Interview mit Pflegedirektor Jens Lehnhardt zum Thema Pflegenotstand
Langfristige Maßnahmen gefordert

Machten trotz hoher Arbeitsbelastung am Internationalen Tag der Pflegenden auf den Pflegenotstand aufmerksam: Die Pflegekräfte des Nardini Klinikums Landstuhl  Fotos: Nardini Klinikum
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Von Stephanie Walter

Landstuhl. Das Thema Pflegenotstand hat durch die Coronakrise ein neues Maß an Aufmerksamkeit erhalten. Das Wochenblatt hat mit Jens Lehnhardt, Pflegedirektor am Nardini Klinikum Landstuhl und Zweibrücken, darüber gesprochen, welche Wege eingeschlagen wurden, um dem Pflegenotstand entgegenzuwirken und wo noch dringend reagiert werden muss, um in Zukunft gut aufgestellt zu sein.

???: Am 12. Mai fand der Internationale Tag der Pflegenden statt. Auch das Landstuhler Nardini Klinikum hat sich hier beteiligt. Was genau ist das Ziel des Aktionstages?

Lehnhardt: Der Tag erinnert an den Geburtstag der britischen Krankenpflegerin und Pionierin der modernen Krankenpflege, Florence Nightingale, und will auf die Herausforderungen des Pflegeberufs und die Belange des Pflegepersonals hinweisen. Die Aktion der Landespflegekammer, gemeinsam mit dem Aktionsbündnis „Walk of Care“ und der Bundespflegekammer, macht auf die prekäre Situation in der professionellen Pflege aufmerksam und drängt auf schnelle und vor allem deutliche Verbesserungen. Als Nardini Klinikum haben wir uns gerne an der Aktion beteiligt. Wir bekunden unsere Solidarität mit dem Pflegeberuf und wollen die klare Botschaft unterstützen mit dem Ziel, die Versorgung der Gesellschaft mit „guter Pflege“ auch nachhaltig sicherzustellen.

???: Können Sie die Problematik näher erläutern?

Lehnhardt: Zum einen war das Thema Pflege für die Bundesregierung über mehrere Jahre einfach nicht präsent genug. Außerdem gibt es im Gesundheitswesen einen großen Wettbewerb. Mit der Umstellung der Abrechnung im Krankenhaus auf das DRG-System ist auch der Kostendruck auf die Krankenhäuser immer weiter gestiegen. Da die Pflegekräfte die größte Verdienstgruppe ausmachen, ist die Folge, dass hier natürlich versucht wird zu sparen, um wirtschaftlich zu arbeiten. Diese Entwicklung kann man so einfach nicht weiterlaufen lassen und es ist mittlerweile ein großer Druck auf die Politik entstanden, die nun versucht, gegenzusteuern.

???: Welche Maßnahmen wurden genau eingeleitet, um hier entgegenzuwirken?

Lehnhardt: Eine der Maßnahmen ist die Konzertierte Aktion Pflege, die es zum Ziel hat, die Attraktivität der Berufe in der Pflege langfristig zu sichern. Mehr Ausbildungsplätze, bessere Weiterbildungsmöglichkeiten sowie die Aktivierung stiller Reserven, also ausgebildeter Pflegekräfte, die derzeit nicht in diesem Beruf tätig sind, gehören unter anderem zur Aktion. Natürlich spielt auch das Thema Verdienst eine Rolle, denn Pflegekräfte müssen besser entlohnt werden.

???: Hierbei handelt es sich ja um einen langfristigen Lösungsansatz, welche kurzfristigen Maßnahmen wurden ergriffen?

Lehnhardt: Hier ist zum einen das Pflegepersonalstärkungsgesetz zu nennen, das 2018 auf den Weg gebracht wurde und dem Pflegenotstand entgegenwirken soll. Jede zusätzliche oder aufgestockte Pflegestelle am Krankenhausbett wird, ebenso wie Tarifsteigerungen für Pflegende, vollständig refinanziert. So entfällt der Kostendruck für die Krankenhäuser. Eine positive Folge für die Patienten bringt wiederum die Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung mit sich, die dafür sorgt, dass ein Krankenhaus immer ausreichend Pflegepersonal vorhalten musst, da sonst Strafzahlungen drohen.

???: Wie Corona gezeigt hat, reichen diese Maßnahmen doch aber nicht aus, oder?

Lehnhardt: Nein, die Maßnahmen reichen natürlich nicht aus. Vor allem in den Ballungsgebieten gibt es einen riesigen Wettbewerb, weil einfach zu wenig Personal zur Verfügung steht. Die Anzahl der Bewerber auf eine freie Stelle nimmt von Jahr zu Jahr ab, das macht es natürlich auch schwer für die Kliniken, genügend Pflegepersonal vorzuhalten. Noch schaffen wir das in Landstuhl und Zweibrücken, aber es wird immer schwieriger, die Vorgaben einzuhalten.

???: Wo besteht Ihrer Meinung nach ein konkreter Handlungsbedarf, sodass sich die Entwicklung verbessern kann?

Lehnhardt: Die Bezahlung des Pflegepersonals ist das A und O. Wir sprechen hier von einem Beruf, bei dem durch den Schicht- und Wochenenddienst oft Lebensqualität verloren geht. Hier ist der Pflegeberuf nicht attraktiv genug und muss definitiv adäquat vergütet werden. Darüber hinaus müssen wir es dringend schaffen, junge Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen.
Auch in Zukunft muss die Pflege, so wie es derzeit der Fall ist, aus der DRG-Finanzierung der Krankenkasse genommen und komplett erstattet werden und wir müssen auch vermehrt ausländische Fachkräfte anwerben. Wir sind einfach auf Unterstützung angewiesen und können uns die Situation nicht schön reden. Hier muss die Politik aber auch ihre Hausaufgaben machen, denn in Rheinland-Pfalz warten Fachkräfte aus dem Ausland bis zu einem Jahr auf ihre Anerkennung, weitaus länger als in anderen Bundesländern, was uns natürlich einen Nachteil verschafft, neues Personal zu gewinnen.

???: Wie sieht es im Bereich der Rahmenbedingungen in den Einrichtungen aus? Besteht auch hier Handlungsbedarf?

Lehnhardt: Ja, auch diese müssen definitiv verbessert werden. Der Pflegeberuf ist unheimlich hektisch und viele Abläufe müssen in schneller Zeit abgearbeitet werden, daher bedarf es dringend Maßnahmen, die die Pflegekräfte entlasten. Dazu gehört auch eine Umstrukturierung der internen Abläufe. Dafür läuft im Nardini Klinikum auch bereits seit zwei Jahren ein Projekt. Wir haben hier unter anderem den Aufnahmeablauf und das Entlassungsmanagement vereinfacht und zentralisiert. So sorgen wir auch für eine Entlastung der Patienten.

???: Wie ist Ihre Einschätzung der getroffenen Maßnahmen mit Blick auf die Zukunft?

Lehnhardt: Auch wenn sie nicht ausreichen, sind die Maßnahmen der Bundesregierung ein Schritt in die richtige Richtung. Was man nicht vergessen darf ist, dass es sich nur um erste Lösungsansätze handelt. Wir haben einen Fachkräftemangel und jeder Mitarbeiter ist wichtig. Die Pflege steht vor allem wegen Corona gerade im Fokus. Was jetzt nicht passieren darf ist, dass die Folgeschritte ausbleiben. Unsere Angst ist aktuell natürlich schon, dass Dinge, die auf den Weg gebracht wurden, nicht fortgeführt werden. Der Coronabonus ist zwar eine gute Sache, aber die Pflege, die Versorgung und die Vergütung müssen auch langfristig verbessert werden.

???: Wo sehen Sie hier auch in Zukunft die Aufgabe der Krankenhäuser und der Pflege, wenn es darum geht, Ihre Sache zu vertreten?

Lehnhardt: Es ist wichtig, dass wir Präsenz zeigen, in den Medien und auch in der Politik. In der Vergangenheit war die Pflege nicht immer gut berufspolitisch organisiert und es gab viele verschiedene Verbände. Das hat sich nun mit der Gründung der 1. Pflegekammer in Rheinland-Pfalz geändert. Jetzt haben wir ganz andere Möglichkeiten, auf uns aufmerksam zu machen, uns zu organisieren und auch Druck auf die Politik auszuüben. sw

Machten trotz hoher Arbeitsbelastung am Internationalen Tag der Pflegenden auf den Pflegenotstand aufmerksam: Die Pflegekräfte des Nardini Klinikums Landstuhl  Fotos: Nardini Klinikum
Pflegedirektor Jens Lehnhardt
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Stephanie Walter aus Wochenblatt Kaiserslautern

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