Abenteuer-Tour zum Nordkap: Unwetter, Schmerzen und kaputte Bikes machen Motorradfahrern Probleme
Hauptstuhl. Zehn Länder wollten sechs Mitglieder des Motorradclubs Green Knights Military MC Ch29 in Hauptstuhl in drei Wochen mit ihren Bikes durchqueren. 12.000 Kilometer umfasste die geplante Route. Schließlich kehrten sie nach zwei Wochen und 8.000 Kilometern wieder zurück. Für die vorzeitige Heimkehr waren neben körperlichen Gebrechen auch kaputte Bikes verantwortlich. Auch das Wetter machte ihnen mehr als einmal einen Strich durch die Rechnung. Einmal mussten die Männer sogar auf Tischen und Bänken in einer Ratsstätte schlafen.
Von Cynthia Schröer
Gleich am ersten Tag haben die Biker 1.000 Kilometer zurückgelegt – und direkt gespürt, wie anstrengend eine solche Tour sein kann: "Bei unserer 13-Stunden-Fahrt haben wir viermal angehalten, um uns zu strecken, bevor wir Dänemark Kolding ankamen", erzählt Clubpräsident Nader Samadi. Schweden war das nächste Ziel. Auf dem Campingplatz Jolsäter Ragnerud schlugen die Männer ihr Lager auf.
Auf ihrer Tour haben sie fast ausschließlich auf Campingplätzen oder in freier Natur in Zelten übernachtet. So auch am nächsten Tag in Norwegen, wo ihnen nicht nur das Wetter einen Strich durch die Rechnung machte.
"Der vierte Tag begann mit kaputten und nassen Zelten aufgrund des starken Regens in der Nacht", erzählt Samadi. Doch damit nicht genug: Ein Motorradhelm war kaputtgegangen und ein Motorrad sprang nicht mehr an. Also gingen die Biker in einem HD Trondheim Norway Store erstmal Material kaufen, um ihre Zelte zu reparieren, besorgten in einem Zubehörgeschäft für Motorräder einen Helm und schoben das kaputte Motorrad zur nächsten Tankstelle. Dort reparierten sie das Gefährt.
Auch am nächsten Tag waren kleine Reparaturen an den Motorrädern nötig. Nach sechs Tagen erreichten die Biker den Polarkreis. "Natürlich haben wir uns dort verewigt", schmunzelt Samadi. Nachdem die Männer ihre Namen in eine Bank geritzt und einen Green-Knights-Aufkleber auf dem Schild platziert hatten, trat auch schon das nächste Problem auf: Ein Schalthebel und der Seitenständer an einem Motorrad fielen fast ab, weil sich alle Bolzen gelöst hatten.
Nach einer Woche war es endlich so weit: Nach rund 4.200 Kilometern Wegstrecke waren die Männer am Ziel. "Das Nordkap war eine Wucht", schwärmt Samadi. Doch die Euphorie wurde schon kurze Zeit später jäh gebremst: "Die Reifen eines Motorrades waren kaputt. Ganz vorsichtig fuhren wir mit etwa 40 km/h bis zum nächsten Reifenladen in Norwegen." Mit frischen Reifen ging es weiter in Richtung Poikkijoki, Finnland, wo sich die Biker mal eine Auszeit gönnten. Sie übernachteten zum ersten Mal auf einem Campingplatz mit Betten und einer finnischen Sauna. Entspannung musste sein, schließlich stand am nächsten Tag eine elfstündige Fahrt nach Helsinki an und manche von ihnen hatten Rückenprobleme vom vielen Fahren und Schlafen auf dem Boden.
Nach einem Besuch in der Werkstatt des Weihnachtsmanns ging es mit der Fähre von Helsinki nach Tallinn, dann auf der Straße über Estland nach Riga. Abends wurde in einem Hotel in Riga übernachtet.
Dann kam das nächste Problem: Ein schlimmes Gewitter machte den Motorradfahrern gleich zwei Tage lang zu schaffen. "Wir haben an einem Tag gerade mal 118 Kilometer geschafft. Der starke Wind machte es fast unmöglich, zu fahren. Zum Glück war eine Tankstelle gleich um die Ecke. Schließlich strandeten wir in Pasvalys, Litauen."
Schon früh machten die Männer am nächsten Morgen auf nach Warschau. Dort wurden sie erneut von heftigem Gewitter überrascht: "Dunkelheit, Regen, Wind und Donner. Nachdem wir unter einigen Brücken Schutz gesucht hatten, hielten wir gegen 23 Uhr an einer Raststätte und verbrachten dort die Nacht." Und zwar auf den Sitzbänken und Tischen des Speiseraums.
Nach nur ein paar Stunden Schlaf ging es am nächsten Morgen weiter in die Tschechische Republik nach Prag. "Es ist ein wunderschöner Ort und es gibt viel zu sehen. Wir genossen gutes Essen, die Architektur und das Pytloun Old Armoury Hotel Prag, in dem wir die letzte Nacht unserer Reise verbrachten." Am letzten Tag machten sie an einem Asia Dragon Market kurz vor der deutschen Grenze in einer Stadt namens Cheb Halt. "Dort gab es eine Menge cooler Sachen. Wir hätten gerne ein paar gekauft, aber die Motorräder waren vollgepackt. Vielleicht fahren wir dort mit einem Auto und einem Anhänger nochmal hin", erzählt Samadi.
Die Bilanz der 14-tägigen Tour umfasst also nicht nur zehn Länder und 8.000 Kilometer Wegstrecke: "Wir mussten Bremsbeläge und Reifen wechseln, Motor-, Brems- und Kupplungsöl auffüllen, einen Anlasser, einen Schalthebel, zwei Antennen reparieren, einen neuen Helm und einen neuen Spiegel kaufen, haben zwei Gabeldichtungen reparieren, einen Auspuffkrümmer zerreißen und einen Seitenständer mit dem Schaltgestänge reparieren (zweimal). Schmerzende Knie, Rücken, Hintern, Handgelenke und juckende Mückenstiche gaben uns den Rest", zählt Samadi auf. Und doch überwiegen die positiven Erinnerungen: "Es war ein tolles Abenteuer, bei dem wir viel gelernt und gesehen haben. Ich bin stolz und dankbar, dass wir es bis dorthin und zurück geschafft haben."
Nächstes Mal mehr Zeit für Sightseeing
Und was haben die Biker aus aus der Tour gelernt? "Beim nächsten Mal planen wir mehr Zeit ein, um Städte und Sehenswürdigkeiten zu besichtigen", sagt Samadi. Außerdem besteht der Chef des Motorradclubs darauf, dass die Teilnehmer ihre Motorräder vor der nächsten großen Tour gründlicher warten, zum Beispiel Bremsen checken und gute Reifen aufziehen. Die nächste Tour im kommenden Jahr ist übrigens schon in Planung: "Wir fahren entweder nach Portugal oder über Spanien nach Marokko", stellt Samadi in Aussicht.
Autor:Cynthia Schröer aus Landstuhl |
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