Interview mit Detlev Christiansen vom Nardini Klinikum Landstuhl
„Es liegt an uns, die Pandemie einzudämmen“

Detlev Christiansen  Foto: Nardini Klinikum

Von Stephanie Walter

Landstuhl. Auch im Landstuhler Nardini Klinikum hat man umfassende Maßnahmen gegen das Coronavirus ergriffen. In einem Interview mit dem Wochenblatt hat der Ärztliche Direktor Detlev Christiansen über die aktuelle Lage gesprochen und darüber, wie wichtig es ist, gut informiert zu sein und diszipliniert zu bleiben.

???: Können Sie uns einen Einblick in die derzeitige Situation im Klinikum geben?

Christiansen: Die Westpfalz gehört glücklicherweise zu einer Region, die nicht so stark von dem Virus betroffen ist und wir mussten bisher vor Ort nur wenige Fälle behandeln. Trotzdem sind wir natürlich umfassend vorbereitet, denn die Sicherheit steht an erster Stelle. Zu unserer bereits bestehenden Intensivstation wurde eine zweite Intensivstation im ambulanten OP-Bereich generiert. Unter dem enormen Einsatz der Pflegekräfte der Anästhesie war dies innerhalb weniger Tage möglich. Hier werden die Patienten versorgt, die nicht an COVID-19 erkrankt sind. Die bisherige Intensivstation ist komplett für die Corona-Patienten vorgesehen. Beide Intensivstationen werden pflegerisch im Schichtbetrieb betreut. Für die Intensivstation mit den Patienten, die am Coronavirus erkrankt sind, gibt es auch einen speziellen ärztlichen Schichtdienst. Zusätzlich wurde der ärztliche Bereitschaftsdienst der Anästhesie verdoppelt, damit jederzeit die optimale Versorgung aller Patienten gewährleistet ist. Außerdem wurde eine komplette Etage speziell für die Aufnahme von COVID-Patienten frei gemacht.

???: Halten sich Patienten und Besucher an die Vorgaben oder gibt es Unmut über die Vorsichtsmaßnahmen?

Christiansen: Die Patienten und Besucher zeigen sich sehr verständnisvoll für die besondere Situation. Es gab und gibt bislang keine Beschwerden. Auch die Maßnahmen, die von uns nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts ergriffen wurden, werden durchweg befolgt. Dazu gehören zum Beispiel ein Mund-Nasen-Schutz für jeden im Haus tätigen Mitarbeiter und die Patienten, Händedesinfektion und die enge Besuchsregelung. Wir wissen natürlich, wie schwer es ist, wenn Angehörige die Patienten nicht begleiten können. Durch diese Maßnahmen tragen wir aber größte Sorge dafür, dass Keime nicht ins Haus getragen werden. Somit dienen die ergriffenen Maßnahmen dazu, unsere Patienten und unser Personal in höchstem Maße zu schützen.

???: Sind die Menschen aus der Region gut über das Coronavirus informiert oder haben Sie das Gefühl, dass oft auf Falschmeldungen vertraut wird?

Christiansen: Ich denke, dass die Menschen in der Region gut informiert und vernünftig sind. Sie wissen und erfahren jeden Tag durch die Medien, wie schwer der Krankheitsverlauf durch das Virus sein kann und wie hoch ansteckend es ist. Enorm wichtig, und es kann nicht oft genug betont werden, ist es, zu Hause zu bleiben, enge Kontakte zu vermeiden, Abstand zu wahren und Hygienemaßnahmen zu beachten, da die Konzentration der Virenübertragung für den Krankheitsverlauf und die Ansteckungsgefahr wesentlich ist. Nur durch die Hygienestandards kann einer Verbreitung des Virus Einhalt geboten werden.

???: Auch, wenn man sich der Gefahr bewusst ist, hat man aber schon das Gefühl, dass die Vorsicht bei den wärmeren Temperaturen nachlässt.


Christiansen:
Das Wetter ist gut, die Sonne scheint. Alles ist oder scheint normal. Man sieht keine kranken Menschen auf der Straße. Daher erfordert die aktuelle Situation von uns ein großes Maß an Disziplin. Das gefährliche an dem Virus ist natürlich auch, dass man die Gefahr nicht sehen kann. Fest steht, dass wir uns in der nächsten Zeit nur schrittweise wieder in eine angenäherte Normalität bewegen.

???: Trotzdem scheint es noch Menschen zu geben, die das Virus unterschätzen...

Christiansen: Das Virus ist gefährlich und hoch ansteckend und es darf nicht verharmlost oder unterschätzt werden. Auch, wenn wir in unserer Region bisher Glück hatten, gilt es, die empfohlenen Regeln diszipliniert umzusetzen. Wir müssen uns mit dem Virus arrangieren und sehen, wie sich die Maßnahmen der Regierung auswirken. Auf jeden Fall bleiben wir vorbereitet und die Vorkehrungen, die wir im Krankenhaus getroffen haben, bleiben für die Zukunft bestehen. Sollte jemand Hilfe brauchen, sind wir im Nardini Klinikum mit all unseren Kräften für die Patienten da. Wir sind auf alle Eventualitäten gut vorbereitet, mit Schutzausrüstung, mit entsprechendem Personal und mit ausreichenden Plätzen für die Versorgung aller Patienten.

???: Was lernt man aus der Situation für die Zukunft? Denken Sie, dass man künftig vorsichtiger sein wird?

Christiansen: Für die Zukunft werden wir sicher intensiver sensibilisiert sein und es auch bleiben. Wir werden vielleicht auch vorsichtiger mit dem Leben und den Dingen, die uns das Leben ermöglicht, umgehen. Dankbarer sein, bewusster leben, uns klar machen, was es bedeutet, die Ressourcen, die uns die Umwelt bietet, respektvoll zu nutzen. Man begreift nun auch, wie schnell unser so lieb gewonnenes Gefüge verletzt werden kann. Wie alltägliche Dinge plötzlich nicht erreichbar sind. Für viele von uns hat sich das Leben in dieser Zeit verändert und das hat Spuren hinterlassen.

???: Was bedeutet das für das Gesundheitswesen?

Christiansen: Was das Gesundheitswesen betrifft, so werden wir uns sicher aus der jetzigen Erfahrung heraus für die Zukunft besser wappnen. Größere und damit ausreichende Vorräte an Schutzausrüstung vorhalten, und zwar in allen medizinischen Einrichtungen. Wir werden vielleicht auch grundlegend Überlegungen anstellen, die Stellenpläne für medizinisches Personal kritisch zu hinterfragen. Vielleicht auch und gerade weil wir gesehen haben, wie wichtig und essenziell eine gute medizinische Versorgung mit gut ausgebildetem ärztlichem wie pflegerischem Personal ist.

???: Welche Herausforderungen warten in der nächsten Zeit Ihrer Ansicht nach auf uns?

Christiansen: Wir haben die jetzige Situation verstanden und sind uns der Ernsthaftigkeit der aktuellen Lage bewusst. Wir haben akzeptiert, dass wir uns anders verhalten müssen. Wir alle haben mitgeholfen, das Virus unter Kontrolle zu halten. Es liegt jetzt an uns, die Pandemie weiter einzudämmen und mit den notwendigen Vorkehrungen bewusst mit dem Virus umzugehen und letztendlich auch mit ihm zu leben.
Ich wünsche uns allen, dass wir jetzt gesund auf einen neuen Lebensabschnitt blicken können, auf ein „danach“, und uns auf eine lebenswerte, wenn auch veränderte Zukunft freuen können.

Weitere Informationen:

In den Wochenblättern und Stadtanzeigern, gerade auch online, finden sich aktuelle Zahlen, Interviews mit angesehenen Medizinern, Politikern oder Geschäftsleuten vor Ort. So ist es möglich, eine eigene Meinung basierend auf recherchierten Fakten aufzubauen.

Entlarvung von Fakenews: https://correctiv.org/faktencheck/coronavirus/

Coronavirus in unserer Region: www.wochenblatt-reporter.de/coronavirus

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Autor:

Stephanie Walter aus Wochenblatt Kaiserslautern

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