Große Artenvielfalt auf Streuobstwiesen
Biotop von Menschenhand
Südpfalz. Nach dem 30-jährigen Krieg wurden um die Dörfer herum Obstwiesen angelegt. Heute weiß man um den großen ökologischen Wert dieser sogenannten Streuobstwiesen, die über Jahrhunderte das Landschaftsbild der Südpfalz prägten.
Auf der Wiese weideten Rinder, Ziegen und Schafe, hier und da stand ein Apfel-, Birn- oder Kirschbaum. Die Bäume spendeten nicht nur Schatten für die Tiere sondern vor allem gesunde Nahrung für die Menschen. Jetzt werden Äpfel, Birnen, Pflaumen, Mirabellen und die anderen Obstfrüchte geerntet.
Über Jahrhunderte waren Streuobstwiesen um die Dörfer herum prägend für die Südpfalz. Angelegt wurden sie häufig nach dem 30-jährigen Krieg im 17. Und 18. Jahrhundert. Erst in den 1950er Jahren wurden massenhaft Obstplantagen mit niedrigstämmigen Bäumen angelegt, die einfacher abzuernten und zu pflegen sind. Um an die Früchte der hohen Bäumen brauchte man Leitern und viele Hände und wegen der Spezialisierung der Landwirte, war die Doppelnutzung als Weide und zum Obstanbau nicht mehr gefragt.
Dabei ist das Menschen gemachte Biotop Streuobstwiese ein einzigartiges Paradies für Flora und Fauna. Auf den mageren Wiesen haben Pflanzen Überlebenschancen, die auf gedüngten Wiesen verdrängt werden. Der Pyramiden-Hundswurz etwa ist eine Orchideenart, die auf einer Streuobstwiese bei Mörzheim lebt, die der Naturschutzbund (Nabu) Landau pflegt. „Seltene Pflanzen auf unseren Wiesen ziehen seltene Insekten an“, sagt Sabine Heilmann von der Regionalstelle-Süd des Nabu.
Das Ökosystem Streuobstwiese ist vertikal, erklärt Carmen Schauroth, Leiterin der Nabu-Regionalstelle. Das bedeutet, dass unten auf der Wiese Schmetterlinge, Heuschrecken und viele andere Insekten sowie Eidechsen leben. Oben in den hochstämmigen Bäumen ist der Lebensraum von Bienen, Fledermäusen, Haselmäusen und etwa Meisen, die hier brüten. Die Löcher in den Baumstämmen durch herausgebrochene Äste oder Spechtlöcher dienen den Tieren als Lebensraum. Amseln und Drosseln lieben Fallobst.
Der Nabu hat um Mörzheim mehrere Streuobstwiesen und baut dort möglich viele unterschiedliche Obstsorten an. „Wir pflanzen möglichst alte Sorten“, sagt Schauroth vom Nabu. Dafür arbeitet der Nabu mit verschiedenen Baumschulen zusammen, um alte Sorten zu erhalten. Der Nabu verkauft Apfelsaft, der aus dem Obst von den Streuobstwiesen gepresst ist, im Naturschutzzentrum Hirtenhaus in Mörzheim sowie im Weltladen in Landau. ew/rk
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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