Gedenktafel erinnert an deportierte Juden
Ein Zeichen gegen das Vergessen
Von Frank Schäfer
Landstuhl. Am vergangenen Samstag, 9. November, wurde in der Kanalstraße 5 in Landstuhl eine Gedenktafel enthüllt, die an die Pogromnacht und an die deportierten Landstuhler Juden erinnert. Neben Landstuhls Bürgermeister Ralf Hersina, Verbandsbürgermeister Dr. Peter Degenhardt und Pfarrer Andreas König waren zahlreiche Beigeordnete und Mitglieder des Stadtrats sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger vor Ort.
Das Datum wurde bewusst gewählt. Am 9. November 1938 kam es in ganz Deutschland zu organisierten Übergriffen des nationalsozialistischen Regimes gegen Juden und jüdische Einrichtungen, bei denen unter anderem Synagogen in Brand gesteckt wurden. Tausende Juden wurden misshandelt, verhaftet oder getötet. In der Kanalstraße 5 richtete die jüdische Gemeinde mangels einer eigenen Synagoge einen Betsaal ein, der um 1930 um eine Nische für den Toraschrein erweitert wurde. Beim Novemberpogrom 1938 wurde der Betsaal von der SA demoliert, die Ritualien wurden entwendet, die Häuser und Geschäfte jüdischer Bürger wurden zerstört. Die letzten Juden wurden im Oktober 1940 in das Konzentrationslager Gurs in Südfrankreich deportiert.
Der Vorschlag, an der Adresse eine Gedenktafel zu errichten, die an die Nazi-Verbrechen in Landstuhl erinnert, traf auf die uneingeschränkte Unterstützung der Fraktionen im Stadtrat und auch der Eigentümer des Hauses, Dr. Tobias Wiebelt, hat sich dazu bereit erklärt, dass die Gedenktafel angebracht wird.
„Es ist ein gutes Zeichen, das wir hier setzen“, betonte Ralf Hersina. „Wir sehen Tendenzen in Deutschland, die äußerst besorgniserregend sind. Viele von uns sind nach 1945 geboren oder waren damals noch Kinder. Wir tragen keine Verantwortung für die Geschichte, aber wir müssen uns der Geschichte stellen und dafür sorgen, dass so etwas nicht wieder passiert. Und dies beginnt im Kleinen, auf kommunaler Ebene“, so Hersina. Die Gedenktafel wurde zweisprachig gestaltet - in deutsch und englisch.
Autor:Frank Schäfer aus Wochenblatt Pirmasens |
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