Literarischer Verein der Pfalz
Autorenseminar in der Pfalzakademie am 26.11.22
Lambrecht. Das Treffen von elf Autorinnen und Autoren und zwei kompetenten Gästen in der Pfalzakademie stellte neben dem Poetenfest einen Höhepunkt des Jahres für den Lit. Verein dar. Ursprünglich im Oktober geplant, verschob es sich um rund einen Monat wegen umfangreicher Baumaßnahmen.
Die Veranstaltung begann um 9:30 Uhr mit einer Vorstellungsrunde, zwischendurch gab es Kaffeepausen und ein hochwertiges Mittagessen. Das Seminar endete um 18 Uhr. Die Leitung hatte Birgit Heid inne, 1. Vorsitzende des Vereins.
Jeder der Autor*innen verfügte über einen Zeitrahmen von insgesamt 30 Minuten zum Lesen und ausführlichen sachbezogenen Besprechen des Textes durch alle Teilnehmenden.
Unter den Beiträgen gab es zwei Gedichte und neun Kurzgeschichten. Themen der modernen, sich nicht reimenden Lyrik, waren eine Schilderung eines Übergriffs sowie eine dystopische Wanderung durch eine Stadt. Guido Lill aus Schifferstadt meinte, nicht alles lasse sich 100% ausdeuten, auch das Geheimnisvolle habe seinen Reiz.
Die Prosatexte waren besonders vielfältig mit satirischen, märchenhaften, tiefernsten Themen wie den Ukrainekrieg bis hin zur psychologischer Ausleuchtung der Protagonisten und ihrem gesellschaftlichen Umfeld.
In der textbezogenen Kritik wurde seltener auf Rechtschreibung geachtet, um so mehr auf Stimmigkeit. Wurde sauber recherchiert, gibt es logische Fehler, werden Klischees und Überhöhungen verwendet, auch die zielgerichtete Hinführung auf das Hauptthema und konstruktive Details sorgten für Diskussionen. Gelegentlich wurden Textkürzungen empfohlen, gegebenenfalls zur Erhöhung der Spannung. Beachtet wurde auch, ob ein persönlicher Schreibstil gepflegt wird.
Knut Busch aus Kriegsfeld las aus einer fabelhaft tiefsinnigen Weihnachtsgeschichte in Mundart mit dem Titel "Esel". Viele wünschen sich im angedachten Rollenspiel, einer der drei Könige zu sein. Die Wahl fällt hier aber ausgerechnet auf den Esel wegen seines eigenwilligen Charakters, der sich nicht bis auf "de letschde Schritt dressiere losst." Immerhin spielt er eine wichtige Rolle unterwegs zum Stall, "dasser er hie laaft, damit dere Mudder unn dem Kind jo nix bassiere duhd."
Birgit Heid aus Landau schreibt aktuell an einem Romanprojekt über die Schriftstellerin Monika Mann, "ungeliebte" Tochter von Katia und Thomas Mann, und stellte daraus die Episode "Schweigende Möwen" vor. Die vereinsamte 75jährige Monika Mann beschäftigt sich in Capri mit der Auflösung ihres Haushalts und dem Verlust ihres Geliebten, ihre starke Sensibilität und Introvertiertheit werden im Rahmen der schönen Landschaft behandelt: "Ringsum in den Gärten blühen die Bougainvillea...", aber alles ist anders, "...und wenn die Sonne durch einen Wolkenumhang verdeckt ist, dann leuchten sie nicht, sondern "matten" fast schon in Schwarzweiß. Auch die Möwen schweigen..."
Insgesamt war im Anschluss ein sehr positives Feedback zu hören, trotz der ambitionierten Länge. Gelobt wurde, dass niemand aus dem Rahmen fiel und die Qualität des Umfelds, der Vorbereitung wie auch deren Umsetzung. Eine solche Harmonie war nicht immer gegeben, so der Mundartdichter Manfred Dechert in Erinnerung an die kontroverse Frühzeit des Autorenseminars in den 1980er Jahren.
Autor:Peter Herzer aus Kaiserslautern |
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