Darum wird die A62 zwischen Pirmasens und Landstuhl nicht ausgebaut
Von Erik Stegner
Landstuhl/Pirmasens. Die A62 verbindet Pirmasens und die Südwestpfalz mit Ramstein-Miesenbach, Landstuhl, Bruchmühlbach-Miesau sowie der Region Kaiserslautern. So weit, so gut. Blöd für Auto- und Lastwagenfahrer ist nur, dass die als Autobahn geplante und auch so deklarierte Strecke zwischen Höheischweiler und Bann zum Großteil auf zwei Spuren verläuft – obwohl der Untergrund für die dritte und vierte Spur fast durchgängig vorbereitet und die Brücken gebaut sind. Ein vierspuriger Lückenschluss scheint aufgrund dieser idealen Voraussetzungen schnell möglich und finanziell machbar. Eine Wochenblatt-Anfrage macht dennoch wenig Hoffnung, dass sich am zweispurigen Zustand der A62 innerhalb der nächsten Jahren etwas ändert.
A62 steht nicht im Bundesbedarfsplan
Die bundeseigene Autobahn GmbH teilte mit, dass sie aktuell keinen weiteren vierstreifigen Ausbau der A62 zwischen Höheischweiler und Bann plant. Auch nicht stückweise, wie bei Höheinöd nachträglich geschehen. Als Begründung heißt es: „Bundesautobahnen dürfen in dem angesprochenen Umfang nur erweitert werden, wenn sie im Bedarfsplan des Bundes enthalten und entsprechend eingestuft sind. Dies sei bei der A62 zwischen Höheischweiler und Bann nicht der Fall, denn der Abschnitt sei mit einem Verkehrsaufkommen von durchschnittlich bis zu 10.429 Kraftfahrzeugen pro Tag (DTV 2021) deutlich geringer belastet als andere Autobahnabschnitte, die erweitert werden sollen.“ Hintergrund: Der 2016 beschlossene Bundesverkehrswegeplan ist noch sechs Jahre bis 2030 gültig. Erst in der Zeit danach, von 2030 bis 2044, könnte die A62 aufgenommen werden.
"Zustand ist eine Katastrophe"
Doch gibt es dafür einen ernsthaften politischen Willen? Angelika Glöckner (SPD) vertritt seit 2014 die Region im Bundestag. 2021 holte sie gegen den CDU-Bewerber Florian Bilic im neuformierten Wahlkreis 209 das Direktmandat. Sie bezeichnet den Ist-Zustand der A62 im Gespräch mit dem Wochenblatt als eine Katastrophe für die Autofahrer – denn ein gefahrenloses Überholen von Lastwagen sei so gut wie unmöglich. Unverständlich sei daher, dass ein Ausbau im Verkehrswegeplan noch nicht einmal als „weiterer Bedarf“ angesehen werde.
Ihr selbst wäre es eine Herzensangelegenheit, das ab 2030 zu ändern. Ein vierspuriger Ausbau der A62 würde Glöckners Meinung nach, die Situation vieler Pendler verbessern und die Regionen enger zusammenführen. An eine Priorisierung dürften aber andere wichtige Projekte, wie beispielsweise der Ausbau der B10, nicht leiden. Aber bei der Finanzlage des Bundes stelle sich erfahrungsgemäß die Frage: Wie soll das bezahlt werden, erklärt Glöckner, die die A62 durch ihr Parteibüro in Landstuhl regelmäßig fährt.
Westpfalz leidet unter schlechter Anbindung
Florian Bilic (CDU), der bei der nächsten Bundestagswahl am 23. Februar zum zweiten Mal im Wahlkreis 209 gegen Glöckner antritt, sieht in einem Nichtausbau der A62 ein völlig falsches Signal. Bilic: „Auch wenn das Verkehrsaufkommen mit 10.429 Fahrzeugen im Vergleich zu anderen Bundesautobahnen geringer ist, sind die geografische Lage und die Anbindung der Strecke an die Region zu beachten“, lautet seine Meinung. Die Westpfalz leide seit vielen Jahrzehnten unter einer schlechten Verkehrsanbindung. Sei es die B10 oder die A62, es brauche dringend ein Zeichen, dass auch weniger strukturstarke Regionen durch bessere Verkehrsanbindungen aufgewertet, beziehungsweise nicht abgehängt werden, so Bilic.
Bilic will sich in Berlin für Ausbau einsetzen
Daher werde er sich in Berlin für einen vierspurigen Ausbau aussprechen. Mit Blick auf die damit verbundenen wirtschaftlichen Chancen und die an vielen Stellen bereits vorhandenen Gegebenheiten, sei ein solcher dringend notwendig. Diese Meinung untermauere auch eine aktuelle IHK-Standortumfrage, die verdeutlicht, dass die Anbindung an das Fernstraßennetz zu den wichtigsten Standortfaktoren für die Wirtschaft gehört. Bilic: „Die Pfalz profitiert von guten Verkehrsanbindungen – mit Ausnahme der Region Pirmasens / (Süd-) Westpfalz.“
Frequenz muss täglich 20.000 Fahrzeuge betragen
Erich Weiss, seit 2012 Vorsitzender der Bürgerinitiative „B10 - Vier Spuren jetzt!“ und auch mit dem Werdegang der A62 eng vertraut, glaubt nicht, dass sich etwas ändert. Die Strecke sei in den 1970/80er Jahren auf amerikanischen Druck zwischen Landstuhl, Ramstein und Pirmasens vierspurig geplant worden, um die Standorte wegen militärischen Interessen zu verknüpfen. Mit dem Abzug der Amerikaner in Pirmasens sei das Projekt in den Jahren 1998/99 endgültig gestorben. Ein vierspuriger Ausbau sei erst ab einer Frequenz von 20.000 Fahrzeugen pro Tag in Deutschland vorgesehen, erklärt Weiss.
Der 2013 bis 2014 erfolgte Ausbau bei Höheinöd sei mit Hilfe von sogenannten Straßenerhaltungsgeldern realisiert worden, die beim Bund abgerufen werden. Darüber hinaus habe sich eine Bürgerinitiative in und um Höheinöd für den Erhalt der Auf- und Abfahrt zur A62 stark gemacht und es sei auch mit Zutun von der damaligen Bundestagsabgeordneten Anita Schäfer (CDU) eine gute Lösung gefunden worden. Auch Angelika Glöckner war politisch in die Entscheidungsfindung involviert (Anmerkung der Redaktion). In der Verwendung und Freisetzung solcher zum Straßenerhalt eingeplanten Mittel, sieht Weiss die einzige Möglichkeit, Besserung herbei führen zu können.
Info: Zum Wahlkreis 209 gehören die Städte Pirmasens und Zweibrücken sowie der Kreis Südwestpfalz und die Verbandsgemeinden Landstuhl, Ramstein-Miesenbach und Bruchmühlbach-Miesau (Landkreis Kaiserslautern).
Autor:Erik Stegner aus Landstuhl |
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