15 Jahre Schulsanitätsdienst am Sickingen-Gymnasium Landstuhl
Landstuhl. „Schulsanitätsdienst bitte kommen“, schallt es durch den Lautsprecher und sie eilen herbei: die ehrenamtlichen Helfer des Schulsanitätsdienstes. Das war noch vor wenigen Jahren nicht unbedingt so. Da gab es Heftpflaster oder Kühl-Pad noch von der Sekretärin, bevor man von den Eltern– oder im schlimmsten Fall vom Rettungsdienst – abgeholt wurde. Am Sickingen-Gymnasium in Landstuhl übernimmt der Schulsanitätsdienst seit 15 Jahren die Erstversorgung im Ernstfall. Darauf ist Renate Stöber stolz: Sie ist beim DRK-Kreisverband Kaiserslautern-Land für Schulsanitätsdienste im Landkreis Kaiserslautern zuständig. Inzwischen betreut sie 14 Schulen: „Von der Grundschule bis zum Gymnasium“, berichtet sie stolz.
Von Tim Altschuck
Nicht nur „Pflaster aufkleben“
„Es gibt so viele Krankheitsbilder bei Kindern: Diabetes, Asthma oder Herzkreislauferkrankungen, um nur die gängigsten aufzuzählen. Wenn den Kindern etwas passiert, braucht es geschulte Helfer“, sagt Renate Stöber. Den Vorschlag für einen Schulsanitätsdienst am Sickingen-Gymnasium brachte sie schon vor über 15 Jahren, als auch Vorsitzende des Elternbeirats war. „Als Elternteil bekommt man ja mit, wie viele Vorfälle es da so gibt“, erzählt sie. In einer AG werden die „Sanis“ geschult: Einmal jährlich geht es zum Erste-Hilfe-Kurs, in der wöchentlichen AG gibt es themenspezifische Vertiefungen.
Hilfe engagierter Kooperationslehrer
Damit der Ablauf reibungslos funktioniert, braucht es nicht nur interessierte Schüler, sondern engagierte Lehrer, die den Schulsanitätsdienst unterstützen und deren Ausbildung betreuen. In Landstuhl sind das der stellvertretende Schulleiter Frank Dick und Thorsten Bach. Dick unterrichtet normalerweise die Fächer Informatik, Mathe und Physik, Bach die Fächer Chemie und Erdkunde.
Allerdings sind beide auch erfahren in Sachen Rettungsdienst und Feuerwehr. Der stellvertretende Schulleiter ist bei der Freiwilligen Feuerwehr und sogenannter „First Responder“ (Ersthelfer), Bach ist ausgebildeter Rettungssanitäter. „Wir haben interessierte Schüler, doch aufgrund unserer zwei Standorte ist die Organisation zurzeit etwas schwierig“, erzählt Bach.
Im Moment findet der Unterricht aufgrund der Umbaumaßnahmen bis zur neunten Klasse in Landstuhl statt, ab der zehnten Klasse besuchen die Schüler den Unterricht in der ehemaligen Realschule in Wallhalben. „Das gute ist: Die Mitglieder des Schulsanitätsdienstes sind zum Großteil in DRK-Ortsvereinen oder bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Diese Überschneidung ist für uns natürlich von Vorteil“, betont Thorsten Bach. „Gerade in diesen Bereichen fehlt oftmals der Nachwuchs, da ist es umso schöner, wenn die Schüler durch den Schulsanitätsdienst im medizinischen Bereich oder bei der Feuerwehr bleiben“, findet auch Frank Dick.
Der Schulsanitäts- dienst im Einsatz
Während es am Sickingen-Gymnasium einen eigenen Raum für die „Sanis“ gibt, musste für Wallhalben eine provisorische Lösung gefunden werden. Dort haben sie die ehemalige Küche bezogen und vorübergehend auch alles untergebracht, was sie für ihren Dienst brauchen. Im Raum der „Schulsanis“ müssen sich ein abschließbarer Schrank, Tische, Stühle, ein Waschbecken mit Anschluss für warmes und kaltes Wasser sowie Seifen- und Desinfektionsspender, eine Liege, Kissen und Decken befinden. Selbstverständlich darf auch das medizinische Material nicht fehlen, ebenso ein Defibrillator und ein Übungsdummie. Im Raum des Schulsanitätsdienstes gibt es auch eine Liste von Schülern mit Erkrankungen, damit man im Ernstfall schnell Bescheid weiß.
Gut ausstaffiert zum Einsatz
Mara Berberich, Anna Backe und Pauline Germann sind schon eine ganze Weile mit dabei. Sie erklären, wie eine Woche bei den Schulsanitätern abläuft. Mara Berberich ist seit zwölf Jahren beim DRK und seit der siebten Klasse in der Schule dabei, die beiden anderen waren zuvor auch schon bei den Schulsanitätern des St. Franziskus-Gymnasiums in Kaiserslautern. „Am Anfang eines neuen Halbjahres erstellen wir gemeinsam mit unseren Lehrern den Dienstplan, sodass jeden Tag ein Dreierteam zur Verfügung steht“, erzählen sie. Vorgabe ist, dass mindestens ein Schüler die Sanitätsdienstausbildung haben muss.
Jeden Morgen geht es für das diensthabende Team kurz in den „Sani-Raum“, wo für jedes Teammitglied ein Walkie-Talkie bereitliegt. Gibt es einen Notfall, können sie sich somit einfacher abstimmen und zum „Einsatzort“ kommen. Mit dabei haben sie dann eine Tasche mit den wichtigsten Utensilien: Verbandsmaterial, Blutdruckmessgerät, Blutzuckermessgerät, Beatmungsbeutel oder auch Schienen für Knochenbrüche. „Schlimme Vorfälle hatten wir zum Glück noch nicht“, sagt Mara Berberich.
Dank an die Unterstützer
„Es ist eine große Aufgabe mit viel Verantwortung“, betont Renate Stöber. „Man ist für andere da und das Miteinander wird so, gerade auch innerhalb der Gruppe, gestärkt.“ Wichtig sei auch, dass die Mitglieder des Schulsanitätsdiensts abgesichert sind. Man werde nicht zur Rechenschaft gezogen, sollte etwas schiefgehen. „Das war gerade zur Anfangszeit ein Problem, weil das niemand so genau wusste“, erzählt Stöber.
Sie ist dankbar, dass sich immer wieder so viele Schüler finden, die sich im Schulsanitätsdienst engagieren. Aber auch bei allen Lehrkräften, die es unterstützen: „Daher auch vielen Dank an die Schulleiterin Andrea Meiswinkel, Michael Nickolaus vom DRK-Kreisverband Kaiserslautern Land und Harry Dinges vom Jugendrotkreuz.“
Weitere Informationen:
Bei Interesse kann man sich an die Beauftragte des Schulsanitätsdienst Renate Stöber wenden.
Telefon: 0172 6663464
E-Mail: s.renate@web.de
Vorbild sein!
Kommentar von Tim Altschuck
Verantwortung übernehmen, Vorbild sein – das gehört beim Schulsanitätsdienst dazu. Feuerwehren, Rettungsdienste und Co. fehlt der Nachwuchs – nicht erst seit der Corona-Pandemie. Umso löblicher ist es, dass die Jugendlichen durch den Schulsanitätsdienst an diese Institutionen herangeführt werden oder umgekehrt. Wir hoffen schließlich alle, dass uns jemand zu Hilfe kommt, wenn wir uns in einer Notlage befinden. Wichtig ist auch, dass eine solche Initiative vom Lehrpersonal, der Schulleitung und natürlich von ehrenamtlichen Helfern unterstützt wird. Im Ernstfall leisten die Schüler wichtige Arbeit, bis der Rettungsdienst kommt. Diesem Beispiel sollten mehr Menschen folgen.
Autor:Tim Altschuck aus Kaiserslautern |
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