzpolsterung für den Sicherheitsgurt im Auto, ebenfalls gedacht für Brustkrebspatientinnen. Unterstützt werden die Nadelspielkinder regelmäßig von Marion Wagner, die in Homburg die „Welt der Wolle“ betreibt. Als Unterstützer finden sich aber auch immer wieder Menschen, die mit Geld- und Wollspenden die Arbeit der „Nadelspielkinder“ flankieren. (apo)
Autor:Daniel Heintz aus Bexbach |
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